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Rapid-Hartberg: Ein Tor-Spektakel mit Ansage

Bei diesem Duell fliegen die Fetzen. Erklärungsansätze von Schopp:

Auch das sechste Duell zwischen dem SK Rapid und dem TSV Hartberg binnen etwas mehr als elf Monaten wurde zum Tor-Festival und zum Genuss für den neutralen Zuschauer.

0:3, 5:2, 2:2, 4:2, 3:4 und jetzt eben 3:3 - ein Tor-Schnitt von 5,5 Treffern pro Spiel, fast wie aus der EBEL entliehen.

Aber warum kracht es auf der Anzeigetafel gerade dann fast schon mit Ansage, wenn diese beiden Teams mit eigentlich so unterschiedlichen Voraussetzungen aufeinander treffen?

"Unser Gegner hat enorm viel Qualität, da gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann sich defensiv verhalten oder probieren, den Gegner mit eigenen Ideen vor Probleme zu stellen. Das haben wir jedes Mal probiert", erklärte TSV-Trainer Markus Schopp nach der Punkteteilung in der 9. Bundesliga-Runde (Spielbericht>>>).

"Es sind dann immer so Schlüsselmomente, wo die Mannschaft komplett an sich zu glauben beginnt, da ist auch oft die Gefahr, dass man zu offensiv wird - und das bestraft die andere Mannschaft, weil sie Qualität hat", analysierte er die bisherigen Schlagabtausche.

Langsamer Start der Hartberger

In der ersten halben Stunde ließ sich der Eindruck gewinnen, dass es diesmal anders laufen könnte. Nämlich so, wie es bei einem Heimspiel Rapids gegen einen vermeintlich "kleinen" Klub häufig läuft: Ein passiver Gegner überlässt den Hütteldorfern die Partie, der Spielverlauf ist vor allem von der Chancenverwertung der Wiener abhängig.

Dass Taxiarchis Fountas die gute erste Viertelstunde Rapids zur Führung ummünzte (17.), ließ ein Spiel unter Kontrolle der Gastgeber vermuten, fanden die Steirer doch so gar nicht in die Offensive. Aber das Bild sollte sich wandeln, spätestens nach einer halben Stunde verlor sich der grün-weiße Faden.

Und kurz vor der Pause schloss Jodel Dossou, der auf dem linken Flügel eine der auffälligeren Erscheinungen im knalligen Orange der Hartberger Auswärtstrikots war, einen Alleingang mit dem überraschenden Ausgleich ab - ein Wendepunkt im Spiel (45.).

"Es zieht sich bei uns ja so ein bisschen durch, dass wir immer gegen Ende der Halbzeit oder des Spiels ein Tor bekommen", hatte Rapids Kapitän Stefan Schwab danach bei LAOLA1 auch am Timing des ersten Gegentreffers zu nagen.

Rapid-Sieg in erster Hälfte vergeben

"Der Ausgleich war sicher nicht förderlich, aber vorher musst du schon 2:0, vielleicht 3:0 führen, dann ist das Spiel wahrscheinlich beendet", knabberte Didi Kühbauer an der Chancenverwertung, die ein auffällig häufiges Manko bei Rapid darstellt.

Vor allem Aliou Badji blieb glücklos, etwa, als er nach 40 Minuten eine höhere Führung knapp am langen Eck vorbeilegte.

Und so tat sich für Hartberg die Möglichkeit auf, wieder zurückzufinden. Nach Dossous Ausgleich führte ein zu kurz geklärter Freistoß in weiterer Folge zum 1:2 durch David Cancola (52.), der nächste Hartberger Schlag gegen Rapid bahnte sich langsam an, Kühbauers "Wechselbad der Gefühle" führte erneut in kaltes Wasser.

Schopp wollte mehr

Und trotzdem war es auch jene Phase, in welcher der Hartberger Coach den Schlüssel zum versäumten Sieg sah, denn "die zweite Halbzeit war fantastisch, wir haben es nur verabsäumt, nachzusetzen", fand Schopp.

Denn Rapid kam durch das zweite Fountas-Tor in der 72. Minute nicht nur zurück ins Spiel, sondern fand auch den Faden wieder. 

Dass das Spiel mit der strittigen Situation rund um das 3:2 Hartbergs (HIER nachlesen>>>) in der 83. Minute noch einmal in Richtung der Gäste kippte, war für den Punktgewinn der Steirer dementsprechend wichtig.

Hartbergs Kopf bleibt unten

"Wenn du noch einmal in Führung gehst, ist das eine angenehme Geschichte, aber wir haben es nicht geschafft, das über die Runden zu bekommen. Da müssen wir uns selbst ein bisschen an der Nase nehmen", störte Schopp weniger die lange Nachspielzeit, als vielmehr das eigene Abwehrverhalten beim 3:3 durch Stefan Schwab in der 96. Minute.

"Aber wenn wir uns als Hartberg über einen Punkt in Hütteldorf nicht freuen würden, würde auch etwas falsch laufen", blieb die Demut des vermeintlichen Außenseiters bestehen.

"Es sind viele positive Sachen, die man mitnehmen muss. Die kann man nicht kleinreden. Ich sage: Gutes Spiel, Mund abwischen, weitergehen."

Auch Kühbauer musste sich letztendlich mit der Punkteteilung abfinden, denn "'verloren' haben wir das Spiel in der ersten Halbzeit."

Es wird abzuwarten sein, ob Rapids neue Euphorie einen nachhaltigen Knacks bekommen hat, nächste Woche geht es nach Mattersburg.

Der TSV Hartberg schließt seinen "Block" gegen die starken Gegner WAC, Salzburg, Rapid und LASK gegen die Oberösterreicher ab - vielleicht funktioniert das Erfolgsrezept des Mutes auch einmal gegen einen anderen der "Großen".

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