"Im Nachhinein müssen wir froh sein, nur vier Tore bekommen zu haben, so ehrlich muss man sein", sagte Austria-Coach Thomas Letsch nach dem 0:4-Debakel (Nachbericht) im 326. Wiener Derby gegen Rapid.
So wie etliche Trainer zuvor musste auch der Deutsche eine Niederlage im ersten Duell (Trainer-Debüts im Derby) gegen den Stadtrivalen einstecken.
Doch die Art und Weise, wie die höchste Niederlage seit 1981 zustande kam, gab dem 49-Jährigen zu denken.
"Wenn man solche Fehler macht, wie wir heute, kann man kein Spiel gewinnen. All das, was wir letzte Woche gegen Sturm gut gemacht haben, haben wir heute vermissen lassen. Es waren immer Eigenfehler, wo wir dumme Ballverluste hatten und hinterher laufen mussten."
Fehlende Qualität
Florian Klein wirkte nach der klaren Abfuhr ebenfalls geknickt: "Man hat von Beginn an gesehen, dass wir nicht die Qualität haben, um richtig mitzuhalten. Unser Start war noch ganz okay, aber mit Fortdauer hat man gesehen, dass wir nicht die Qualität am Platz haben, um das Spiel zu beruhigen und unsere Konter zu Ende zu spielen. Rapid hat eine sehr gute Mannschaft, die das sehr gut umgesetzt hat. Wir haben es letzte Woche perfekt gegen Graz gemacht, aber wenn drei Spieler ausfallen, können wir das mit diesem Kader nicht kompensieren."
Letsch wollte sich jedoch nicht auf die Ausfälle ausreden. "Das wäre mir zu billig. Es wird immer wieder die Situation geben, dass Spieler ausfallen. Wir hatten eine Mannschaft am Platz, von der ich überzeugt war, dass die Mischung passt. Wir haben den absoluten Willen vermissen lassen."
Klein nimmt Mitspieler in die Pflicht
Die Austria musste gegen Rapid nicht nur auf die verletzten Stangl, Prokop und Friesenbichler verzichten, sondern auch auf die gesperrten Raphael Holzhauser sowie Tarkan Serbest – sprich auf das komplette Zentrum im Mittelfeld.
Klein über die Ersatzleute: "Demaku und De Paula sollten die Mitte dicht machen, Alhassan davor agieren. Von da wollten wir auch Druck ausüben. Aber wir sind überhaupt nicht reingekommen. Wir hatten zwar ein paar Ballgewinne, waren aber nicht in der Lage, diese auszunützen: Entweder sind wir hängengeblieben oder wir haben einen Abspielfehler gemacht."
Genau an diesem Punkt nahm der Routinier seine Mitspieler in die Pflicht: „Rapid ist mit einem schnellen Offensivspieler gekommen und wir sind nicht mehr zurückgekommen. Das sollte vielen Spielern zu denken geben. Wenn man jung ist und reinkommt, muss man wenigstens alles geben. Fehler kann man machen, aber die Bereitschaft war heute bei weitem nicht so wie in Graz."
"Ein 0:4 ist peinlich"
Zumal es den Violetten in keiner Phase der Partie gelang, die Konter der Rapidler zu unterbinden.
Letsch meinte dazu: "Es war heute nicht zwingend ein taktisches Problem, sondern die Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Dann kommt der Gegner mit Schwung und es wird schwer. Solche Fehler darf man nicht machen."
Zudem konnte kein eigenes Pressing aufgezogen werden. „Wenn wir früh attackieren wollen, müssen wir eng und kompakt sowie richtig aggressiv sein. Das haben wir nicht immer geschafft. War die erste Hälfte noch einigermaßen okay, war es nach der Pause teilweise wild. Jeder Ball in die Tiefe war brandgefährlich", musste der Austria-Coach eingestehen und erklärte abschließend:
"Ich tue mir heute schwer, etwas Positives herauszuziehen. Ein 0:4 ist peinlich und es tut mir für alle Fans leid, die heute da waren. Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern müssen alles analysieren, was wir schlecht gemacht haben. Das wird eine Weile dauern."