Bei Austria Wien war schon im Vorfeld der Admira-Partie wegen des verpatzten Starts in das Frühjahr Feuer am Dach.
Die 1:2-Pleite in der Südstadt könnte das Fass zum Überlaufen bringen. Vor allem Trainer Thorsten Fink scheint schwer angezählt.
FAK-Vorstand Markus Kraetschmer vermeidet es im Gespräch mit "Sky", dem Deutschen Rückendeckung zu geben, als er konkret auf dessen Zukunft angesprochen wird:
"Es wäre ganz, ganz falsch, hier irgendwelche Durchhalteparolen zu sagen. Ich bitte um Verständnis, dass ich im Moment extrem sauer und angefressen bin. Ich habe gelernt, dass man versuchen soll, die Emotionen ein bisschen sacken zu lassen. Aber es gibt meiner Meinung nach in dieser Situation überhaupt kein Tabu, dass man etwas nicht andiskutieren kann. Wir müssen den Turnaround schaffen."
Zeitnahe Entscheidungen nach Analyse mit Wohlfahrt
Kein Tabu. Auch die Personalie Fink wird nach der dritten Niederlage in Folge andiskutiert werden. Konkret kündigt Kraetschmer Gespräche mit Sportchef Franz Wohlfahrt über die weitere Vorgehensweise an:
"Franz Wohlfahrt und ich werden uns natürlich noch heute intensiv austauschen. Es wird sicherlich ein arbeitsintensives Wochenende sein, denn wir tragen als operative Spitze die Verantwortung und müssen das jetzt für uns analysieren, etwas sacken lassen und dann Entscheidungen treffen. Ich habe vor dem Spiel gesagt, wenn wir den Turnaround schaffen wollen, müssen wir dieses Spiel gewinnen. Das haben wir nicht geschafft. Jetzt muss man analysieren: Was ist das Richtige? Diese Aufgabe liegt bei Franz Wohlfahrt und mir."
Besagte Entscheidungen sollen laut Kraetschmer möglichst schnell fallen, denn bis zum nächsten Spiel sei es nur eine Woche und insgesamt stünden nur mehr deren zwölf auf dem Programm, was es schwierig machen würde, die Europa-League-Qualifikation zu erreichen.
Kämpfen alle um Europacup-Chance?
Auf dieses Minimalziel pocht der 46-Jährige weiterhin: "Davon lasse ich mich nicht abbringen. So lange wir die Chance haben, müssen wir um diese Chance kämpfen. Deswegen bin ich auch so enttäuscht, weil ich einfach nicht den Eindruck hatte, und das sage ich sehr, sehr offen, dass alle um diese Chance gekämpft haben. Da ist die Frage: Verstehen es einige Leute nicht? Oder haben wir es nicht richtig rübergebracht? Auch das hat in die Analyse einzufließen."
Unter der Woche habe man versucht, "mit vielen Gesprächen wachzurütteln". Dass auch nach der jüngsten Pleite Gesprächsbedarf besteht, liegt auf der Hand. Das weiß auch Fink. Der Deutsche plant viele Einzelgespräche und Videoanalysen mit der Mannschaft.
"Auch mit den oberen Leuten muss man schauen, was es da zu besprechen gibt. Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sagen: 'Wir machen jetzt einfach mal so weiter'", erklärt der 50-Jährige.
Fink: "Mein Standing wird nicht größer"
Fink macht sich dabei keine Illussionen, dass es zu diesen Einzelgesprächen und Videoanalysen mit der Mannschaft gar nicht mehr kommen könnte:
"Wenn man die Siege nicht einfährt oder in diesem Jahr die Erwartungen nicht erfüllt, hat man ja keine Argumente, außer dass wir in der Europa League waren. Das bedeutet natürlich, dass mein Standing im Verein nicht größer wird, das ist klar. Aber ich gebe das Beste, was ich für den Verein geben kann. Wenn das im Moment nicht reicht, dann ist es so."
Ob er damit rechne, dass das Gastspiel bei der Admira seine letzte Partie auf der Austria-Bank gewesen sein könnte? "Darum geht es ja gar nicht. Ich rechne überhaupt gar nicht damit, was mit mir passieren könnte. Wichtig ist, was mit dem Verein passiert. Der Verein steht immer im Vordergrund. Dafür müssen wir alles tun, das ist entscheidend."
Fink: Abgänge nicht gut genug ersetzt
Die Anhänger der Violetten taten ihren Unmut nach der Partie lautstark kund und übten bereits während der Begegnung mit einem Transparent scharfe Kritik an Fink: "Thorsten: Dieser Spielstil ist zum Kotzen!"
"Jeder kann seine Meinung äußern, das ist kein Problem", meint der FAK-Coach und verweist darauf, zweieinhalb Jahre gute Arbeit geleistet und sich zwei Mal hintereinander für die Europa League qualifiziert zu haben.
"Wir mussten gute Spieler verkaufen und haben bis jetzt nicht die Richtigen gefunden, die die dann ersetzen. Das muss man so sagen", deutet er eine Mitschuld des Sportchefs an, "trotzdem ist es eine Mannschaft, die höher als Mannschaften wie die Admira oder Mattersburg stehen sollte. Seit dem Herbst müssen wir uns vorwerfen, das wir das nicht geschafft haben."
Er könne die Mannschaft nur richtig einstellen. Dafür, dass die Spieler die Chancen nicht verwerten, könne er nichts. Leicht resignierend betont Fink jedoch auch: "Die Ausstrahlung der Mannschaft ist sozusagen das Gesicht des Trainers. Daher ist es meine Mannschaft, und wir stehen da, wo wir sind. Ich kann mich da nicht ausreden."