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Imhof: "Werden dank Pacult anders wahrgenommen"

Austria Klagenfurt hat sich im vergangenen Jahr erstaunlich entwickelt.

Imhof: Foto: © GEPA

Mit Hashtag-Messages ist das so eine Sache. Fußballklubs versuchen, damit ihre Mission zu vermitteln. Die einen propagieren Anspruch und Stil, die anderen kämpfen und siegen gemeinsam und die nächsten sind wiederum „eins“.

Und Klagenfurt? #KlagenfurtKommt. So richtig stimmt das nicht mehr. Denn der SK Austria Klagenfurt ist inzwischen vielmehr angekommen. Der Aufsteiger hat im ersten Halbjahr seinen Anspruch, sich in der Bundesliga zu etablieren, eindrucksvoll unterstrichen.

Die Kärntner haben auf Platz vier überwintert. Da könnten die Bäume, die längst nicht mehr im Wörthersee Stadion wurzeln, schon mal in den Himmel wachsen.

Der Konjunktiv hat in diesem Fall seine Berechtigung. Denn Geschäftsführer Sport Matthias Imhof versichert: „Wir haben mit Peter Pacult zum Glück einen Trainer, der dagegenwirkt. Er hat den Spielern mitgeteilt, dass wir noch nichts erreicht haben, aber auch nichts verlieren, sondern nur gewinnen können.“

VIDEO: Imhof vor dem Frühjahrsstart

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Die Meisterrunde – und damit sehr wahrscheinlich ein Europacup-Platz – ist zum Greifen nahe. Doch der Deutsche hält fest: „Wir sind mit dem Ziel, die Klasse zu halten, gestartet. Wir sind weiter Außenseiter. Wenn wir nächstes Jahr noch Bundesliga spielen, war die Saison ein Erfolg.“

Und für die Klagenfurter gibt es auch noch einen anderen Weg nach Europa – den ÖFB-Cup. Im Viertelfinale gastieren die Violetten bei der SV Ried.

„Wir begegnen Ried auf Augenhöhe, da wird viel von der Tagesform abhängen. Wir wollen schon ins Finale hier bei uns zuhause, das wäre schon schön“, sagt Imhof.

Pacults Rückkehr

Es ist schon eine erstaunliche Entwicklung, die der Verein aus der Kärntner Landeshauptstadt genommen hat. Vor einem Jahr schon überwinterten die Klagenfurter auf dem vierten Platz, damals aber in der Admiral 2. Liga.

Es folgte eine Entscheidung, die auf dem ersten Blick nur schwer nachvollziehbar war. Robert Micheu, der das Team zu einem Aufstiegs-Mitfavorit geformt hatte und über rund zwei Jahre hinweg einen Punkteschnitt von 1,9 aufwies, wurde seines Amtes als Chefcoach enthoben. Stattdessen wurde Peter Pacult als neuer Trainer installiert.

Der Wiener war zu diesem Zeitpunkt für das Gros der heimischen Klubs ein Rotes Tuch. Seit dem völlig verunglückten Engagement beim FAC im Frühjahr 2015 tingelte Pacult als Coach am Balkan herum, seine Karriere in Österreich schien beendet.

"Ich weiß gar nicht, wieviele Anrufe ich von irgendwelchen Leuten, sogar von Politikern gekriegt habe, die mich dafür beschimpft haben"

Imhof über die Pacult-Bestellung

Doch die Klagenfurter Klubführung traute Pacult zu, den Aufstieg zu schaffen. Und stand damals mit dieser Meinung ziemlich alleine da. Imhof erzählt: „Wir haben alles richtig gemacht. Trotz der ganzen Kritik, die damals auf uns eingeprasselt ist. Ich weiß gar nicht, wieviele Anrufe ich von irgendwelchen Leuten, sogar von Politikern gekriegt habe, die mich dafür beschimpft haben.“

Ein Jahr später sieht die Sache ganz anders aus. Der 62-Jährige hat bewiesen, dass seine hemdsärmelige, bodenständige, grummelige Art nicht aus der Zeit gefallen ist. Gemessen am Status quo der eigenen Karriere zu Jahresende im Vergleich zum Jahresbeginn ist Pacult wohl der österreichische Trainer des Jahres 2021.

Und so kann man fünf Sätze von Imhof über Pacult nur anerkennend abnicken, die man vor einem Jahr kaum für möglich gehalten hätte: „Er hat einen Namen im österreichischen Fußball. Wir werden ganz anders wahrgenommen. Er ist die Figur, die vorne steht. Das hat dem Verein in der öffentlichen Wahrnehmung schon gutgetan. Für das Standing des Vereins war das ein Riesenschritt nach vorne.“

Neue Kräfte für 2022

2022 soll die Entwicklung weitergehen. Freilich auch mit neuen Kräften auf dem grünen Rasen.

Nach einem halben Jahr in Rumänien ist Rajko Rep nach Österreich zurückgekehrt. Der Slowene hat von 2014 bis 2016 schon einmal in Klagenfurt gekickt. „Er wollte unbedingt zu uns, hat bei uns angefragt. Er hat hier einen Namen und wir wissen, was er kann“, sagt Imhof.

Auch Lukas Fridrikas, dessen Aufstieg im Herbst in Innsbruck stagniert hat, wurde verpflichtet. „Wir wollten ihn schon, bevor er nach Innsbruck gegangen ist. Jetzt hatten wir die Chance“, freut sich der Sportchef auf den 24-jährigen Offensivspieler.

Foto: © GEPA

Patrick Hasenhüttl kam aus Unterhaching als Backup für Goalgetter Markus Pink, hat sich aber verletzt und fällt länger aus. Deshalb soll noch ein neuer Stürmer kommen.

Und dann wäre da noch Liu Shaoziyang. Der 18-jährige Goalie wurde bis Sommer 2023 vom FC Bayern ausgeliehen. „Er ist ein sehr, sehr guter Tormann. Er hat ein Mörder-Potenzial!“, sagt Imhof.

Spätestens im Sommer soll der Chinese um die Nummer eins kämpfen. Die Leihe von Lennart Moser (Union Berlin) läuft dann aus, Stammgoalie Phillip Menzel soll einen neuen Vertrag unterschreiben. „Ich sehe da keine Probleme mehr, wir müssen nur noch Details klären“, ist Imhof sehr zuversichtlich.

Auch abseits des Rasens entwickelt sich der Klub weiter. Seit Sommer nehmen die Klagenfurter mit ihrer Akademie an den ÖFB-Jugendligen teil.

Dass der Herbst für den Nachwuchs von Niederlagen geprägt war, ist für Imhof nebensächlich: „Ob die Jungs jetzt mal 0:5 oder 0:6 verlieren, ist uns komplett egal! Wir brauchen eine gewisse Zeit und geben sie uns auch. Bis eine Akademie steht, dauert das drei bis vier Jahre.“

Er verspricht: „In drei Jahren werden die ersten Spieler rauskommen, die es bei uns in den Profi-Kader schaffen.“

Klagenfurt kommt. Klagenfurt ist da. Aus Klagenfurt soll noch mehr kommen. Der Weg stimmt auf jeden Fall.

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