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Sturm-Goalie? Es müssen nicht zwei Meter sein

Andreas Schicker befindet sich in finalen Gesprächen mit einem potenziellen Vertreter von Kjell Scherpen. Ansonsten hat Sturms Sportchef ein klares Ziel.

Sturm-Goalie? Es müssen nicht zwei Meter sein Foto: © GEPA

Zumindest vom 24. bis 26. Dezember war es für Andreas Schicker einmal ein wenig ruhiger.

"Aber den einen oder anderen Spieler kriegst du auch an diesen Tagen angeboten", schmunzelt der Jung-Ehemann, der am 30. Dezember heiratete und dem danach zumindest ein "Flittertag" auf der Teichalm vergönnt war.

Aber ansonsten hat der Geschäftsführer Sport des SK Sturm Graz in dieser Phase des Jahres genügend zu tun.

Nicht dass proaktiv eine intensive Transferzeit geplant wäre, aber eine Personalie gilt es bekanntlich so rasch wie möglich über die Bühne zu bringen.

Finale Gespräche mit einem Kandidaten

Torhüter Kjell Scherpen fällt mit seiner Kreuzbandverletzung im Frühjahr aus, also muss logischerweise Ersatz her.

Noch sind laut Schicker zwei Keeper im Rennen: "Mit einem Kandidaten sind wir in den finalen Gesprächen. Es ist wichtig, dass wir zeitnah eine Lösung präsentieren. Wir werden sehen, ob wir es schon nächste Woche über die Bühne bringen."

Spätestens beim am 15. Jänner startenden Trainingslager in Belek soll die neue Nummer eins jedoch mit an Bord sein.

Dass es nach Arthur Okonkwo und Scherpen zum dritten Mal in Folge eine Leih-Variante sein wird, ist kein Geheimnis.

Ein Sturm-Goalie muss nicht zwei Meter groß sein

Dies ist und bleibt für Schicker eine Frage von Angebot und Nachfrage. Letztlich gibt es international genügend Goalies und namhafte Klubs, die an Leih-Geschäften interessiert sind.

"Am Markt ist es so, dass es sehr viele Torhüter gibt, die einfach spielen wollen. Es ist nun mal eine Position, auf der du entweder spielst oder nicht. Wir suchen aktiv, aber auch große Vereine suchen einen Verein wie Sturm Graz, meistens passt es dann sehr gut. Das hat mit Okonkwo und Scherpen funktioniert. Jetzt sind wir eben wieder in der Situation, dass wir eine sechsmonatige Leihe suchen."

Zur Erinnerung: Okonkwo, der inzwischen beim AFC Wrexham im Tor steht, kam vor einem Jahr vom FC Arsenal, 2,06-Meter-Riese Scherpen im Sommer von Brighton.

"Es gibt auch Torhüter, die 1,90 Meter groß und sehr gut sind."

Andreas Schicker

Gesucht wird wieder ein ähnliches Profil, wobei Schicker grinst: "Ich habe das Gefühl, unser Umfeld glaubt, dass ein Torhüter unter zwei Metern nicht mehr zu Sturm kommen kann. Das ist nicht der Fall. Es gibt auch Torhüter, die 1,90 Meter groß und sehr gut sind."

Das bedeutet: "Natürlich haben wir vor einem Jahr klar kommuniziert, dass wir in eine andere Richtung gehen wollen, und eine Mindestgröße von 1,90 wird auch der Neue wieder erfüllen. Aber es müssen nicht zwei Meter sein."

Keine Position für Investments

Für die kommende Saison soll die Leihe von Scherpen verlängert werden. Auch dass ist ein Grund, warum Sturm keinen Schlussmann kaufen möchte. Allerdings nicht der einzige.

"Wenn man Kjell als Beispiel hernimmt, hat Brighton vor einigen Jahren fünf Millionen Euro in ihn investiert. Da kann sich jeder ausrechnen, wie es ausschaut", betont Schicker.

Mit Luka Maric ist ein Eigenbauspieler der Backup, mit Matteo Bignetti und Elias Lorenz versucht Sturm zwei Youngster aufzubauen.

"Wir versuchen es mit Leihen zu überbrücken. Großes Geld in einem Torhüter zu investieren, ist nicht unser Weg. Das machen wir eher auf anderen Positionen wie im Angriff", verdeutlicht der Sportchef.

Scherpen "der beste Torhüter in Österreich"

Das Beispiel Scherpen gibt dem 37-Jährigen recht, schließlich spielte der Niederländer einen starken Herbst - gegen Ende hin bereits mit verletztem Knie.

Kjell Scherpen spielte einen starken Herbst
Foto: © GEPA

"Meiner Meinung nach war er in dieser Saison bislang der beste Torhüter in Österreich. Da ist uns ein echter Glücksgriff gelungen. Tormann-Trainer Stefan Loch hat das im Scouting herausragend gemacht", lobt Schicker und unterstreicht: "Es war auch eine große Leistung, dass er mit so einer Verletzung noch mehrere Wochen gespielt hat."

Läuft es nach dem Plan des Geschäftsführers Sport, bleibt der neue Torhüter der einzige Winter-Neuzugang:

"Stand heute haben wir alle Spieler zur Verfügung. Darum werden wir bis auf den Tormann auch nichts machen."

Das Ziel: Der Kader soll so zusammenbleiben

Dass Vorhaben vom Beginn einer Transferzeit nicht immer bis zu deren Ende halten, soll im Fußball-Geschäft mitunter vorkommen. Daher ist es natürlich nicht auszuschließen, dass die Grazer auf den potenziellen Ausfall oder Abgang eines Leistungsträgers reagieren müssen.

"Aktuell ist keine offizielle Anfrage da und es zeichnet sich auch keine ab", meint Schicker am Freitagnachmittag und bezeichnet es als "das Ziel", das aktuelle Aufgebot zusammenzuhalten. Ob das gelingt, wird sich final wohl erst Anfang Februar beurteilen lassen.

"Ich habe auch jetzt die Fantasie, dass beim einen oder anderen noch mehr geht."

Andreas Schicker

"Wenn etwas Konkretes kommt, gehe ich immer in den Dialog. Dass ich von Haus aus sage, diesen Transfer machen wir definitiv nicht, wird es bei mir nie geben, weil ich immer auch die Seite des Spielers hören will", meint Schicker.

Wenn es für alle Seiten passt, gehöre es zum vor dreieinhalb Jahren eingeschlagenen Weg, solche Transfers zu tätigen: "Wir wollen auch ein Verein sein , der es einem Spieler ermöglicht, über Sturm Graz in eine große Liga zu kommen. Aber das Ziel ist, dass wir so zusammenbleiben."

Es geht noch mehr

Sturm ist noch in allen drei Wettbewerben vertreten. In der Bundesliga fehlen als erster Verfolger zwei Punkte auf Tabellenführer FC Red Bull Salzburg. Dennoch hat man sich im Herbst noch Luft nach oben gelassen.

Auch deshalb möchte Schicker diese Truppe nicht auseinanderreißen:

"Wir haben einen guten Herbst gespielt, am Ende auch alle Ziele erreicht und sind als einzige österreichische Mannschaft noch im internationalen Geschäft vertreten. Auf der anderen Seite sehe ich schon auch, dass diese Mannschaft noch Potenzial hat."

In diesem Zusammenhang erinnert Schicker an das vergangene Frühjahr, als Manprit Sarkaria und Emanuel Emegha im Frühjahr durchgestartet sind: "Ich habe auch jetzt die Fantasie, dass beim einen oder anderen noch mehr geht."


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