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Sturms unübliche Wende bei Rapid

Standards und Comebacks - zwei Schwachpunkte der Saison könnten nun für Jubel sorgen.

So ist der Fußball!

Sturm Graz ging nach einer schwachen Meisterrunde wohl nicht mit überbordendem Selbstvertrauen ins Playoff-Hinspiel um die Europa League bei Rapid Wien, war bereits 0:1 hinten, sah sich zu diesem Zeitpunkt mit einem Übergewicht der Wiener konfrontiert - und durfte am Ende doch einen 2:1-Vorteil ins Heimspiel am Sonntag mitnehmen (Spielbericht>>>).

Dabei wurden gerade zwei Dinge zum Knackpunkt für die "Blackies", die in dieser Saison öfter für Kopfschmerzen sorgten: Comebacks nach Rückständen und Standards.

Nach dem 1:1 aus einem Elfmeter fiel auch das 2:1 im Anschluss an einen Eckball. Zwei Situationen in einem Spiel auf überschaubarem Niveau, die am Ende gar noch für ein versöhnliches Ende der schwierigen Saison sorgen könnten.

60 Minuten Rumgeschiebe

"Oft braucht es so Situationen", war sich Lukas Spendlhofer bewusst. "Jörg (Siebenhandl, Anm.) rettet uns vor dem 0:2, das bringt der Mannschaft einen Push nach vorn und im Gegenzug machen wir das 1:1. Das sind positive Gefühle, die wir in letzter Zeit nicht oft hatten, und die uns am Ende einen guten Auftrieb gegeben haben", so der Innenverteidiger.

Der mäßigen Vorstellung in den ersten 60 Minuten waren sich die Akteure am Platz scheinbar bewusst: "Immer, wenn eine Abwehrreihe den Ball hatte, hat sich die gegnerische Mannschaft nicht herausgetraut. Es war ein Hin- und Hergeschiebe ohne große Szenen, beide Mannschaften haben gewusst, was auf dem Spiel steht."

Doch dann gelang Rapid in Person von Kapitän Stefan Schwab, der bei einer Flanke von Thomas Murg nur mehr das Bein hinhalten musste, die Führung, stand sieben Minuten später durch Aliou Badji unmittelbar vor besagtem 2:0.

Ein schneller Gegenstoß - und die Wende. Debütant Leo Greiml musste gegen Otar Kiteishvili das Foul ziehen, Sturm glich vom Punkt aus. In der 78. Minute sprang der Ball nach einem Eckball von Greiml noch einmal über die Linie, Sturm hatte das Glück erfolgreich erzwungen.

Auch ein Wechsel als Wende

Bei beiden Situationen zentral beteiligt: Jakob Jantscher, der nach 59 Minuten Michael John Lema ersetzte und nicht nur die Verantwortung vom Elfmeter-Punkt übernahm, sondern auch besagte Ecke in den Fünfer trat.

Für Spendlhofer war diese Einwechslung der eigentliche Wendepunkt, obwohl sie noch bei 0:0 getätigt wurde: "Er hat einen super ruhenden Ball, bleibt beim Elfer cool, bringt überragende Eckbälle - er war sicher ein Faktor für uns am Schluss."

Der Gelobpreiste transportierte seine Coolness bis in die Mixed Zone: "Was ich beim Elfmeter gedacht habe? Gar nichts. Ich habe in meiner Karriere schon viele Elfmeter geschossen, trainiere das auch viel, daher war ich mir sicher, dass ich den reinhaue. Ich lege den Ball hin und schaue auf den Boden, nicht auf den Torhüter."

Für den 23-fachen Nationalteam-Spieler war klar, dass auch Standards das Spiel in diesem Maße beeinflussen können: "Das gehört zum modernen Fußball dazu. Wenn man da stark ist, kann das entscheidend sein, und das waren wir in diesem Jahr nicht immer."

Seltene Comebacks ein mentales Problem

Auch Trainer Roman Mählich nahm die beiden Aspekte wohlwollend zur Kenntnis: "Wir waren sehr effektiv bei Standards, das haben wir die ganze Saison vermissen lassen. Und wir alle kennen die Statistik, wie oft wir in dieser Saison noch verloren haben."

"Das gehört zum modernen Fußball dazu. Wenn man da stark ist, kann das entscheidend sein, und das waren wir in diesem Jahr nicht immer."

Jakob Jantscher über Standards

Trotz unveränderter Startelf zu den beiden vorhergehenden Niederlagen in der Meisterrunde war Mählich vor allem mit der defensiven Ordnung sehr zufrieden: "Eine Umstellung im System hat ganz gut gegriffen, wir haben die Halbräume gut zugestellt und waren diszipliniert, haben uns nicht verleiten lassen, offener zu spielen - obwohl das Gegentor ein Konter war, das haben wir so nicht geplant."

Nach Rückständen selten zurück in die Spur zu finden, sei "ab und zu auch ein mentales Problem", sicher kein körperliches, obwohl "uns die ganze Konstellation zugute gekommen ist", wie der Sturm-Coach auf Rapids kurze Regeneration anspielte.

Fällt jetzt auch die Heimschwäche?

Natürlich, dass mit dem 2:1-Erfolg in der Fremde erst die halbe Miete eingefahren war, war allen bewusst: "Natürlich war das ein wichtiger Schritt, aber wir brauchen es nicht überbewerten", bremste Spendlhofer.

Auch im Wissen um die Heimschwäche: Die fünf Heimspiele in der Meisterrunde wurden allesamt verloren.

Andererseits wäre das nur ein weiterer Faktor, den Sturm als versöhnlichen Abschluss in den beiden Entscheidungsspielen noch auf seine Seite ziehen könnte.

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