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Pacult nach Derby: "Fußball in Kärnten lebt"

Das erste Kärnten-Derby im Fußball-Oberhaus seit 1985 war ein durchaus rassiges.

Pacult nach Derby: Foto: © GEPA

0:0 endete das letzte Kärnten-Derby im österreichischen Fußball-Oberhaus in der Saison 1984/85 zwischen Austria Klagenfurt und dem SV Spittal/Drau. Fast 30 Jahre später war mit Austria Klagenfurt ein Protagonist von damals wieder dabei, der dieses Mal mit dem Wolfsberger AC brüderlich die Punkte teilte.

Das 1:1 im Jahr 2021 kam aber unter gänzlich anderen Voraussetzungen zustande als das Duell 1985. Die Vormachtsstellung im Süden Österreichs hat die Klagenfurter Austria längst abgegeben, der WAC zeigte sich mit konstanten Leistungen zuletzt mehrmals in der Europa League höchst erfolgreich.

Der späte Ausgleichstreffer durch Markus Pink tat vor einer tollen Kulisse sein Übriges und verwandelte die Wörthersee-Arena in ein Tollhaus. Auch für Routinier Peter Pacult auf der Klagenfurter Betreuerbank kein alltägliches Spiel.

"Ich bedanke mich auch bei der tollen Zuschauerkulisse. 14.000 Zuseher, damit hat man wahrscheinlich nicht rechnen können, aber man sieht, dass der Fußball in Kärnten noch lebt. Umso schöner ist das Ergebnis, damit wird heute keiner böse sein, weil es trotzdem gerecht ist."

"Hut ab vor der Mannschaft"

Am herrlichen Fußball-Nachmittag hatte die Mannschaft von Pacult einen großen Anteil. Der Aufsteiger agierte mutig und ließ sich auch von Rückstand und Platzverweis, zwei umstrittene Entscheidungen, nicht aus dem Konzept bringen.

Pacult war demtentsprechend stolz, ortete aber noch Mängel: "Perfekt war das sicher nicht. Wir haben schon gesehen, dass uns noch einiges fehlt. Die Bundesliga ist eine Spur anders als die 2. Liga, aber die Mannschaft hat sehr gut dagegengehalten und in der 89. Minute den Ausgleich gemacht. Dann muss man auch einfach gratulieren, weil da schon die Gefahr da ist, dass der WAC das 2:0 macht. Hut ab vor der Mannschaft."

Verantwortlich für den angesprochenen Ausgleich war Goalgetter Markus Pink, der schon mit seinen Toren in der 2. Liga und in der Relegation Garant für den Aufstieg der Violetten war. Das Tor gegen den WAC gehört aber mit Sicherheit zu seinen technisch anspruchsvolleren Treffern.

Die feine Ballannahme kommentierte Pink folgendermaßen: "Es war ein super Ball von Nico Wimmer. Ich war schlussendlich froh, dass er (Anm. Luka Lochoshvili) sich da verspekuliert hat und hatte einen super ersten Touch. Mein ehemaliger Trainer Alfred Tatar hat mir da etwas beigebracht und so habe ich ihn dann reingeschoben. Man sieht dann anhand der Jubel-Bilder, was es freisetzt."

WAC hadert mit "gefühlter Niederlage"

Während der späte Punktgewinn für Pink und Co. als Moralinjektion dient, sieht die Stimmungslage im Lager der Wolfsberger gänzlich anders aus. Neo-Trainer Robin Dutt haderte im "Sky"-Interview nach dem Spiel: "Wir können heute nicht zufrieden sein. Es fühlt sich wie eine Niederlage an, weil du das Tor sehr spät bekommst und dann noch durch einen langen Ball in Überzahl."

(Text wird nach VIDEO fortgesetzt)

Die Highlights des Kärnten-Derbys Austria Klagenfurt - Wolfsberger AC:

Kapitän und Torschütze Michael Liendl pflichtete seinem Trainer bei: "Wir sind jetzt nach dem Spiel natürlich nicht ganz zufrieden. Auch wenn wir nicht so zwingend waren und wir sicher nicht das beste Spiel gemacht haben, müssen wir das mit der 1:0-Führung und der Roten Karte einfach drüber bringen. Du musst die Offensiv-Aktionen besser fertig spielen und stattdessen bekommst du ein relativ einfaches und billiges Tor."

Das angesprochene "billige" Tor fiel aber nicht nur, weil Markus Pink einen "super ersten Touch" hatte, sondern auch, weil Luka Lochoshvili dem Torschützen zu viel Platz gewährte.

Das war ein Ball aus der eigenen Hälfte, der auch ein bisschen Schnee oben hat, und den können wir dann nicht wegverteidigen. Da haben wir uns nicht gut angestellt, das muss man ganz klar sagen.

WAC-Kapitän Michael Liendl

Dutt: "Es gibt diesen einen langen Ball, Luka hat eigentlich ein super Spiel gemacht, wird dann einmal im Stellungsspiel erwischt. Das ist so der Klassiker im Fußball."

Und auch Liendl übte leise Kritik: "Das war ein Ball aus der eigenen Hälfte, der auch ein bisschen Schnee oben hat, und den können wir dann nicht wegverteidigen. Da haben wir uns nicht gut angestellt, das muss man ganz klar sagen."

"Haben noch sehr viel Steigerungspotenzial"

Derartige Fehler sollte man in den kommenden Wochen tunlichst vermeiden, denn das Programm in den nächsten Wochen hat es in sich. Dutt richtete seinen Blick bereits in die Zukunft: "Von der Mentalität her war alles in Ordnung, aber wenn man die nächsten Spiele mit Sturm Graz und Rapid anschaut, glaube ich schon, dass wir uns steigern müssen", und fügte an: "Ich glaube schon, dass wir noch sehr viel Steigerungspotenzial haben. Ein Auftakt ist immer schwer, das sieht man auch bei unseren Kontrahenten."

Fast unisono erklärte auch Liendl: "Wir müssen konsequenter sein, noch gieriger sein, die Tore zu machen. Wir sind da teilweise zu verspielt und gehen zu wenig auf den Endzweck. Das hat uns heute sicher auch in Überzahl gefehlt, dass wir noch konsequenter auf den zweiten Treffer gehen. Für das erste Spiel haben wir das trotzdem ordentlich gemacht und, dass nach dem ersten Bundesliga-Auftritt noch etwas Steigerungspotenzial da ist, ist uns allen bewusst."

Etwas anders gestalten sich die kommenden Aufgaben der Klagenfurter Austria. Dort warten mit der Admira, Hartberg und der angeschlagenen Austria aus Wien drei Gegner in Reichweite. Oder in den Worten von Markus Pink: "Wir wollen unsere Leistung auf den Platz bringen. Wollen richtig gut mitspielen, unser Spiel durchbringen und dann wird man sehen, wohin die Reise von Austria Klagenfurt geht."

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