Endstand
2:3
2:2, 0:1
news

Positives FAK-Fazit: "Da entsteht etwas Großes"

Sportchef Ortlechner könnte trotzdem am Transfermarkt tätig werden.

Positives FAK-Fazit: Foto: © GEPA

"Scheiß-Jahre" kündigte Manfred Schmid den violetten Anhängern bei seiner Präsentation im Sommer an. Zwar auf den ersten Blick wenig erbaulich, von vielen aber als sympathisch realistische Einschätzung eingestuft.

Nach der bitteren 2:3-Niederlage gegen den LASK ist das Fußball-Jahr 2021 und damit auch das erste Halbjahr der Ära Schmid Geschichte. Für Sportdirektor Manuel Ortlechner "ist es zwar bitter, dass wir mit einer Niederlage in die Winterpause gehen, im Großen und Ganzen war vieles aber schon recht gut".

21 Punkte stehen nach 18 Spieltagen für die Veilchen zu Buche, eine noch bessere Ausgangslage im Rennen um das Meisterplayoff (derzeit auf Rang sieben und drei Punkte Rückstand) vergab die Schmid-Elf mit der Pleite gegen die Linzer.

Das bekrittelte auch Schmid nach der Partie im "Sky"-Interview, verwies aber auf die enge Tabelle: "Es tut tabellarisch weh, weil wir uns eine super Ausgangsposition verschaffen hätten können. Aber wir haben vier Spiele im Frühjahr, sind knapp dran – die Chance auf die Meisterrunde lebt."

"Mannschaft hat Unfassbares geleistet"

Schmids Fazit bezog sich aber nicht nur auf die sportliche Komponente, besonders stolz war der langjährige Austria-Spieler nämlich auf die mannschaftliche Entwicklung abseits des grünen Rasens.

"Wie wir als Mannschaft zusammengewachsen sind, war schon einzigartig. Das macht mich stolz und da entsteht etwas Großes", sparte der 50-Jährige nicht mit Lob für seine Kicker.

Das Zusammenspiel zwischen "jung" (Huskovic, El-Sheiwi, Braunöder etc.) und "alt" (Suttner, Teigl, Grünwald, Djuricin) lief über weite Strecken bestens. Gerade Djuricin sorgte neben dem Platz für den ein oder anderen Weckruf, nahm so aber die Youngster aus der Schusslinie und zog die Aufmerksamkeit bewusst oder unbewusst immer wieder auf sich.

Im Schatten des Angreifers machten die Jungspunde riesengroße Entwicklungsschritte und wurden zu essentiellen Kader-Bestandteilen.

Schmid: "Wenn wir heute davon reden, dass es ein Wahnsinn ist, wenn El Sheiwi und Huskovic ausfallen - das war zu Saisonbeginn noch nicht abzusehen. Am meisten Freude bereitet es mir aber, wenn ich sehe, wie alle miteinander umgehen. Gemeinsam mit diesen Führungsspielern Suttner, Djuricin oder auch jenen, die nicht so zum Zug kommen, ist das schon wirklich top."

Kader-Ergänzungen nicht ausgeschlossen

(Text wird unter VIDEO fortgesetzt)

Die Highlights der Partie FK Austria gegen LASK:

Genau der vom Trainer angesprochene "Mix" mache es laut Ortlechner dann auch aus, um in Zukunft wieder eine starke Wiener Austria zu formen.

"Du musst als junger Fußball-Profi schon auch wissen, woran du dich halten kannst", führte der zweite Ex-Spieler auf der Kommandobrücke aus und schloss die ein oder andere Anpassung in der anstehenden Transferperiode keineswegs aus.

"Ich lehne mich so weit hinaus, 'unseren' Weg fortzusetzen. Das hat Strahlkraft, auch nach unten, weil die Durchlässigkeit jetzt wieder gegeben ist. Die Spieler wollen diesen Weg weitergehen und so wird auch den eigenen Spielern eine gute Chance gegeben. Trotzdem braucht es Typen, die den Lifestyle - und damit meine ich nicht die Kleidungsmarken - vorleben, wie du dich als Profi zu verhalten hast. Daher ist es nie verkehrt, Spieler reinzubringen, die das Tag für Tag vorleben. Wenn uns das gelingt, werden wir das versuchen, aber den Weg, auf viele von uns ausgebildete Spieler zu setzen, werden wir nicht verändern."

"Sind nicht alle Sorgen los"

Trotz der wohl zeitnahen Einigung mit der Investoren-Gruppe um das aktuelle Präsidium und Ex-LASK-Vizepäsident Jürgen Werner muss Ortlechner bei möglichen Transfers die ökonomische Sicht weiterhin genau im Blick behalten.

"Es hat oft den Eindruck, als glauben die Leute: Jetzt ist ein Investor da und alle Probleme sind gelöst. Wir sind nicht alle Sorgen los, haben eine kaufmännische Pflicht. Der werden wir nachkommen und auch darauf achten, die Balance des Kaders aufrecht zu erhalten."

Entscheidungen, die weitere Planung betreffend, werden aber ohnehin erst nach den anstehenden Präsidiumssitzungen getroffen. Auch Werner dürfte dort in Zukunft das ein oder andere Wörtchen mitreden.

Schmid kündigte bereits im Vorfeld der Partie gegen den LASK an, die Expertise des 60-Jährigen zukünftig nutzen zu wollen: "Wir wären schlecht beraten, so viel Fachkompetenz im Klub nicht zu nutzen."

Bitterer Abschied und viel Arbeit vor der Brust

Bei aller Zufriedenheit und Aufbruchsstimmung, die Schmid und Ortlechner ausstrahlen, gibt es im Lager der Violetten aber auch einen schmerzhaften Abgang zu beklagen.

Co-Trainer Reinhold Breu zieht es nämlich zum litauischen Verband, wo er ab Jänner die Rolle des Technischen Direktors einnehmen wird. Ortlechner: "Natürlich schmerzt es, dass er uns jetzt über den Winter hinaus verlässt. Das ist ein toller Fachmann, mit dem man sehr gut über Fußball reden kann."

Über Fußball werden Sportdirektor und Trainer auch in den kommenden Wochen und Monaten ausreichend reden, es will ehestmöglich ein Nachfolger für Breu gefunden werden.

Zunächst gilt es aber die bisher geleistete Arbeit zu analysieren. Und während der erste Schritt, dem "Klub einen neuen Anstrich zu verpassen", für Ortlechner "über weite Strecken" gelungen ist, gilt es vor dem zweiten zu bedenken, dass "der Umbruch bei Weitem noch nicht geschafft ist".

Eines scheint aber schon nach knapp sechs Monaten mit neuen Personen auf der Kommandobrücke relativ klar: So geerdet, wie sich der Verein vom Verteilerkreis aktuell präsentiert, könnten die kommenden Jahre doch nicht so scheiße werden, wie von Schmid anfangs angekündigt.

Kommentare