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FAK-Jugend fehlt "Verpflichtung zum Erfolg"

Die FAK-Legende sieht die Jugend dennoch als Schlüssel für die nahe Zukunft:

Eigentlich sollte Andreas Ogris im Moment bei "Dancing Stars" das Tanzbein schwingen. Das Coronavirus hat diese Karriere aber vorerst einmal unterbrochen.

Mehr Zeit für die Austria-Legende, über seinen Herzensverein zu sinnieren. Im JM*pions TALK - dem neuen LIVE-Interview-Format von Jürgen Melzer auf dem Instagram-Kanal von LAOLA1 (@laola1at) - findet der 55-Jährige mit dem bekennenden Austria-Fan auch die Möglichkeit, über ein grundlegendes Problem des Vereins zu sprechen, das die Gegenwart deutlich von seiner eigenen Spieler-Vergangenheit in der Jugend der "Veilchen" unterscheidet.

"Zu meiner Zeit war es irrsinnig wichtig, dass du als Austria ganz vorne stehst. Das ist dir schon im Nachwuchs beigebracht worden: Der Erfolg hat oberste Priorität. In der heutigen Zeit sagen wir nur, wir wollen die Spieler so gut wie möglich ausbilden und weiterentwickeln. Dann verliert man ein bisschen das Auge auf die Tabelle", bedauert der fünffache Meister in violett.

"Wenn die Jungen aus dem Jugend- in den Erwachsenen-Fußball kommen, fordern wir, dass sie erfolgreich sind und Titel holen. Das sind sie aber nicht gewöhnt, weil sie es im Nachwuchs nicht zu spüren bekommen", kritisiert der ehemalige Coach der Young Violets.

"Du musst den Nachwuchs schon darauf vorbereiten, was es heißt, bei der Austria zu spielen, dass es eine Verpflichtung ist – nicht nur schönen Fußball zu spielen, sondern auch erfolgreich zu sein."

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Die Mama vermeidet den Gegenwind

Der Fußball, der in der Austria-Akademie gelehrt wird, sei sehr gut. Aus der Nachwuchs-Schmiede würden dementsprechend gute Fußballer hervorkommen - denen lediglich die "Verpflichtung zum Erfolg" nicht beigebracht wurde.

Zeiten hätten sich geändert, und auf Gegenwind wird heute anders reagiert als vor 30 Jahren. "Wenn du damals zur Austria gekommen bist, war klar, dass du ein Leben lang dabei bist, außer du hast es sportlich nicht geschafft. Wenn heute einem Buam ein bisschen Wind ins Gesicht bläst, sagt die Mama, wir gehen zu einem anderen Verein."

Ogris nimmt sich auch "selbst an der Nase", wenn es darum geht, dass der Biss nicht ausreichend mitgegeben wurde. "Ich habe meinen Buam immer gesagt, was es heißt, bei der Austria Spieler zu sein. Aber wir haben die Zügel einfach ein bisschen locker gelassen."

Stöger hat zu viele Baustellen

"Wenn man die Zeit 30 Jahre zurückdrehen könnte, wäre ich im besten Fußballer-Alter und würde genauso trainieren wie die heute. Ich glaube, dass ich mich genauso durchsetzen würde, weil ich im Kopf bereit war, über die Schmerzgrenze zu gehen."

Peter Stöger könne zwar in dieser Frage Einfluss nehmen, Ogris denkt aber, dass der Sportchef angesichts der schwierigen Situation des Vereins mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt ist.

"Peter hat so viele Baustellen zu erledigen, dass er sich um fußballerische Qualitäten gar nicht kümmern kann. Wir haben auch nicht die finanziellen Rücklagen, um uns gezielt zu verstärken. Wir haben in den letzten Jahren durchwegs gute Fußballer geholt, aber keinen, der in der Sekunde hilft", bedauert Ogris.

Daraus entsteht umgekehrt die Situation, dass den jungen Spielern eine Chance gegeben werden muss. Alexandar Borkovic, Manprit Sarkaria, Dominik Fitz, Benedikt Pichler und Patrick Wimmer hätten ihre Chance genutzt und würden die zukünftige Richtung vorgeben, die Verstärkungen am Transfermarkt nicht zulässt.

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

"Wir müssen ihnen das zutrauen und die Chance geben. Man muss sie ins kalte Wasser werfen und sie werden schwimmen. Das wird in Zukunft so sein, weil die jungen Buam extrem gut sind", sprüht die Austria-Legende diesbezüglich vor Zuversicht.

Ob er selbst in der aktuellen Mannschaft bestehen würde? "Wenn man die Zeit 30 Jahre zurückdrehen könnte, wäre ich im besten Fußballer-Alter und würde genauso trainieren wie die heute. Ich glaube, dass ich mich genauso durchsetzen würde, weil ich im Kopf bereit war, über die Schmerzgrenze zu gehen."

Nochmal Trainer? Kein Malheur, wenn nicht

Ob er noch einmal andere Spieler als Trainer über die Schmerzgrenze schickt, kann Ogris gegenwärtig nicht sagen.

"Natürlich würde es mich jucken, aber es wird immer schwieriger. Ich bin halt ein Trainer, der eine eigene Philosophie hat, sich wenig dreinreden lässt. Ich bin zwar sehr kommunikativ, aber habe meinen eigenen Kopf und Vorstellungen, wie man Fußball zu spielen hat. Das kommt meistens nicht so gut an."

Sollte sich trotzdem ein Verein finden, sei die Arbeit mit jungen Spielern wichtig: "Da habe ich bewiesen, dass ich das kann. Aber wenn es nicht passieren sollte, wäre es kein großes Malheur."

Im Fußball hat sich Ogris als Aktiver schließlich zur Genüge bewiesen. Für die Zukunft ist es vor allem der Tanzbein-Schwung, der schnellstmöglich wieder gezeigt werden soll.

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