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Stankovic will als Reporter "authentisch bleiben"

Ex-Kicker wird Reporter-Kollege! Stankovic im Talk über Salzburg, Sturm & Sky-Job:

Stankovic will als Reporter Foto: © GEPA

Selbstbewusst, telegen, gesprächig, neugierig, gut vernetzt, gepflegt, höflich, unaufgeregt, geschätzt - das sind nur einige der Attribute, die auf Marko Stankovic zutreffen.

Der 34-jährige "Stanko" hat seine Fußballschuhe während der Corona-Zwangspause an den Nagel gehängt und sich ein Mikrofon geschnappt. Der in Graz lebende Ex-Kicker ist ab sofort ein Reporter-Kollege. Stankovic will den Job von der Pike auf lernen und wird von der Sky-Redaktion in Österreich vorerst als Field Reporter eingesetzt. Das heißt, der ehemalige Offensiv-Spieler wird schon demnächst am Spielfeldrand coronagerecht Ex-Kollegen und -Trainer zu den Bundesliga-Spielen befragen.

Vor seinem ersten Einsatz für Sky Sport Austria steht Marko Stankovic allerdings noch LAOLA1 Rede und Antwort. Der Ex-Austria, -Sturm und -Ried-Spieler nimmt unter anderem zu seinem Job-Wechsel, zur Situation in der Liga und zu Serien-Meister Red Bull Salzburg Stellung.

Stankovic fiebert der TV-Premiere entgegen
Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie ist es zu deinem Engagement bei Sky Österreich gekommen?

Marko Stankovic: Ich habe in den letzten Jahren oft mit dem Gedanken gespielt, was ich nach meiner aktiven Karriere machen werde. Da ich immer einen guten Kontakt zu meinen Ex-Kollegen und dem Umfeld der Bundesliga gehalten habe, bin ich einmal auf Sky-Kommentator Martin Konrad zugegangen und habe zu ihm gesagt: Genau den Job, den du da machst, das würde mich extrem interessieren. Martin hat mir in der Folge sehr viel geholfen, ist mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hat mich mit den richtigen Leuten zusammengebracht. Ich habe immer den Plan gehabt, dass ich nach dem Ende meiner Spielerlaufbahn diesen Weg einschlagen möchte. Sky war interessiert, ich war interessiert und nach einigen Treffen hat meine neue Aufgabe dann Formen angenommen.

LAOLA1: War für dich klar, dass du im Sommer nach 17 Jahren als Profi-Fußballer einen Schlussstrich ziehen wirst?

Stankovic: Ja, es war mir sehr schnell klar. Mein Berater Max Hagmayr hätte mir sogar noch ein Engagement in der Bundesliga auf den Tisch gelegt, auch aus Indien, wo ich 2018 hinwechselte, habe ich noch zwei Offerte gehabt. Für mich war aber klar, dass mit 34 Jahren Schluss ist und ich wollte dann unbedingt sofort in ein anderes Business gehen und ich wollte dem Fußball treu bleiben.

LAOLA1: Sturm, Austria, SV Ried – du warst bei drei Vereinen, mit denen du auch künftig zu tun haben wirst, engagiert: Wo gibt es noch die meisten Emotionen?

Stankovic: So komisch das klingen mag, aber ich habe bei allen drei Klubs sehr viele Freunde und bei allen drei habe ich viele große Emotionen erlebt. Ich bin auch mit etlichen Personen der drei Vereine ständig in Kontakt, aber wenn du über 400 Bundesliga-Spiele bestritten hast, dann kann dich wenig überraschen und ich getraue mich zu behaupten, dass ich sehr gut informiert bin über die Liga.

LAOLA1: Wie hast du als Ex-Rieder den Aufstiegskampf der Innviertler in die Bundesliga erlebt?

Stankovic: Ich habe sehr mit SV Ried mitgefiebert. Ich habe den Verein im Jänner 2018 mit dem Argument, ihr steigt eh ohne mich auch auf, verlassen. Dann hat es halt doch ein bisserl länger gedauert. Am letzten Spieltag war ich noch mit Ried-Chef Roland Daxl und einigen Spielern in Kontakt, habe ihnen und dem Verein alles Gute gewünscht und habe mich Stunden später wirklich sehr über ihren Aufstieg gefreut. Schön, dass sie es endlich wieder geschafft haben. Ich bin auch überzeugt, dass Ried oben bleiben wird und auf längere Sicht wieder jene Rolle spielen kann, die der Verein vor dem Abstieg innehatte. Die Region jedenfalls steht wieder geschlossen hinter der SV Ried.

LAOLA1: Du bist nicht Moderator oder Kommentator, du gibst auch nicht den Experten oder Co-Kommentator, sondern du übernimmst bei Sky die Rolle des so genannten Field Reporters, der am Spielfeld Trainer und Akteure interviewt. War auch das dein Wunsch-Job?

Stankovic: Ja, definitiv! Auch wenn ich diesen Einstieg nicht als das Ende der Fahnenstange sehe. Als Einstieg in meine neue Tätigkeit finde ich diese Aufgabe als sehr willkommen. Ich habe mir über meine Arbeit schon sehr viele Gedanken gemacht, bin ständig im Austausch mit allen namhaften Kollegen bei Sky. Ich werde sicher immer darauf schauen, dass ich authentisch bleibe, dass ich meine Art beibehalte und ich möchte als ehemaliger Kicker auch am Spielfeldrand mit den Hauptdarstellern ein wenig mehr in die Materie eintauchen bei der Fragestellung. Bis auf Jan Age Fjörtoft in Nowegen kenne ich keinen gestandenen Ex-Profi, der als Field Reporter arbeitet. Da habe ich sicher eine besondere Stellung, da ich doch weiß, was und wie die Dinge in der Kabine ablaufen, was in positiven wie in negativen Situationen so abgeht. Dadurch bin ich überzeugt, dass ich dem Zuschauer doch die eine oder andere neue Perspektive näher bringen kann.

LAOLA1: Ist Johnny Ertl, der bei Puls4 einen tollen Job macht, ein gewisses Vorbild?

Stankovic: Mit dem Johnny habe ich mich über meine neue Aufgabe schon unterhalten. Er war Feuer und Flamme für meine Tätigkeit, hat mich in meinem Tun bestärkt und mir glaubhaft zu verstehen gegeben, dass ich da auf der richtigen Spur unterwegs bin. Er ist wie ich in Graz zuhause, wir haben einen guten Draht zueinander und durchaus möglich, dass ich mir bei Johnny noch den einen oder anderen Tipp holen werde. Johnny ist kein direktes Vorbild, da er als Experte eine andere Aufgabe ausfüllt, aber ich tausche mich in Sachen Bildschirmerfahrung sehr gerne mit ihm aus. Ich hole mir gerne von verschiedenen Seiten Inputs, aber ich filtere mir natürlich das heraus, das ich für mich für richtig erachte, da ich mich einfach nicht verbiegen lassen will.

Stankovic mit den Kollegen Matthäus und Janko
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du bist im Jänner 2018 für zwei Jahre nach Indien gegangen. Wie findest du, hat sich die österreichische Liga in deiner Abwesenheit entwickelt? 

Stankovic: Wir erleben nicht nur in Österreich aktuell eine sehr interessante und attraktive Entwicklung im Fußball, alles geht mehr Richtung Dynamik. Bereits 2017, als ich nach Ried gegangen bin, begann der Fußball immer schneller zu werden. Die Geschwindigkeit des Spiels und die Zielstrebigkeit haben zuletzt noch zugenommen. Es wird weniger auf gepflegten Ballbesitz wert gelegt und darauf geschaut, dass der Ball in den eigenen Reihen zirkuliert und das Spiel langsam gemacht wird, sondern es wird mehr darauf geschaut, wie reagiert man bei Ballverlust. Re-Game-Possession ist das neue Schlagwort. Der zweite Ball wird immer wichtiger, der LASK zeigt das großartig vor. Ich habe das zuletzt beim Spiel der Linzer im Cup gegen Siegendorf beobachtet. Wenn der Ball verloren geht, dann sind alle Spieler – bis hin zum Tormann, der nach vorne rückt - darauf programmiert, dass der Ball sofort wieder erobert wird. Das ist genau der Moment, indem der Gegner oft noch unorganisiert ist. Das ist die große Entwicklung des Fußballs in den letzten zwei, drei Jahren in Österreich.

LAOLA1: Ist Red Bull Salzburg für Österreichs Fußball ein Segen oder ein Fluch?

Stankovic: Salzburg ist in jeder Hinsicht ein Segen. Sie ziehen die anderen Vereine mit nach oben und machen eine unbezahlbare Werbung für den österreichischen Fußball. Da können selbst die Gegner nicht dankbar genug sein, dass es das Gesamt-Fußball-Konzept Red Bull gibt. Was zu Beginn der Ära mit vielen Altstars – ich kann mich noch erinnern, wie ich gegen Niko Kovac gespielt und mit ihm Dress getauscht habe – falsch gemacht wurde, hat sich längst ins Positive gedreht. Jetzt spielen unsere Profis gegen Talente und Jungstars, die auf dem Sprung zu den besten Vereinen der Welt sind. Das Konzept ist inzwischen von ganz unten nach oben sehr schlüssig, wird immer besser und hebt auch das Niveau in der Liga. Natürlich ist Red Bull ein Serienmeister, der auf längere Sicht nur sehr, sehr schwer zu biegen sein wird. Es wird sicher wieder einmal ein Jahr kommen, so wie wir 2013 mit der Austria mit Punkterekord den Titel geholt haben, aber seit der Ligareform mit der Meistergruppe wird es meiner Meinung nach noch schwieriger. Tatsache aber ist, dass RB Salzburg Österreichs Fußball und die Liga enorm aufwerten.

LAOLA1: Dominik Szoboszlai und Patson Daka sind aktuell die Stars der Bullen. Sind sie schon reif für den nächsten Schritt in eine Top-Liga?

Stankovic: Definitiv! Ich finde es extrem bemerkenswert, dass Szoboszlai noch in Salzburg ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass für ihn nicht genug Anfragen da waren. Er hätte sicher bei einem Top-Angebot zuschlagen können und bleibt dennoch in Salzburg, das wertet die Liga auf und auch ihm selber wird das unheimlich viel bringen. Für mich ist er aktuell der absolute Superstar der Liga.

LAOLA1: Deine Meinung zu Daka?

Stankovic: Gegen Daka habe ich selber noch gespielt, als er mit Liefering als blutjunger Spieler gegen Ried auf dem Feld stand. Er war damals noch völlig unbekannt und wir haben uns damals schon gedacht – was für eine Rakete. Wenn der heuer wieder so eine Saison hinlegt wie zuletzt und verletzungsfrei bleibt, dann gibt es trotz Corona den nächsten zweistelligen Millionen-Transfer für Salzburg. Was mir noch mehr Respekt abverlangt ist, dass dahinter in Salzburg ja bereits wieder sehr hochwertiger Ersatz nachkommt. Man kann ja fast gar nicht glauben, welche Rohdiamanten da aktuell in der Akademie und beim FC Liefering geschliffen werden.

LAOLA1: Dein Ex-Verein Sturm hat mit Christian Ilzer einen neuen Trainer geholt. Passt er nach Graz? Was erwartest du von den "Blackies"?

Stankovic: Ich behaupte, dass Chris Ilzer sehr gut zu Sturm passt. Ich habe eine sehr hohe Meinung von Ilzer, seit er in Hartberg einen Top-Job abgeliefert hat. Das Fundament von Hartberg hat Ilzer gelegt. Wir haben Parallelen – er war wie ich bei Austria und er ist jetzt bei Sturm, wo ich einst nach der Austria ebenfalls hingewechselt bin. Ich weiß wie beide Vereine ticken, ich weiß auch von seinen Vorgängern, wie schwer es ist, bei Austria Trainer zu sein. Bei Sturm haben die Verantwortlichen vor Beginn der Meisterschaft sehr intelligent reagiert und machen auf Understatement. Die Ansage, wonach das Verpassen der Meistergruppe kein Malheur bedeuten würde, zeigt, dass der Verein Ilzer in Ruhe arbeiten lassen will. Ich bin der Meinung, dass Ilzer nicht darauf aus ist, mit Sturm vorne mitzuspielen, es geht ihm vielmehr darum, seine Spielphilosophie durchzubringen. Ich bin gespannt, ob das mit dem aktuellen Spielermaterial möglich ist oder ob Sturm noch nachrüstet. Ich bin überzeugt, sollte Ilzer in Graz über längere Zeit in Ruhe arbeiten können, ist es nur eine Frage der Zeit, ehe Sturm wieder an die Top-3 der Liga anklopfen kann.

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