news

Schiemer: "Das geht überhaupt nicht"

Einen Monat im Amt: Ried-Manager Fränky Schiemer im LAOLA1-Interview:

Schiemer:

Seit rund einem Monat ist Fränky Schiemer als Manager der SV Ried im Amt.

"Es war sicher turbulent", gibt der 30-Jährige im LAOLA1-Interview zu und spricht auch über eine Aktion rund um den Trainer-Wechsel von Christian Benbennek zu Lassaad Chabbi, "die überhaupt nicht geht".

Der Innviertler erzählt zudem von einer Enttäuschung nach seinem Karriereende und erklärt, warum er seinen aktuellen Job eigentlich zehn Jahre zu früh ausübt.

Die Fragen stellte Bernhard Kastler.

Es war vielmehr überraschend für mich, dass mich nach dem Ende meiner aktiven Karriere keiner aus Ried kontaktiert hat.

LAOLA1: Nennt Sie irgendjemand noch Franz?

Fränky Schiemer: Eigentlich keiner und für mich ist es auch eher befremdlich, wenn jemand Franz sagt oder schreibt. Sie können mich aber gerne Franz nennen.

LAOLA1: Ich bleibe gerne bei Fränky. Welches Fazit ziehen Sie nach einem Monat als Manager?

Schiemer: Es war sicher turbulent, aber ich habe gewusst, dass es sportlich gesehen keine einfache Situation ist. Das hat sich bestätigt. Rein vom Job ist es richtig spannend. Es sind viele neue Dinge auf mich zugekommen, aber es macht mir sehr viel Spaß. Ich kann viel lernen und profitiere als Mensch. Ich versuche für das Trainer-Team und die Spieler da zu sein, so dass wir uns auf die wesentlichen Dinge konzentrieren können. Wir müssen schauen, dass wir Punkte einfahren und guten Fußball spielen.

Bild 1 von 11
Bild 2 von 11
Bild 3 von 11
Bild 4 von 11
Bild 5 von 11
Bild 6 von 11
Bild 7 von 11
Bild 8 von 11
Bild 9 von 11
Bild 10 von 11
Bild 11 von 11

LAOLA1: War es immer schon Ihr Plan, Manager zu werden?

Schiemer: Ich habe mir schon vorgestellt, dass ich mit 40 Jahren diesen Beruf ausüben möchte. Dass es bereits mit 30 Jahren passiert ist, war überraschend. Aber ich habe mir früher gedacht, dass das etwas für mich ist, was mir taugt und wo ich auch meine Stärken einsetzen kann. Das haben mir auch Freunde bestätigt, dass das zu mir als Person passt. Ich habe geträumt, dass ich das irgendwann bei meinem Heimatverein machen werde. Es war auch abzusehen, dass ich hier einmal, in welcher Funktion auch immer, arbeiten würde.

LAOLA1: Sah Ihre damalige Planung vor, die nächsten zehn Jahre als Trainer tätig zu sein?

Schiemer: Das war vorstellbar. Mir hat der Job in Liefering sehr viel Spaß gemacht, zumal es dort auch Top-Möglichkeiten gibt. Die Aufgabe war sehr reizvoll und ich habe auch überlegen müssen, ob ich das überhaupt aufgebe. Aber die Herausforderung in Kombination mit Ried hat gesiegt.

LAOLA1: Sie meinten, es wäre abzusehen gewesen, dass Sie einmal in Ried arbeiten würden. Gab es früher konkrete Gespräche?

Schiemer: Nein. Es war vielmehr überraschend für mich, dass mich nach dem Ende meiner aktiven Karriere keiner aus Ried kontaktiert hat. Ich bin zurück nach Hohenzell gezogen, das ist fünf Minuten entfernt von Ried. Das soll nicht überheblich klingen, aber da hätte ich mir als erfolgreichster Spieler der Ried-Geschichte und heimatverbundener Mensch eigentlich erwartet, dass da ein Angebot kommt, um den Verein auch zu unterstützen. Ralf Rangnick hat nach meinem Karriereende gesagt, dass ich mich einfach melden soll, wenn ich in irgendeiner Form ins Fußballgeschehen zurückkehren will. Ich will das aber auch gar nicht negativ sehen, ich habe in Salzburg noch viel mitnehmen können.

LAOLA1: Hat Sie im ersten Monat Ihrer neuen Arbeit irgendetwas richtig überrascht?

Schiemer: So richtig überrascht eigentlich nicht. Es ist ja auch kein Geheimnis, wie gewisse Dinge funktionieren, etwa eine Trainer-Verpflichtung. Außerdem war meine Frau jahrelang als Juristin bei einer Spieler-Agentur („Stars and Friends“, Anm.) tätig, da habe ich auch viel mitbekommen. Überrascht hat mich vielleicht nur, dass es hier etwa keinen Video-Analysten gab. Heutzutage geht es meiner Meinung nach nicht mehr ohne in der höchsten Spielklasse. Weil man im analytischen Bereich einfach sehr viel herausholen kann. Wir haben auch weiterhin noch keinen Athletik-Trainer, da muss auf Sicht gesehen ein weiterer Schritt folgen. Keine Frage, die Trainer haben das immer mitgenommen, aber dennoch geht einfach Qualität verloren. Wir müssen versuchen, uns hier in der Manpower zu verbessern.

LAOLA1: Nichtsdestoweniger sind Sie ganz neu in dieser Funktion. Was ist die Schwierigkeit?

Schiemer: Eine Herausforderung ist, alle Regeln und Bestimmungen im österreichischen Fußball und in der Bundesliga genau zu kennen. Damit muss man sich vertraut machen und ist fordernd, aber gehört dazu. Wichtig ist, dass man einen geregelten Ablauf hinbekommt. Man hat in diesem Job viel mit Medien zu tun, was viel Zeit kostet, zumal man immer wieder herausgerissen wird. Man kann sich kurzfristig gesehen mit Dingen nicht beschäftigen, mit denen man sich gerne beschäftigen möchte. Die Organisation herzustellen, um optimal zu arbeiten, ist sicher die Herausforderung. Aber langsam bin ich an einem Punkt, wo ich sage, es tritt Alltag ein. Natürlich ist der Terminplan immer anders als bei einem Trainer. Diesen Rhythmus gibt es in meiner Funktion einfach auch nicht.

LAOLA1: Würden Sie sagen, Sie können bereits alles, was ein Sportchef können muss?

Schiemer: Vom Know How her muss ich sicher noch viel lernen, aber das kommt einfach mit Erfahrung. Ich habe noch keinen Spieler verpflichtet, das wird für mich neu sein. Je öfter man das gemacht hat, desto besser wird man. Trotzdem habe ich in den ersten Wochen gesehen, wie der Hase läuft sowie gewusst, wie die Dinge funktionieren. Und es gibt ja auch viele Mitarbeiter, die hervorragende Arbeit leisten. Etwa, was aktuell das Thema Lizenzierung betrifft.

LAOLA1: Stefan Reiter hat Ihnen Hilfe angeboten. Haben Sie die angenommen?

Schiemer: Wir haben uns zwei Mal getroffen. Er war bei der Übergabe da und hat mir viele Dinge gezeigt, unter anderem das Transfersystem. Es ist toll, dass man jemanden wie ihn anrufen kann.

LAOLA1: Sie haben die Trainer-Ablöse, die für Außenstehende kurios ablief, positiv bewertet und meinten unter anderem, dass alles super gelaufen wäre. Dabei wusste Christian Benbennek bereits vor dem 0:1 bei der Admira, dass es sein letztes Spiel sein würde.

Schiemer: Das ist eine Geschichte, die einfach nicht stimmt. Sie können Lassaad anrufen und fragen, wann ich mit ihm das erste Mal telefoniert habe. Das war definitiv nach dem Admira-Spiel der Fall. Es kam direkt vor diesem Spiel von einem Journalisten zu dieser Aussage gegenüber dem Trainer. Das geht natürlich überhaupt nicht. Den Trainer direkt vor dem Spiel zu verunsichern, das ist ein No Go. In unserem Stadion wird kein Journalist vor dem Spiel Zugang zu Spielern oder Trainern haben, so wie es auch von der Bundesliga vorgeschrieben wird. Da stehe ich auch in der Verantwortung, dass so etwas nicht möglich gemacht wird. Wir haben immer ehrlich mit Christian Benbennek kommuniziert, wie der Ist-Zustand auch ist. Das war fair. Intern war klar vereinbart, dass wir Lösungen suchen und auch mit Kandidaten sprechen. Wir haben abgewartet, ob wir unseren Wunsch-Trainer bekommen. Christian wusste davon Bescheid, arbeitete trotzdem professionell bis zum Schluss.

Es kam direkt vor diesem Spiel von einem Journalisten zu dieser Aussage gegenüber dem Trainer. Das geht natürlich überhaupt nicht. Den Trainer direkt vor dem Spiel zu verunsichern, das ist ein No Go.

LAOLA1: Gab es einen Plan B oder C mit Benbennek bei einer Absage von Chabbi?

Schiemer: Es hätte einen Plan B, Plan C gegeben. Da war auch Christian in den Überlegungen dabei. Das habe ich bei der Pressekonferenz auch gesagt: Es gibt nicht viele Kandidaten, die gepasst hätten.

LAOLA1: Lassaad Chabbi ist es geworden. Wie ist Ihr Eindruck nach der ersten vollen Woche?

Schiemer: Die Mannschaft zieht voll mit, er hat sie auch von Beginn weg erreicht. Auch wenn das erste Spiel mit 0:3 verloren ging, war es erkennbar, dass viele Dinge von ihm umgesetzt worden sind. Wir hatten die Möglichkeiten, die Partie viel offener zu gestalten. Eine Führung wäre interessant gewesen, aber das ist Vergangenheit. Wir werden nach dieser ersten gemeinsamen vollen Woche sicher noch weiter sein. Wir haben mit Lassaad einen Top-Fachmann gewonnen, perfekt für die SV Guntamatic Ried.


So wird beim ehemaligen Arbeitgeber von Schiemer gearbeitet:


LAOLA1: Ried habe die Qualität für die Liga, wird betont. Ried hat allerdings die wenigsten Tore geschossen, die meisten erhalten, ist nach zwei Dritteln der Meisterschaft Letzter. Nur einmal gelang es einem Team in der Position in den vergangenen fünf Bundesliga-Saisonen, nicht abzusteigen. Was ist die Qualität?

Schiemer: Wir haben eine gute und intakte Mannschaft. Wir haben gute Jungs, nicht nur was die Qualität der Spieler betrifft, sondern auch die Mentalität und Einstellung. Da mache ich mir keine Sorgen. Wir haben was machen müssen, weil das Spiel nicht so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Ich weiß, dass Lassaad alles aus der Mannschaft herausholen kann. Das muss für uns reichen. Es ist noch alles möglich. Selbst Rapid ist nur neun Punkte vor uns und wir haben noch ein Drittel der Meisterschaft zu spielen. Wir haben selbst gesehen, wie schnell sechs Punkte Vorsprung auf Mattersburg weg waren.

LAOLA1: Rechnen Sie mit Rapid im Abstiegskampf?

Schiemer: (lacht) Nein, mit Rapid rechne ich nicht. Keiner darf sich zu sicher sein, aber ich behaupte einmal, dass Rapid nicht absteigen wird.

Ich weiß, dass Lassaad alles aus der Mannschaft herausholen kann. Das muss für uns reichen

LAOLA1: Am Samstag gastiert Ried bei St. Pölten - Abstiegskampf pur. Sie und Frenkie Schinkels hatten auch schon spaßigere Zeiten, damals als TV-Experten bei „Puls4“.

Schiemer: Es war eine extrem coole Zeit, auch wenn es nur ein halbes Jahr war. Ich bin ihm sehr dankbar, weil er mich sehr unterstützt hat. Es war toll, mit ihm zusammenzuarbeiten, ich schätze ihn.

LAOLA1: Ist er für Sie auch ein Vorbild als Manager?

Schiemer: Ich habe kein Vorbild als Manager. Als Fußballer war es Lothar Matthäus, auf Manager-Ebene leistet natürlich Ralf Rangnick hervorragende Arbeit, die ich auch mitbekommen habe. Auch bei Markus Kraetschmer und der Austria ist es so, Peter Stöger hat mich damals nach Wien geholt. Und St. Pölten war es nicht zuzutrauen, dass sie vergangene Saison den Aufstieg schaffen. Da hat er gute Arbeit geleistet und das ist nach wie vor so, auch wenn es heuer mit uns eng wird.

Kommentare