LAOLA1: Die Stimmung bei Rapid war in den letzten Wochen gut. Die beiden Spiele gegen Sturm und die angespannte Personalsituation haben vor dem Cup-Finale die Laune womöglich gebremst. Wie muss man dem als Verein nun begegnen?
Steffen Hofmann: Die Stimmung war richtig gut, es herrschte eine gewisse Euphorie rund um den Klub. Klar war aber immer, dass wir das für uns intern richtig einschätzen. Wir wissen, dass wir am Beginn eines Weges sind. Auch, wenn wir den Cup gewinnen sollten, werden wir den Weg weitergehen. Die Ausgangssituation ist klar: Sturm ist Favorit. Wir haben zuletzt in Sachen Ergebnisse nicht die beste Zeit gehabt. Aber wir sind auf jeden Fall näher dran als letztes Jahr. Wir hoffen, dass sich die personelle Situation bis zum Finale wieder deutlich entspannt.
LAOLA1: Die Sehnsucht nach einem Titel hat sich jahrelang aufgestaut. Ist sie im Laufe der Zeit sogar zu einem Hemmschuh geworden?
Hofmann: Hemmschuh würde ich nicht sagen. Natürlich sind 16 Jahre ohne Titel eine viel zu lange Zeit. Aber man muss sich die Umstände anschauen. Es ist extrem schwierig, einen Titel zu gewinnen.
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LAOLA1: Drei Finali wurden in den letzten sieben Jahren verloren. Wie oft verträgt ein Verein diesen Zyklus aus Hoffnung und Enttäuschung?
Hofmann: Jeder Fußball-Fan ist es ein Stück weit gewohnt, auch leiden zu können. Weil man nicht immer gewinnt. Natürlich wäre es schön, wenn wir am Mittwoch den Pokal holen können. An alles andere denkt man im Moment nicht. Mir hat es getaugt, dass wir immer gesagt haben: Wir probieren es nächstes Jahr wieder. So ist das immer im Fußball. Am nächsten Tag ist immer ein bisschen Katzenjammer. Aber dann geht es Richtung nächstes Spiel. Auch bei einem verlorenen Cup-Finale.
LAOLA1: Eigentlich geht es bei Rapid ja nicht um einen Titel - sondern darum, kontinuierlich um welche mitzuspielen, das ist momentan schwierig. Wie groß oder klein wäre der Stellenwert des Cup-Siegs im mittelfristigen Blick daher wirklich?
Hofmann: Es wäre extrem wichtig. Aber es würde die Welt nicht zusammenbrechen, wenn es nicht passiert. Wir sind am Anfang von etwas Neuem. Unser Kader schaut anders aus als die Jahre zuvor. Wir sind sehr, sehr jung. Haben viele Spieler mit enormem Potenzial. Wenn man einen Titel gewinnt und international spielt, bleiben sie länger da. Allein aus diesem Grund würde er uns helfen. Genau wie die Absicherung, in einer Gruppenphase dabei zu sein.
LAOLA1: Sturm hat den Sprung vorbei an Rapid zur Nummer zwei in Österreich geschafft. Warum ist das trotz Rapids struktureller Vorteile passiert?
Hofmann: Sie haben wirklich gute Transfers gemacht. Zwei, drei waren dabei, wo sie das nötige Quäntchen Glück hatten. Kelvin Yeboah war der Startschuss in der finanziellen Geschichte, durch den sie dann den immer Nächsten holen konnten. Und in Sachen Mannschaft haben sie einen Kern, der hauptsächlich aus Gregory Wüthrich und Jon Gorenc Stankovic besteht, die schon länger da sind und die Mannschaft zusammenhalten.
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Hofmann: Sie sind komplett unterschiedliche Typen. Robert ist extrem professionell. Zoki hatte dieses Gespür für Situationen und Menschen. Ich möchte damit nicht sagen, dass Robert das nicht hätte oder Zoki nicht professionell gewesen wäre. Aber Robert ist ein anderer Typ, ein bisschen "deutscher". In einigen Dingen penibler. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.
LAOLA1: Wird er der erste Rapid-Trainer seit längerer Zeit sein, der sich durch diese Tätigkeit für eine höhere Aufgabe empfiehlt?
Hofmann: Das wünschen wir uns bei jedem Trainer. Das ist ja ein Zeichen, dass er einen super Job gemacht hat. Ich denke, dass das gut möglich sein kann.
LAOLA1: Aber über die nächste Saison brauchen wir da noch nicht reden.
Hofmann: Im Fußball kann man nie "nie" sagen. Aber ich denke nicht, dass Robert irgendwas anderes machen würde. Er fühlt sich hier extrem wohl und wertgeschätzt. Es macht nicht den Eindruck, dass er von heute auf morgen wieder gehen wird.
LAOLA1: Bezüglich der Kaderplanung. Ist die momentane Situation ein Indiz dafür, dass es an manchen Ecken doch an der Tiefe gefehlt hat?
Hofmann: Jein. Natürlich kann man sagen, dass man einen ausgeglichenen Kader mit 25 Spielern braucht. Aber ob das auf Dauer für die Kabine gesund ist? Jetzt bekommen viele junge Spieler ihre Chancen, das kann man auch als Erfahrung für nächstes Jahr sehen. Und die richtigen Top-Klubs haben auch nicht mehr als 20 Top-Spieler. Bayern München hat noch vor einigen Jahren kaum mehr als 20 Spieler im Stammkader gehabt, der Rest ist mit Jungen aufgefüllt worden, und sie waren trotzdem extrem erfolgreich. Ich glaube auch nicht, dass ich persönlich von Liverpool oder einem anderen Klub dieser Größe mehr als diese Spieler aufzählen könnte. Wenn dann so viele wichtige Spieler gleichzeitig ausfallen, bekommt jeder Verein Schmerzen.