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Marc Janko: Ein Butterbrot als Symbol

Marc Janko über Netzwerke, Gelsen und Gefahren für das geistige Wohlbefinden:

Marc Janko: Ein Butterbrot als Symbol Foto: © Instagram

Der Schlager SK Rapid Wien gegen FC Red Bull Salzburg (20:45 Uhr im LIVE-Ticker) eröffnet nicht nur die neue Bundesliga-Saison, sondern ist gleichzeitig der Startschuss für die neue Karriere von Marc Janko.

Der langjährige ÖFB-Goalgetter feiert in Hütteldorf an der Seite von Hans Krankl sein Debüt als Sky-Experte.

Im LAOLA1-Interview verrät der 36-Jährige nicht nur, wie er seine Rolle als "Kritiker" anlegen will, sondern weist auch auf Gefahren für das geistige Wohlbefinden hin und erklärt, warum einem auch Gelsen am Teich in Pressbaum taugen können.

Zudem wünscht er sich mehr Mut von Sportlern, zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung zu beziehen: "Wenn es beispielsweise darum geht, dass die Pressefreiheit offensiv angegriffen wird. Dann macht den Mund auf!! Es hindert euch ja niemand, etwas dazu zu sagen."

LAOLA1: Für Fußballer sollen die Noten, die sie von Medien  bekommen, angeblich immer besonders interessant sein. In deiner neuen Rolle als Sky-Experte vergibst du nun quasi Noten, zumindest verbal.

Marc Janko: Bei Sky gibt es zwar keine Noten, aber ich bin auf jeden Fall dazu da, Leistungen zu bewerten. Es ist spannend, dass ich die Seiten wechseln und das Geschehen aus einer anderen Warte beleuchten darf. Ich denke, wenn es hart auf hart kommt, werde ich schon eher pro Spieler sein und quasi entschuldigend für ihn argumentieren, weil ich selbst jahrelang in dieser Position gewesen bin. Wenn Kritik angebracht ist, probiere ich sie mit der größtmöglichen Objektivität zu äußern. Ich hatte in den letzten Jahren nie ein Problem mit Kritik, nur teilweise war die Kritik vom einen oder anderen nicht objektiv, sondern persönlich. Ich schreibe mir auf die Fahnen, dass ich probiere, Kritik objektiv zu äußern. Dann sollte auch jeder Spieler damit umgehen können.

LAOLA1: Du hast in diversen Ländern gespielt und die Eigenheiten der dortigen Medien erlebt. Woran merkt man, dass Kritik persönlich motiviert ist?

Janko: Das weiß ich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass man dann eine persönliche Kritik an jemandem äußert, wenn die Chemie nicht stimmt, wenn du ihn vielleicht als arrogant oder hochnäsig empfindest. Oder dir taugt der Spielstil des Spielers nicht und es regt dich auf, wie er spielt. Vielleicht tendiert man dann als Mensch dazu, in die persönliche Kritik auszuufern. Aber wie gesagt: Weil ich das nie als gut empfunden habe, möchte ich alles dafür tun, dass ich es nicht so weit kommen lasse. Wenn es wirklich einmal passieren sollte, dass ich ins Persönliche gehe, ist jeder eingeladen, mich dafür zu kritisieren. Denn das ist nicht mein Anspruch.

"Ich kann mein Netzwerk in Österreich, das ich über all die Jahre – zumindest auf Vereinsebene - ein bisschen verloren habe, wieder aufbauen."

LAOLA1: Inwiefern ist ein Hintergedanke dieses Engagements, einen anderen Blickwinkel zu bekommen? Teamchef Franco Foda hat beispielsweise früher immer wieder betont, wie sehr ihm die Zeit als TV-Experte geholfen hat, mediale Abläufe besser zu verstehen.

Janko: Das ist auf jeden Fall ein großer Punkt, warum ich zugesagt habe. Auf der anderen Seite kann ich mir auch gut vorstellen, mittelfristig wieder auf die eine oder andere Art und Weise im Fußball tätig zu sein. Wenn man so lange weg gewesen ist wie ich, verliert man ein wenig den genaueren Blick auf die Dinge, die im österreichischen Fußball passieren. Man verfolgt es aus der Ferne, liest LAOLA1 oder andere Medien, aber de facto ist man zu weit weg vom Geschehen, um wirklich fundiert mitreden zu können. Das kann ich durch meine Tätigkeit bei Sky ändern, weil ich jetzt wirklich auch Insides, Zahlen und Fakten bekomme, hautnah an den Spielern dran bin. Ich kann mein Netzwerk in Österreich, das ich über all die Jahre – zumindest auf Vereinsebene - ein bisschen verloren habe, wieder aufbauen. Das freut mich, weil es mehrere Komponenten in meiner zukünftigen Planung vereint und mir vielleicht die Möglichkeit gibt, irgendwann einmal etwas anderes zu machen.

LAOLA1: Du hast in den vergangenen neun Jahren in sechs verschiedenen Ländern gelebt. Wie sehr freust du dich eigentlich auf die Heimkehr nach Österreich?

Janko: Ich selbst freue mich enorm, meine Frau nur bedingt. Sie hätte nichts dagegen, wenn wir dieses Leben – ein paar Jahre hier, ein paar Jahre dort – noch ein bisschen weiterführen. Aber dann müsste ich Trainer werden und das ist Stand heute in meinen Vorstellungen ganz, ganz weit hinten angesiedelt. Ich persönlich habe dem Tag der Rückkehr nach Wien vielleicht nicht entgegengefiebert, aber mich immer sehr darauf gefreut. Es ist meine Heimatstadt, meine Familie und viele Freunde sind hier ansässig. Ich bin generell ein Mensch, der seine Wurzeln braucht. Wenn man ständig in der Welt herumreist, kann man logischerweise keine Wurzeln schlagen. Ab Anfang September, wenn wir nach Wien übersiedeln, kann ich damit anfangen, ein neues Leben aufzubauen.

"Ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, wo mich speziell an Instagram und vielleicht auch ein bisschen an Facebook derart genervt hat, dass man ständig Perfektion gespiegelt bekommt. Du bekommst ständig nur das beste Essen, die besten Strände, die besten Flugzeugsitze und die vermeintlich besten Körper zu sehen."

LAOLA1: Du äußerst dich immer wieder, ob positiv oder kritisch, zu Themen abseits des Sports. Wie hat sich in all den Jahren im Ausland dein Blick auf Österreich verändert?

Janko: Ich habe einmal die Frage gestellt bekommen, inwiefern mich die vielen Stationen und unterschiedlichen Kulturen, die ich hautnah mitbekommen habe, als Mensch verändert haben. Ich habe geantwortet, dass dich die verschiedenen Lebenssituationen und Kulturen natürlich irgendwo verändern, aber weniger bewusst, sondern unbewusst. Also ich bin jetzt nicht nach Australien gegangen, um genauso zu werden wie jemand, der in Australien im Cafehaus sitzt. Das nimmt man eher unbewusst wahr und mit der Zeit färbt das automatisch ein bisschen auf einen ab. Daher glaube ich, dass mich meine bisherigen Stationen schon auch in gewisser Art und Weise verändert haben. Ich habe auf jeden Fall einen gelasseneren und vielleicht auch verständnisvolleren Blick auf viele Dinge. Wahrscheinlich ist das auch dem Alter geschuldet. Genauso wie sich die Interessen verändern. Mit Anfang 20 hat mich Politik überhaupt nicht interessiert, seit ein paar Jahren interessiert es mich immer mehr. Hin und wieder äußere ich mich auch zu politischen Themen – wohlgemerkt versuche ich mich aber nur zu überparteilichen Dingen zu äußern, um mich nicht in eine Ecke treiben zu lassen.

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Zur Erklärung: ich finde Instagram kann eine Gefahr für das geistige Wohlbefinden sein. Dies gilt speziell für junge od wenig reflektierte Leute. In der Instagramwelt wird ständig und von sehr vielen Leuten Perfektion zur Schau gestellt. Ob es ums Essen, Orte, Körperformen od Körperteile geht. Das hat aber nichts mit dem wahren Leben zu tun denn glaubt mir eins NIEMAND ist perfekt! Und wisst ihr was: man kann TROTZDEM GLÜCKLICH sein. Aus diesem Grund werde ich nun anfangen immer wieder mal Fotos mit dem „#regardlesshappy“ posten, welche eben nicht Perfektion zeigen bzw. aus dem täglichen Leben sind. Würde mich freuen wenn ihr es mir gleich tut, gerne auch mit Verlinkung zu mir- meinen Like bekommt ihr sicher!!

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LAOLA1: Inwiefern geht es auch darum, den Vorteil einer prominenten Persönlichkeit zu nützen und schlichtweg auf gewisse Entwicklungen hinzuweisen? Ich nehme an, deine Aktion #regardlesshappy hat diesen Hintergedanken.

Janko: Bei #regardlesshappy auf Instagram war die Situation einfach so: Ich bin Familienvater, habe zwei junge Töchter, die mit den sozialen Medien – oder asoziale Medien, wie ich sie ab und zu nenne – aufwachsen werden. Ich bin irgendwann an einem Punkt angelangt, wo mich speziell an Instagram und vielleicht auch ein bisschen an Facebook derart genervt hat, dass man ständig Perfektion gespiegelt bekommt. Du bekommst ständig nur das beste Essen, die besten Strände, die besten Flugzeugsitze und die vermeintlich besten Körper zu sehen. Dir wird ständig Perfektion suggeriert. Als Mensch neigst du gerne dazu, zu vergleichen – vielleicht nicht bewusst, aber unbewusst denkst du dir: „Aha, cool, das hätte ich auch gerne!“ Wenn man das weiterdenkt und nicht so reflektiert oder vielleicht noch ein junger Mensch ist, der möglicherweise solche Dinge noch gar nicht so reflektieren kann, dann sehe ich das schon als Gefahr für das geistige Wohlbefinden.

LAOLA1: Vor allem kann es Neid schüren, und gerade junge Menschen haben oftmals Eltern, die sich eben nicht alles leisten können.

Janko: Genau – und das ist auch vollkommen okay! Deswegen habe ich symbolisch ein Butterbrot als erstes Foto gewählt. Das stand in der Nachkriegszeit symbolisch für das, was an Essen möglich gewesen ist. Aber auch ein Butterbrot kann geil schmecken und kann, weil ich es einfach gerne esse, Glücksgefühle auslösen. Ein Sieben-Gänge-Menü ist ab und zu auch cool, aber man braucht es nicht ständig. Ich möchte das Bewusstsein fördern, dass man nicht jeden Tag perfekt sein und diese perfekten Momente erleben kann.

"Ich würde es schon auch gut finden, wenn der eine oder andere Sportler, der im Fokus ist, bei manchen überparteilichen Dingen seine Stimme erhebt und zum Ausdruck bringt, dass er etwas nicht okay findet. Wenn es beispielsweise darum geht, dass die Pressefreiheit offensiv angegriffen wird. Dann macht den Mund auf!!"

LAOLA1: Wenn man ehrlich ist, posieren aber gerade manche Sportler gerne an den schönsten Stränden und vor den teuersten Autos. Würdest du dir wünschen, dass es mehr Sportler so sehen wie du?

Janko: Ich würde mir von mehreren Menschen wünschen, dass sie da mitmachen. Vielleicht kommt mittelfristig auch vom einen oder anderen Sportler etwas. Mir ist es auf jeden Fall ein Anliegen, dass ich es so mache. Ich habe einfach irgendwann in den letzten Wochen beschlossen, dass ich Instagram für mich anders nutze und nicht immer diesen perfekten Zugang wähle, sondern einen ganz normalen, der auch okay ist. In den Momenten, in denen ich bisher gepostet habe, war ich genauso glücklich, wie wenn ich auf einen super Strand zeigen würde. Wenn ich nach Pressbaum fahre und an einem Teich sitze, an dem mich die Gelsen „erschlagen“ und es taugt mir trotzdem, dann muss das auch okay sein. Das stört mich ein bisschen an dieser Scheinwelt.

LAOLA1: In Österreich verhalten sich Sportler bei gesellschaftspolitischen Themen bisweilen eher defensiv. Ausnahmen wie damals euer Refugees-Welcome-Plakat im Nationalteam bestätigen die Regel. In den USA beispielsweise äußern sich Protagonisten aus dem Sport immer wieder. Würdest du dir das auch hierzulande wünschen?

Janko: Wie gesagt: Ich habe den Zugang, dass man als Sportler schon aufpassen sollte, sich zu parteipolitischen Angelegenheiten zu äußern. Aber: Ich würde es schon auch gut finden, wenn der eine oder andere Sportler, der im Fokus ist, bei manchen überparteilichen Dingen seine Stimme erhebt und zum Ausdruck bringt, dass er etwas nicht okay findet. Wenn es beispielsweise darum geht, dass die Pressefreiheit offensiv angegriffen wird. Dann macht den Mund auf!! Es hindert euch ja niemand, etwas dazu zu sagen. Denn Sportler haben ein gewisses Standing und eine Plattform, wo du zu den Leuten sprechen kannst und das auch gehört wird, was du sagst. Es heißt ja auch immer wieder gerne, dass man als Sportler Vorbild für die Leute ist. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich ein Vorbild bin, sondern dass ich aufgrund des Status in der Öffentlichkeit die Chance habe, eine Plattform zu haben. Und die nutze ich auch.

LAOLA1: Indem du zum Nachdenken anregen willst?

Janko: Genau. Ich glaube, es ist sehr wichtig für eine Gesellschaft, dass man einfach das Bewusstsein schärft. Denn ich habe schon das Gefühl, dass wir in Österreich immer mehr in eine Phase kommen, in der es mehr darum geht, die Gesellschaft zu spalten als zu einen. Und das ist gefährlich.

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