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LASK-Trainer Thalhammer: "Leichtigkeit ist zurück"

Im LAOLA1-Interview spricht der neue LASK-Trainer über die kommende Saison:

LASK-Trainer Thalhammer: Foto: © GEPA

Beim LASK hat die Ära von Dominik Thalhammer schon längst begonnen. Nach einer katastrophalen Meisterrunde unter Thalhammers Vorgänger Valerien Ismael wurde der 49-jährige Wiener im Juli überraschend zum Cheftrainer der Linzer bestellt.

Während der Franzose Meister Salzburg im Titelrennen vor der Corona-Pause ordentlich einheizen konnte, bäckt der langjährige Frauen-Teamchef kleinere Brötchen.

Im Gespräch mit LAOLA1 erklärt Dominik Thalhammer seine Ziele für die kommende Saison, spricht über die Transfers des LASK und neue Ansätze im Trainerteam.

LAOLA1: Die Zeit nach Corona war in der Vorsaison für den LASK durchaus schwierig. Wo haben Sie in der Vorbereitung die Hebel angesetzt?

Thalhammer: Wir haben versucht, einen neuen Anfang zu finden und das, was war, hinter uns zu lassen. Man hat, denke ich, schon auch gemerkt, dass vieles aus der Vergangenheit mitspielt und begleitet. Ich glaube, dass wir es jetzt ganz gut geschafft haben, in eine neue Ära zu gehen, einen neuen Anfang zu finden. Ich hoffe, dass es uns gelingt, das am Freitag unter Beweis zu stellen.

LAOLA1: Welche Gründe haben Sie identifiziert, weswegen es nicht mehr funktioniert hat?

Thalhammer: Warum es in der letzten Saison nicht funktioniert hat, obliegt nicht mir. Wir haben versucht, neue Ziele festzuschreiben und zu definieren. Einen Weg zu gehen, wo wir das, was die Mannschaft so stark auszeichnet, versuchen zu stärken, zu festigen und zu verfeinern, aber auch im Detail manche Dinge ein bisschen zu adaptieren und zu entwickeln. Deswegen glaube ich auch, dass vielleicht die Leichtigkeit am Anfang gefehlt hat. Ich bin der Meinung, dass sie in den letzten beiden Spielen, im Cup-Spiel und in der zweiten Halbzeit gegen Regensburg, wieder zurückgekommen ist. Deswegen sind wir sehr, sehr optimistisch für das kommende Spiel.

LAOLA1: Wie sehen die definierten Ziele für die Saison aus?

Thalhammer: Ich denke, dass es für den LASK wichtig ist, eine feste Größe unter den vier besten Teams in Österreich zu sein. Ich denke, dass ist grundsätzlich das vorrangige Ziel für diese Saison.

LAOLA1: Ist ein Angriff auf Red Bull Salzburg, so wie in der vergangenen Saison, realistisch?

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Thalhammer: Es macht Sinn sich wieder sehr stark auf Prozesse und Inhalte zu konzentrieren. Wenn wir es schaffen, diese Prozesse zu optimieren und im Pressing wieder extrem griffig sind und auch im Ballbesitz Weiterentwicklungen stattfinden, kommt vieles von alleine. Aber unser erklärtes Ziel ist es einfach, ein stabiler Faktor unter den besten Teams in Österreich zu bleiben.

LAOLA1: Im vergangenen Jahr hat der Verein auch in der Europa League für Schlagzeilen gesorgt. Ist der Einzug in die Gruppenphase ein Ziel, das man ausgeben kann, oder spielt das eher eine sekundäre Rolle?

Thalhammer: Na klar, soll es auch das erklärte Ziel sein. Auch wenn der Kader in vielen Bereichen stabil geblieben ist, die meisten Veränderungen waren in der Offensive. Da hat man doch auch 40 Tore verloren mit Klauss, Frieser und Tetteh. Goiginger ist aktuell auch noch verletzt. Das muss man auch bedenken, wenn man versucht eine realistische Einschätzung der Situation zu finden. Trotzdem ist die Gruppenphase schon das Ziel, alles andere wäre auch falsch.

LAOLA1: Sie sind ja nicht nur Trainer, sondern auch Sportdirektor des LASK. Sie haben die vielen Abgänge thematisiert: Glauben Sie, dass Sie diese adäquat aufgefangen haben?

Thalhammer: Ich hoffe natürlich, dass wir sie adäquat aufgefangen haben und denke, dass Andreas Gruber zum Beispiel das schon klar unter Beweis gestellt hat. Der zweite Neuzugang in der Offensive (Mamoudou Karamoko, Anm.) war bislang verletzt, aber in der Zeit, in der er bei uns war, konnte er seine Qualität auch schon unter Beweis stellen. Es hängt aber auch sehr stark von seiner Rückkehr und seiner Fitness ab.

LAOLA1: Können Sie sich Neuzugänge vorstellen, sollte der LASK die Gruppenphase erreichen?

Thalhammer: Das ist aktuell, wegen der Verletzung von Karamoko und weil die Goiginger-Rückkehr noch ein bisschen Zeit brauchen wird, etwas, das durchaus angedacht werden könnte. Ich denke aber, dass man nicht irgendeinen Schnellschuss machen wird.

LAOLA1: Sie haben vorher Andreas Gruber angesprochen, der ablösefrei aus Mattersburg gekommen ist. Warum entscheiden sich solche Spieler mittlerweile für den LASK und nicht für andere Vereine?

Thalhammer: Weil der LASK in den letzten Jahren bewiesen hat, welch gute Struktur und welch gutes Umfeld er für einen Spieler bieten kann. Es gibt hier ein absolut professionelles Umfeld mit einer klaren Identität und einer klaren DNA und Spielweise, wofür der LASK steht. Ich denke, dass auch eine Mannschaft da ist, wo Werte eine große Rolle spielen. Der LASK ist ein Verein, wo man sich wohlfühlen kann, wo man ein sehr gutes Umfeld hat für weitere Entwicklung und weitere Steps. Das ist für mich der Grund, warum sich so viele dafür entscheiden.

LAOLA1: Sie haben sich auch damals für den LASK entschieden. Es gab eine Aufbruchstimmung in der Vorsaison, ein neues Stadion wird gebaut, ist der LASK in Österreich aktuell "the place to be"? Wo man hingehen möchte, weil dort Großes entstehen könnte?

Thalhammer: Genau, es sind die gleichen Beweggründe. Man hat im Verein Leute, die sehr faktenbasiert und sehr prozessorientiert agieren. Das ist für einen Trainer ein Vorteil, wenn man Leute hat, die die Fakten hernehmen und Entscheidungen wohlüberlegt treffen und nicht einfach aus dem Bauch heraus handeln.

LAOLA1: Einer Ihrer Ansätze ist der eines kompletten Trainerteams mit Offensiv- und Defensiv-Trainern, ähnlich wie im American Football, wo es auch Koordinatoren dafür gibt. Warum hat man sich für die Herangehensweise entschieden und glauben Sie, dass dieses Modell kopiert werden wird?

Thalhammer: Ich glaube, dass das die Zukunft sein könnte. Es geht um absolute Spezialisierung und Entwicklung von Spezialisten in ihren Teil- und Verantwortungsbereichen. Ich denke, das ist grundsätzlich in vielen anderen Bereichen auch üblich, dass man sich auf einen Teil spezialisiert. Man soll den Fußball nicht verkomplizieren und schwierig machen. Die Aufgabe eines Trainerteams ist es, Dinge gut zu vermitteln und an die Spieler heranzubringen. Trotzdem ist es ein komplexer Sport, wo Spielsituationen offensiv und defensiv zu lösen sind. Da denke ich, macht es natürlich Sinn, wenn man sich in Detailbereichen sehr stark spezialisieren und auch möglicherweise individualisieren kann und in der Arbeit mit den Spielern individuelle Rückmeldungen geben kann.

LAOLA1: Im erwähnten Vorbild American Football gibt es auch Trainer für einzelne Positionen. Ist eine solche Weiterentwicklung auch möglich oder wäre das zu viel?

Thalhammer: Ich denke, dass es aus aktueller Sicht ein guter Schritt ist und es zu viel sein könnte, wenn zu viele Personen an einer Sache arbeiten. Das ist gar nicht so einfach, weil man letztendlich wieder alles in eines zusammensetzen und das Spiel ganzheitlich betrachten muss. Daher glaube ich, dass der Weg, den wir gegangen sind, ein spannender ist. Aber ich denke, alles andere würde aus aktueller Sicht zu weit gehen.

LAOLA1: Emanuel Pogatetz hat den Sprung aus dem aktiven Kader ins Trainerteam gemacht. Wie wichtig ist er als mögliches Bindeglied für die Mannschaft und den gesamten Verein?

Thalhammer: Schon sehr wichtig, weil er diese LASK-DNA verkörpert und auch sehr stark die defensiven Prinzipien und Leitlinien, die für den Verein und die Spieler wichtig sind. Daher ist er ein sehr wichtiger Faktor in diesem Getriebe.

LAOLA1: Gehen wir einen Schritt zurück, nämlich zu Ihrer Bestellung als LASK-Cheftrainer. Jürgen Werner hat bei Ihrer Antritts-Pressekonferenz gesagt, dass es schon vor dem Ende der Ära Ismael immer wieder Kontakt gab. Sahen Sie sich als logischen Nachfolger?

Thalhammer: Nein, es waren Gespräche, die zu Beginn etwas abseits stattgefunden haben, wo es um einen fachlichen Austausch ging. Das hat das eine oder andere Mal stattgefunden. Dann gab es wieder engere Kontakte und einen Austausch, wo es um die sportliche Ausrichtung des Vereins ging. Ich denke, es war sehr viel Austausch, dass es dann zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hat, war für mich auch überraschend.

LAOLA1: Gab es während Ihrer Zeit beim Frauen-Nationalteam Anfragen anderer Profi-Klubs, vor allem nach der herausragenden EM 2017?

Thalhammer: Ja, da gab es immer wieder Kontakte. Es war aber auch ein Job beim ÖFB, im Bereich als Gesamtleiter der Trainerausbildung, als Teamchef, ein super Job-Portfolio, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das hätte ich nur aufgegeben, wenn es eine solche Möglichkeit ist wie beim LASK. Alle anderen waren nicht so interessant, um etwas Gutes und Spannendes aufzugeben.

LAOLA1: War es für Sie eine Bedingung, Trainer und Sportdirektor in Personalunion zu sein?

Thalhammer: Nein, nicht zwingend. Aber ich denke, es macht Sinn, über das Kurzfristige hinauszuschauen, dieses Denken zu entwickeln und als Trainer auch in diesen Bereich schauen zu müssen. Obwohl das Trainergeschäft hauptsächlich vom Tagesgeschäft bestimmt wird und man als Trainer kurzfristig denkt, ist es für mich wichtig, auch diese Gesamtzusammenhänge im Verein zu kennen, zu strukturieren und die sportliche Ausrichtung im Verein, im Zusammenhang mit dem Kooperationsverein, mit der Akademie, mit der Durchlässigkeit, was die Talente aus dem Akademie-Bereich betrifft, mir darüber Gedanken zu machen und Strategien mit den verantwortlichen Personen zu entwickeln. Deswegen denke ich, ist es spannender, weil mich diese strategische Arbeit sehr interessiert.

LAOLA1: Das ist ein Modell, das sich in Österreich noch nicht durchgesetzt hat, glauben Sie, dass das die Zukunft ist, ähnlich wie in England?

Thalhammer: Kann sein, muss aber nicht sein. Es hängt natürlich immer von den handelnden Personen ab, wo sie sich eher sehen. Ich denke, dass man sich nicht zwingend für das eine oder das andere entscheiden muss, sondern im Zusammenhang mit dem Verein sehen muss, ob es in so einer Konstellation passt oder nicht.

LAOLA1: Sie waren sehr lange beim Frauen-Nationalteam. Gab es Reaktionen Ihrer Schützlinge als sie erfuhren, dass sie zum LASK gehen?

Thalhammer: Es war damals so, dass es sehr zeitnah war, es Überschneidungen gab, dass man sehr rasch damit herausgegangen ist. Es war, denke ich, schon eine gewisse Enttäuschung da, die ich auch verstehe, weil es eine lange Zeit war. Neun Jahre, in denen man extrem erfolgreich war bis hin zu einem Semifinale bei einer Europameisterschaft. Es war legitim, dass eine gewisse Enttäuschung da war, denke aber, am Ende des Tages hat es jede verstanden.

LAOLA1: Wie sehen Sie die Bestellung von Irene Fuhrmann als Ihre Nachfolgerin?

Thalhammer: Das war ein logischer Schritt. Daher denke ich, dass es eine richtige Entscheidung vom ÖFB war. Ich wünsche ihr natürlich alles Gute.

LAOLA1: Gibt es Ihrer Auffassung nach Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfußball?

Thalhammer: Ich glaube, diese Frage habe ich 400 Mal gehört. Grundsätzlich sind wie bei anderen Sportarten athletische Unterschiede da. Das ist beim Skifahren, beim Tennisspielen, beim Fußball so. Fußball war sehr lange halt eine echte Männerdomäne, und im Skifahren war es so, dass man gesagt hat: "Ich schau mir Damenskirennen genauso an." Es ist natürlich auch so, dass wenn eine Frau die Streif runterfährt, wird sie viele Sekunden Rückstand und keine Chance haben. Das ist einfach so, vom athletischen Aspekt her. Ich denke, was beim Frauennationalteam und beim ÖFB aufgebaut wurde, die Professionalisierung und die hohen Standards, da gibt es wenige Unterschiede, außer, dass als Nationaltrainer die Frequenz der Arbeit, die tägliche Arbeit eine ganz andere ist. Ich habe nun nicht mehr einen Monat Zeit, mich auf einen Lehrgang vorzubereiten, sondern vielleicht nur drei Tage oder eine Woche auf ein Spiel. Diese Frequenz ist eine viel höhere und eine gewisse Umstellung für jeden, der als Nationaltrainer zu einer Klubmannschaft kommt.

LAOLA1: Abschließend, was würden Sie sich für den Frauenfußball wünschen?

Thalhammer: Für den Frauenfußball würde ich mir wünschen, dass man von Verbandsseite den Weg weitergeht. In vielen anderen Bereichen gab es sehr viele Worte und wenig Taten und wenig Umsetzungsschritte, um das, worüber gesprochen wird, konsequent zu verfolgen. Da fehlt es schon noch an Einigem.

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