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So baut Jesse Marsch Salzburg um

Salzburgs Neo-Coach Jesse Marsch: "Es wird ein schwieriges Jahr!"

So baut Jesse Marsch Salzburg um Foto: © GEPA

Der König ist tot, lang lebe der König!

Beim FC Red Bull Salzburg regiert seit dem Abgang von Trainer Marco Rose zu Gladbach neuerdings Jesse Marsch. Der 45-jährige US-Amerikaner muss das schwierige Erbe des deutschen Erfolgstrainers antreten - noch dazu mit vielen Spieler-Abgängen und der Premiere in der Champions League.

Im exklusiven Interview mit LAOLA1 erklärt Marsch, was ihn von Rose unterscheidet, warum ein System mit Dreierkette für ihn denkbar ist und ob ihn die vielen Abgänge der Stammspieler überrascht haben.

LAOLA1: Wie gut haben Sie sich in Österreich schon eingelebt?

Jesse Marsch: Es ist unglaublich schön hier. Diese Art und Weise zu leben ist sehr interessant für mich, die Leute sind sehr nett. Ich freue mich, hier zu sein.

LAOLA1: Sie waren schon bei RB Leipzig und den New York Red Bulls. Wie lässt sich Red Bull Salzburg mit diesen beiden Klubs vergleichen?

Marsch: Jeder Verein ist in einer gewissen Art und Weise ein Ausbildungsverein. Das ist auch ein Thema in Leipzig. Wenn Timo Werner immer besser wird, ist es nicht möglich, ihn zu halten. Das gleiche galt für Naby Keita. Ich finde, die Philosophie mit der Entwicklung von jungen Spielern, macht einem Trainer sehr viel Spaß. Du musst jeden Tag Geduld haben, aber du musst auch ein gutes Umfeld schaffen, damit sie eine große Chance haben, besser zu werden. Das ist normalerweise täglich meine Aufgabe.

LAOLA1: Sie wissen schon relativ lange, dass Sie Trainer beim FC Red Bull Salzburg werden. Wie gut kennen Sie daher schon den österreichischen Fußball?

Marsch: Ich habe im letzten Jahr jedes Spiel von dieser Mannschaft gesehen. Aber ganz ehrlich, ich habe noch viel zu lernen. Ich habe aber sehr viel Unterstützung hier, mit dem Trainerstab, den Leuten im Klub und auch von den Spielern. Wenn man diese Arbeit alleine machen müsste, wäre es sehr schwierig. Wenn wir es schaffen, ein gutes Umfeld zu schaffen, dann ist es ein besseres Gefühl für mich und alle anderen.

LAOLA1: Im taktischen Bereich wird wahrscheinlich immer noch hohes Pressing praktiziert werden. Wissen Sie auch schon, welches System gespielt wird? Bleiben Sie beim 4-4-2 mit der Raute im Mittelfeld wie unter Marco Rose?

"Manchmal wollen wir aber auch mit einem 4-2-2-2 spielen - das ist unser erster Schritt. Ich möchte auch eine Dreierkette bei uns spielen, vielleicht auch mit drei Stürmern."

Jesse Marsch

Marsch: Ich denke, dass Marco und ich in vielen Sachen ähnlich sind, aber wir sind verschiedene Personen. Wir haben schon eine ähnliche Auffassung von Fußball, aber unsere Ideen unterscheiden sich dann im Detail doch ein wenig. Das ist aber normal. Unsere Philosophie ist stark, aber wir haben Raum für unsere eigenen Ideen. Die Raute hat in den letzten beiden Jahren gut funktioniert. Es wäre intelligent, wenn wir auch mit diesem System arbeiten, aber ich möchte für unsere Mannschaft noch ein bisschen mehr Flexibilität schaffen. Wir haben das erste Testspiel in einer Raute gespielt, wobei ich dieses System 4-3-1-2 nenne. Manchmal wollen wir aber auch mit einem 4-2-2-2 spielen – das ist unser erster Schritt. Ich möchte auch eine Dreierkette bei uns spielen, vielleicht auch mit drei Stürmern. Die Stürmer sind auch ein großes Thema bei uns, weil wir viele sehr talentierte Angreifer haben. Diese Flexibilität ist immer ein Vorteil für eine Mannschaft.

LAOLA1: In dieser Saison gibt es die erstmalige Champions-League-Teilnahme. Gibt es da auch schon Überlegungen, dass man vom Grundsystem etwas abweicht?

Marsch: In meinem ersten Gespräch mit der Mannschaft habe ich gesagt, wir müssen uns vorbereiten für das absolute Top-Top-Spiel. Normalerweise ist das Spiel gegen den Ball immer das Thema, wenn wir in der Champions League spielen wird es gegen die Top-Gegner nicht leicht werden, mit viel Ballbesitz zu spielen. Aber die Balance ist wichtig, jeden Tag im Training. Wie können wir in allen unseren Bereichen besser werden?! Es ist ganz klar, dass diese Spiele sehr schwer werden.

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LAOLA1: Aber spielt man doch etwas defensiver als in der Bundesliga, wo Salzburg in jedem Spiel Favorit ist?

Marsch: Ich war Co-Trainer beim amerikanischen Nationalteam und wir hatten immer das gleiche Gespräch mit der Mannschaft. Ein Spiel gegen Guatemala, Honduras oder Panama war sehr unterschiedlich zu einem Spiel gegen England, Italien oder Argentinien. Wir haben sie aber immer vorbereitet wie auf ein absolutes Top-Spiel. Sogar gegen einen tieferstehenden Gegner haben wir uns überlegt, was das Beste ist. Ich habe viel Respekt für die österreichische Bundesliga und dieses Jahr wird für uns sehr schwierig werden. Aber es ist auch ganz klar, dass in der Champions League absolute Spitzenspiele auf uns warten. Was ist das Beste für jeden Moment in jedem Spiel? Und jeder Spieler muss seine Rolle im Matchplan verstehen – an dem gilt es nun zu arbeiten.

LAOLA1: Gibt es ein Wunschlos in der Champions League?

Marsch: Nein, habe ich nicht. Natürlich ist eine einfache Auslosung besser, aber es ist fast unmöglich, eine einfache Auslosung zu bekommen. Unsere Motivation für diese Spiele ist sehr, sehr hoch. Die ganze Mannschaft ist hungrig. Wir haben eine neue Mannschaft. Alle Spieler haben eine große Chance. Jetzt ist es meine Aufgabe, den Spielern beim nächsten Schritt zu helfen.

LAOLA1: Sie haben schon angesprochen, dass viele Stammspieler im Sommer gegangen sind. War das ein Schock für Sie oder wurden Sie bei den Vertragsgesprächen bereits vorgewarnt?


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Marsch: Die Abgänge von Munas Dabbur und Hannes Wolf waren klar und die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Xaver Schlager und Stefan Lainer den Klub verlassen. Es war uns von Anfang an bewusst, dass wir in diesem Jahr eine neue Mannschaft haben werden. Aber wir hatten vor dem Ende der letzten Saison schon viele Gespräche über Spieler, die von ihren Leihen zurückkommen. Wir mögen unsere Mannschaft und unsere Spieler. Wenn wir in dieser Saison nicht Champions League spielen würden, wären wohl die meisten Leute begeistert von dieser talentierten, jungen Mannschaft. Aber mit dieser großen Herausforderung ist die Frage, ob es gut genug ist. Wir werden sehen, vielleicht brauchen wir noch ein, zwei Spieler. Aber die Champions League wäre auch für die letztjährige Mannschaft eine große Herausforderung gewesen.

LAOLA1: Sie fordern also keinen Neuzugang und sind mit der Mannschaft zufrieden?

Marsch: Ja, ich denke schon. Ich brauche die Arbeit mit diesen jungen Spielern. Sie sind angstlos, sie geben alles, sie möchten überzeugen und jeden Tag besser werden. Wir haben mit erfahrenen Spielern auch sehr viel Leadership. Wir haben viel zu tun, aber wir haben viel Hoffnung für diese Truppe.

LAOLA1: Einige Fans anderer Mannschaften in Österreich machen sich nach den vielen Abgängen und der Ablenkung Champions League Hoffnungen auf den Bundesliga-Meistertitel.

Marsch: Natürlich ist die Meisterschaft ein Ziel für uns. Meiner Meinung nach ist das noch so weit entfernt, wir müssen jeden Tag das kontrollieren, was wir auch wirklich kontrollieren können. Viele Psychologen werden dir sagen, dass das menschliche Hirn kleine Schritte und nicht große Schritte nimmt.

LAOLA1: Als Vorbilder haben Sie Bob Bradley (ehemaliger US-Teamchef) und Jürgen Klopp genannt. Sind Sie auch ein Kumpel-Typ wie Klopp?

"Vielleicht ist meine nächste Station als Co-Trainer bei der Mannschaft meiner Tochter."

Jesse Marsch

Marsch: Eine starke Beziehung mit jedem Spieler ist wichtig, ein gutes Vertrauen ist die Basis. Aber es ist auch meine Aufgabe, den Spielern zu verstehen helfen, wie sie einander helfen können. Es ist Respekt für die Mannschaft, Respekt für das Miteinander, Respekt für die Entwicklung. Das ist mir wichtiger als meine persönliche Beziehung.

LAOLA1: Sie waren in New York Cheftrainer, dann bei Leipzig Co-Trainer und jetzt wieder Cheftrainer. Ist das ein großer Unterschied?

Marsch: Ja und Nein. Mein Gedanke ist immer, was das Beste für die Mannschaft ist. Ich war Co-Trainer beim Nationalteam, Trainer bei Montreal Impact. Dann hatte ich zwei Jahre lang keinen Verein und war freiwillig Co-Trainer bei meiner Universität - es war eine kleine Mannschaft, aber für mich zu dieser Zeit gerade perfekt. Dann war ich Trainer in New York, dann Co-Trainer in Leipzig und jetzt Trainer in Salzburg. Vielleicht ist meine nächste Station als Co-Trainer bei der Mannschaft meiner Tochter (lacht). Es ist immer das gleiche, wir sind eine Mannschaft. Ich habe vielleicht als Cheftrainer etwas mehr Verantwortung, aber das ist kein großes Thema.

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LAOLA1: Was konnten Sie als Co-Trainer von Ralf Rangnick lernen? Sie sind ja selbst eigentlich schon sehr erfahren.

Marsch: Ich habe viel von ihm hinsichtlich der praktizierten Spielidee gelernt und er hat mir im Fußball sehr viel geholfen. Ich bin sehr stolz über die Entwicklung der Mannschaft im letzten Jahr. Das Wichtigste im letzten Jahr war nicht, was ich von Ralf gelernt habe, sondern was das Beste für unsere Mannschaft war.

LAOLA1: Vor Ihrer Ankunft hat es Fan-Kritik an Ihrer Person gegeben. Haben Sie das bislang gespürt?

Marsch: Das ist manchmal für einen Trainer normal. Ein guter Trainer ist sehr beliebt, ein schlechter Trainer ist nicht so beliebt (lacht). Ich kann das im Moment nicht kontrollieren. Aber wenn mich die Fans ein bisschen besser kennenlernen und sehen, dass ich alles für unsere Mannschaft gebe, dann ist es für alle einfacher zu verstehen, warum ich hier bin. Aber am Ende geht es nur um das Ergebnis.

LAOLA1: Sie haben einen Drei-Jahres-Vertrag. Salzburg war in den letzten Jahren auch für Trainer ein gutes Sprungbrett.

Marsch: Jetzt ist das kein Thema. Ich habe erst vor kurzem mit Christoph Freund gescherzt. Er hatte am 1. Juli den 14. Jahrestag beim FC Red Bull Salzburg und ich habe zu ihm gesagt, jetzt starten meine 14 Jahre. (lacht) Für einen Trainer ist es aber nicht sehr einfach, aber ich bin so glücklich hier.

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