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Szoboszlai: "Ich dachte, Talent alleine reicht"

Salzburgs Shootingstar spricht über möglichen Transfer und Fehler im Herbst.

Szoboszlai: Foto: © GEPA

Phänomen, Ausnahme-Talent, Jungstar – all diese Bezeichnungen sind in englischen, italienischen und deutschen Medien für Dominik Szoboszlai schon zu lesen gewesen.

Es gibt keinen Scouting-Notizblock eines absoluten Top-Klubs in dem der 18-Jährige noch keine Berücksichtigung gefunden hätte. Spätestens nach seiner Glanzleistung beim Europacup-Rückspiel gegen SSC Napoli ist der Ungar in aller Munde.

„Das war der Wendepunkt“, sagt der Mittelfeldspieler über das Duell mit den Süditalienern Mitte März. Bis dahin war es nämlich keine einfache Saison für ihn gewesen. Eigentlich wollte er schon im Sommer beim FC Red Bull Salzburg voll durchstarten, doch Marco Rose fand keinen Platz für ihn. Also musste sich Szoboszlai im Herbst mit Einsätzen beim FC Liefering in der HPYBET 2. Liga begnügen.

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Christoph Freund sagt über ihn: „Er ist ein außergewöhnliches Talent, hat sich die Chance aber verdienen müssen, hat ein dreiviertel Jahr gekämpft, ist dadurch aber noch einmal gereift. Er ist in seiner Persönlichkeit stabiler geworden.“ Der Talk mit Salzburgs Sportdirektor >>>

Inzwischen ist der zweifache ungarische Teamspieler nicht nur Double-Sieger, sondern auch voll und ganz bei RB Salzburg angekommen (20 Pflichtspiele, 5 Tore, 5 Assists). Im LAOLA1-Interview spricht Szoboszlai über seine eigene Schuld am schwierigen Herbst, Probleme beim Nationalteam als 16-Jähriger und das Interesse von Klubs wie Bayern München, Juventus, Arsenal und Ajax.

LAOLA1: Wie waren die vergangenen Wochen?

Dominik Szoboszlai: Wir sind Meister, haben das Cup-Finale gewonnen und spielen – was noch besser ist – in der nächsten Saison in der Champions League. Wir hatten sehr viel zu feiern. Als ich ein kleines Kind war, war es mein großes Ziel, irgendwann in der Champions League zu spielen.

"Gefühlt ist es mein erster Meistertitel"

LAOLA1: Welche Feier war die schönste?

Szoboszlai: Alle drei waren sehr schön.

LAOLA1: Du kannst rundum zufrieden sein, oder?

Szoboszlai: Mein Ziel in dieser Saison war, dass ich mehr spiele, was ich erreicht habe. Ich habe im Cup gespielt und in der Meisterschaft. Diesmal war ich so richtig dabei, nicht so wie letztes Jahr. Gefühlt ist es mein erster Meistertitel.

LAOLA1: Wie habt ihr als Spieler die Punktehalbierung nach dem Grunddurchgang erlebt?

Szoboszlai: Es war schon etwas anderes. Wir wären sonst ja schon früher Meister geworden. An einem gewissen Punkt mussten wir schon nachdenken, das war nicht so einfach. Wir haben aber nie wirklich auf den LASK geschaut, sondern uns immer nur auf uns konzentriert.

LAOLA1: Gegen wen würdest du gerne in der Champions League spielen?

Szoboszlai: Egal, wer da aus Topf 1 kommt, das wird ein Verein sein, gegen den man spielen will. Egal, ob PSG, Barca, Man City oder Juventus.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Wie fällt deine persönliche Saisonbilanz aus? Du hast den Durchbruch geschafft.

Szoboszlai: Genau das war mein Ziel. Der Trainer hat mir gegen Napoli die Chance gegeben und da habe ich gezeigt, dass ich für alle Spiele bereit bin. Wenn ich gegen Napoli so spielen kann, kann ich das in der Bundesliga auch. Dann habe ich gegen Wacker Innsbruck gespielt und mein erstes Bundesliga-Tor gemacht, gegen Sturm habe ich ein Tor und zwei Assists gemacht. Dann ist es gelaufen. Aber ich habe ein Jahr lang hart dafür gearbeitet, diese Chance zu bekommen.

LAOLA1: War das Spiel gegen Napoli das wichtigste deiner bisherigen Karriere?

Szoboszlai: Ja. Bis jetzt auf jeden Fall. Das war der Wendepunkt.

LAOLA1: Warst du erleichtert nach dem Spiel, als du gesehen hast, dass du gegen so ein Team mithalten kannst?

Szoboszlai: Nach dem Spiel war es schwer, wir sind ja ausgeschieden. Ich habe zuerst an die Mannschaft gedacht, dann erst an mich.

"Ich denke nicht mehr: "Es wird schon gehen." Ich mache alles dafür, dass es gehen muss."

LAOLA1: Du musstest auf diese Chance lange warten. Wie war der Herbst für dich?

Szoboszlai: Sehr schwer! Eigentlich war es meine Schuld. Nach meinen Spielen beim FC Liefering habe ich mir gedacht, dass Talent alleine im Profi-Fußball reicht. Aber so ist es nicht. Das musste ich erst lernen.

LAOLA1: Was machst du anders als vor einem halben Jahr?

Szoboszlai: Ich denke nicht mehr: "Es wird schon gehen." Ich mache alles dafür, dass es gehen muss. Ich mache im Training mehr, ich mache auch im Spiel mehr.

LAOLA1: Bist du ein geduldiger Mensch?

Szoboszlai: Nein!

LAOLA1: Nach deiner Entwicklung, die du in den vergangenen beiden Jahren in Salzburg genommen hast, wo siehst du dich in zwei Jahren?

Szoboszlai: Ich blicke nicht gerne in die Zukunft. Ich konzentriere mich auf die Gegenwart. Als ich in der U18 war, haben sich meine Gedanken um die U18 gedreht, in Liefering habe ich an den FC Liefering gedacht, jetzt denke ich an Red Bull Salzburg. Wenn du mich fragst, was in zwei Jahren sein wird, kann ich dir nur antworten, dass ich es nicht weiß.

LAOLA1: Aber wenn dir vor zwei Jahren jemand gesagt hätte, dass du in zwei Jahren als Double-Sieger und künftiger Champions-League-Teilnehmer hier sitzt, was hättest du gesagt?

Szoboszlai: Okay, passt. (grinst)

Foto: © GEPA

LAOLA1: Warum hast du dich damals für Salzburg entschieden? Du hattest sicher auch andere Möglichkeiten.

Szoboszlai: Ja, die hatte ich. Aber wir haben uns so entschieden. Und ich denke, es war eine gute Entscheidung. Wenn ich mit 16 Jahren zu einem viel größeren Klub gegangen wäre, hätte ich dort U16 gespielt und wäre nicht so schnell in die erste Mannschaft gekommen.

LAOLA1: Dein Vater war selbst Fußballer in der ersten Liga in Ungarn. War er besser als du?

Szoboszlai: Nein, ich glaube nicht.

LAOLA1: Was hat er dir beigebracht?

Szoboszlai: Er war im Nachwuchs mein Trainer. Wenn die Trainings aus waren, hat er mit mir weitertrainiert. Ich habe immer mehr gemacht als die anderen. Das hat mir geholfen. Er hat von mir immer viel mehr erwartet als von anderen, das war ein bisschen schwierig, aber deswegen bin ich jetzt hier.

LAOLA1: Du bist im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal ins ungarische Nationalteam einberufen worden. Das war überraschend, nehme ich mal an.

Szoboszlai: Ja, das war schon komisch. Ich habe damals zwar nicht gespielt, aber mittrainiert. Es war nicht so einfach, kaum jemand hat mit mir geredet, ich war ja fast noch ein Kind. Mittlerweile habe ich vier Länderspiele bestritten.

LAOLA1: Wie groß ist deine Bekanntheit in Ungarn?

Szoboszlai: Die Zeitungen schreiben viel über mich. Die Leute erkennen mich auch, wenn ich in Budapest auf der Straße gehe. Aber das macht mir nichts: Ein Foto und ich gehe weiter.

LAOLA1: Was machst du eigentlich, wenn du gerade nicht Fußball spielst?

Szoboszlai: Dann verbringe ich Zeit mit meiner Familie, mit meiner Freundin. Und ich gehe gerne zum Bowling oder Billard.

LAOLA1: Auf welcher Position bist du am stärksten?

Szoboszlai: Ich denke, auf der Achter-Position. Aber den Zehner kann ich auch spielen.

"Ich will einmal bei einem Verein spielen, der in Spanien, England oder Deutschland Erster oder Zweiter ist – ein großer Verein"

LAOLA1: Warum als Achter?

Szoboszlai: Dort kann ich eher offensiv spielen, aber trotzdem muss ich zurücklaufen. Ich kann schon viel laufen, aber ohne Ball kostet es mir manchmal Überwindung.

LAOLA1: Du wirst immer wieder mit anderen großen Vereinen in Verbindung gebracht. Bayern, Juve, Inter, Arsenal, Napoli, Ajax. Wie geht es dir, wenn du so etwas hörst?

Szoboszlai: Gut. Das ist schön zu hören und gibt mir zusätzliches Selbstvertrauen. Aber es bringt nichts, darüber nachzudenken. Es geht darum, sich darauf zu konzentrieren, wo man gerade spielt und wie man spielt. Wenn du nicht gut spielst, interessieren sich diese Vereine auch nicht für dich. Ich bin hier bei Red Bull Salzburg und weiß nicht, was in ein, zwei Jahren passiert.

LAOLA1: Was soll in ein, zwei Jahren passieren?

Szoboszlai: Das weiß ich nicht.

LAOLA1: Ein Wechsel ist derzeit also kein Thema?

Szoboszlai: Nein.

LAOLA1: Du hast vorher erklärt, dass es dein Traum war, in der Champions League zu spielen, als du ein Kind warst. Was ist jetzt dein Traum?

Szoboszlai: Ich will einmal bei einem Verein spielen, der in Spanien, England oder Deutschland Erster oder Zweiter ist – ein großer Verein. Und ich will in der Champions League so weit wie möglich kommen.

LAOLA1: Freust du dich schon auf den neuen Trainer? Was weißt du schon über Jesse Marsch?

Szoboszlai: Wenig. Fredrik Gulbrandsen, der unter ihm ja in New York gespielt hat, hat erzählt, dass er richtig gut ist.

LAOLA1: Siehst du es positiv, dass im Sommer wieder alle bei Null anfangen? Oder ist es eher negativ, weil du dich ja eben erst in die Mannschaft gespielt hast?

Szoboszlai: Ich tue mir schwer, zu sagen, dass es für mich von Vorteil ist, wenn wir alle bei Null beginnen. Ich war bei minus 1, bin jetzt auf Null gekommen oder fast auf 1. Jetzt geht es wieder darum: Wer mehr und besser arbeitet, wird in der Champions League spielen.

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