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Ilzer: "Man muss sich treu bleiben"

Probleme in der Umsetzung seiner Idee? Angst um Job? FAK-Coach im Talk:

Anspruch und Stil!

So lautet das Motto der Wiener Austria.

Doch diesen zwei Wörtern werden die Veilchen aktuell so überhaupt nicht gerecht.

Die Violetten sind mehr oder weniger in die neue Saison gestolpert, haben nach vier Runden erst vier Punkte am Konto. Dazu kam das vorzeitige Aus in der Europa-League-Qualifikation.

Und auch in der spielerischen Note hinken die Wiener den Erwartungen hinterher.

Das muss auch Christian Ilzer eingestehen. "Wir haben in der ersten Phase nicht die Ergebnisse geholt, die wir uns vorgestellt haben."

Der Steirer ist im Sommer mit vielen Vorschusslorbeeren angetreten, um die Austria wieder erfolgreich und populär zu machen.

Doch das Unterfangen entpuppt sich als schwierig. Vielleicht sogar schwieriger als erwartet.

Im LAOLA1-Interview spricht der Austria-Trainer über den holprigen Saisonstart, seine Spielphilosophie und warum er keine Angst um seinen Job hat.

LAOLA1: Gegen Ende der letzten Woche gab es mit dem Out im Europacup und dem mickrigen Remis gegen Schlusslicht Admira zwei ernüchternde Ereignisse. Wie wurden diese neuerlichen Rückschläge aufgearbeitet?

Christian Ilzer: Fakt ist: Wir haben in der ersten Phase nicht die Ergebnisse geholt, die wir uns vorgestellt haben. Mattersburg war zwar ein kurzes Zwischenhoch, das uns allen gut getan hat, aber insgesamt ist es nicht gut gelaufen. Wir dürfen aber nicht die Nerven weg schmeißen und alles, was wir bis jetzt gemacht haben, ad acta legen und auf einer anderen Seite anfangen. Wir müssen klar, einfach bleiben, den Spielern Hilfestellungen geben und sie aufrichten. Aber natürlich auch von ihnen maximales einfordern.

LAOLA1: Am Wochenende wartet Hartberg. Ist das schon eine Art Schnittpartie?

Ilzer: Schnittpartie… (Pause). Wir sollten einfach unsere Prinzipien, unsere Qualität auf den Platz bringen. Das muss uns einfach besser gelingen als in den letzten Wochen. Dann werden auch die Ergebnisse stimmen. Und mit jedem guten Ergebnis können wir uns aufrichten und Selbstvertrauen tanken. So wollen wir in eine Serie kommen, die in eine ganz andere Richtung läuft als bis jetzt.

"Ich habe ein klares Konzept und versuche die Spieler Tag für Tag näher an diese Idee heranzuführen. Ich bin aber auch so flexibel, dass ich Dinge meiner Idee anpasse, damit sie dann ideal zu dieser Mannschaft passen."

Ilzer über Adaptierungen im Spielsystem

LAOLA1: Hätten sie es sich einfacher vorgestellt, bei der Austria etwas auf die Beine zu stellen?

Ilzer: Man kommt immer mit gewissen Vorstellungen zu einer Mannschaft, versucht, seine Ideen in das Team reinzutragen. Von Beginn weg hat die Mannschaft versucht, alles bestmöglich umzusetzen. Die Vorbereitung war gut, aber mit der Tirol-Partie sind wir denkbar schlecht in die Meisterschaft gestartet. Jetzt ist es wirklich ein holpriger Start geworden. Es zeigt aber auch die Qualität der Mannschaft und des Trainers, wenn man aus solch einem Tief und Talsohle gestärkt rauskommt.

LAOLA1: Eine ihrer Vorstellung war ein System mit einer klassischen Raute im Mittelfeld. Warum hat man diese Formation zuletzt nicht mehr gesehen?

Ilzer: Ich denke, wir haben ein System, wo man die Raute nur mehr in wenigen Phasen sieht. Die Prinzipien sind aber immer die gleichen. Wir mussten auch wegen diverser Ausfälle umstellen, haben etwa im Rückspiel gegen Apollon versucht, die Partie taktisch zu gewinnen. Wir wollten unser vorhandenes Personal bestmöglich am Platz einsetzen. Ob wir vorne das Angriffs-Dreieck auf die Spitze stellen, oder anders rum, muss flexibel  und in jedem  Spielsystem enthalten sein. So wollen wir auch weiterhin auftreten. Das gilt auch für hinten: Ob wir jetzt mit einem Sechser vor der letzten Linie, oder in der letzten Linie spielen, ist egal. Wichtig ist die Flexibilität, die wir in einem Spiel permanent beinhalten müssen.

LAOLA1: Kann es aber auch sein, dass das vorhandene Spielermaterial mit der Umsetzung ihrer Idee Schwierigkeiten hat und sie daher selbst ihr angedachtes System adaptieren müssen?

Ilzer: Nein! Ich habe ein klares Konzept und versuche die Spieler Tag für Tag näher an diese Idee heranzuführen. Ich bin aber auch so flexibel, dass ich Dinge meiner Idee anpasse, damit sie dann ideal zu dieser Mannschaft passen.

Foto: © GEPA

LAOLA1: Zuletzt hieß es nach der Admira-Partie, dass den Spielern „die Puste ausgegangen ist“. Wie kann das so früh in der Saison sein? Was sagen die Laktattests?

Ilzer: Prinzipiell halte ich nicht viel von Laktattests. Viel mehr zählt das, was ich am Platz sehe. Wenn man sich die Laufdaten ansieht, sind wir viel mehr gelaufen als die Admira. Das hat aber immer viel mit Ökonomie und Spielstil zu tun. Daran müssen wir arbeiten, damit wir die Dynamik des Spiels kontrollieren und den Rhythmus des Spiels auf unsere Seiten holen können. Das sind Themen, die wir tagtäglich im Training aufgreifen. Das ist eine Aufgabe, wo wir uns verbessern müssen.

LAOLA1: Apropos Arbeit. Sie stehen bei einem Klub wie der Wiener Austria natürlich medial mehr im Fokus als bei ihren vorherigen Stationen. Ist das beflügelnd oder auch ein wenig störend?

Ilzer: Es ist herausfordernd. Aber ich sehe nach wie vor nicht diese großen Unterschiede. Die tägliche Arbeit mit der Mannschaft am Platz ist unverändert. Die unterscheidet sich hier in Wien jetzt nicht zu meinen Stationen Hartberg oder WAC. Es braucht Klarheit und die Qualität aus den Spielern alles rauszuholen. Aber natürlich wirken Phasen, in denen es nicht läuft, von außen intensiver. Doch das ist dann auch die Kunst, diese Dinge nicht zur Mannschaft und in sich selbst zu lassen. Man muss sich treu und im Kopf klar bleiben.

LAOLA1: Angst um ihren Job haben sie nicht?

Ilzer: Nein. Das wäre die absolut falsche Herangehensweise. Da würde ich kein gutes Vorbild für meine Spieler sein. Man muss zuversichtlich bleiben, muss die Ausstrahlung zeigen, dass man nach vorne schaut und den Glauben an die Mannschaft, aber vor allem auch an sich selbst, hat.

LAOLA1: Ist es momentan die schwierigste Phase ihrer Trainerkarriere?

Ilzer: Ich hatte auf jeder meiner Stationen immer wieder schwierige Phasen. Jetzt ist sie halt zu Beginn einer Saison. Woanders war sie in der Mitte, oder am Ende. Schlussendlich ist es überall gut ausgegangen und ich bin mir sicher, dass ich auch bei der Austria alle Ziele, die wir uns gesteckt haben, erreichen werde.

"Er hat sehr gut trainiert und ist eine absolute Option für Sonntag."

Ilzer über Erik Palmer-Brown

LAOLA1: Erfreulich ist, dass Erik Palmer-Brown seine Spielgenehmigung erhalten hat. Ist der Amerikaner – angesichts der Ausfälle in die Innenverteidigung - schon ein Thema für Hartberg?

Ilzer: Auf dieser Position haben wir leider viele Ausfälle – auch bei den Young Violets. Er hat sehr gut trainiert und ist eine absolute Option für Sonntag.

LAOLA1: Am 2. September schließt das Transferfenster. Gibt es  eine Position, wo sich noch gerne einen Spieler hätten?

Ilzer: Ich konzentriere mich voll auf meine Spieler. Ich möchte, dass sie einfach ein viel besseres Gesicht am Platz zeigen. Ich möchte ihnen helfen, dass sie dort hinkommen, wo sie sich gerne selbst sehen würden. Damit wir uns so präsentieren, dass die Austria-Familie eine Freude hat. Das ist mein Fokus und meine Hauptaufgabe.

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