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Dober: "Rapid ist keine tote Mannschaft"

Am Trainer liegt's nicht! Andreas Dober macht Rapid Mut und warnt vor Ex-Klub St. Pölten.

Dober:

Happy Birthday, Andreas Dober!

Mit heute 31 Jahren stellt der Verteidiger bei Rapid II die Weichen für die Zukunft. Trainiert wird wenige Meter entfernt von den Profis, für die er sich bis 2011 die Fußballschuhe schnürte und die derzeit eine schwere Krise durchleben.

In der Woche der Wahrheit wartet nun zwei Mal "Wundertüte" SKN St. Pölten. Dobers Ex-Klub, dem er nach dem Schock-Aus nicht mehr nachweint. Zur Krise seines grün-weißen Herzensklubs meint er: "Rapid ist keine tote Mannschaft."

Im großen LAOLA1-Interview verrät Dober, was bei seinem Abschied in St. Pölten schieflief, welche Ex-Kollegen Rapid gefährlich werden könnten, wer schuld an der Rapid-Krise ist und warum trotz Krise viel richtig gemacht wird.

LAOLA1: Wie ist es, wieder den grün-weißen Dress zu tragen?

Andreas Dober: Einfach ein Traum, es ist einfach etwas ganz anderes. Rapid ist einfach eine andere Fußballwelt, vor allem in Österreich – und ich habe jetzt schon einiges gesehen. Das ist einfach höchstes Niveau.

LAOLA1: Tut es gut, wieder zurück im vertrauten Umfeld zu sein - auch wenn es „nur“ bei Rapid II ist?

Dober: Auf jeden Fall. Wieder die ganzen alten Gesichter zu sehen, auch wenn die Mannschaft fast neu ist und ich nur mit zwei, drei Spielern zusammengespielt habe. Aber so im Verein mit Stefan Ebner (Direktor Sportmanagement), Kurt Deringer (Teammanager), den zwei Masseuren Wolfi Frey und Wolfgang „Bertl“ Skalsky. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein und es macht mir irrsinnigen Spaß.

LAOLA1: Du hast dich mit dem Aus beim SKN St. Pölten arrangiert, mit Rapid eine für dich passende Lösung gefunden. Aber: So möglicherweise die Bundesliga-Karriere zu beenden, ist sicher nicht spurlos an dir vorbeigegangen, oder?

Dober: Naja, es war halt schon sehr bitter. Ich hatte eine ganz normale Trainingswoche hinter mir, habe 14 Bundesliga-Einsätze gehabt, von dem her habe ich nicht damit rechnen können, dass es soweit kommt. Ich glaube, da waren schon andere Sachen im Spiel, auf die ich nicht näher eingehen will. Im Endeffekt bin ich sehr froh über die Entscheidung, weil ich jetzt wieder zu Hause bin, dort, wo ich hingehöre. Jetzt macht mir Fußball wieder enormen Spaß, wir haben Großes vor mit Rapid II, wollen nächstes Jahr unbedingt aufsteigen. Im Nachhinein bin ich froh darüber, dass St. Pölten nicht mehr mit mir geplant hat.

LAOLA1: Das hast du damals aber noch nicht gewusst, dass dich Rapid auffängt.

Dober: Natürlich war es damals ein Schlag ins Gesicht. Vor dem Testspiel gegen Mannsdorf am 14. Jänner ist Jochen Fallmann zu mir gekommen und hat gemeint, dass er mit mir danach in der Kabine reden will. Ich habe mir gedacht, dass es um meine Rolle geht, ich mir mit David Stec die Position rechts hinten ausmachen werde. Nach dem Vorfall mit Keita und Segovia wollte er erst am Montag mit mir reden, deshalb dachte ich, dass es nicht so wichtig sein kann. Ich wollte aber nicht mit dem Ungewissen ins Wochenende gehen. Dann hat er mir mitgeteilt, dass der Verein über den Sommer hinaus nicht mehr mit mir plant und ich auch das halbe Jahr keine Rolle spielen werde. Ich habe es akzeptiert, ihm aber gesagt, dass der Zeitpunkt, eine Woche nach Trainingsbeginn, alles andere als fair ist, und er es mir jetzt noch zwei Tage später sagen wollte, wo ich wieder Zeit vergeudet hätte und die Transferperiode nur bis 31. Jänner geht. Somit war das nicht ideal. Dann habe ich mich mit Rapid in Verbindung gesetzt.

LAOLA1: Der Trainer hat es dir mitgeteilt. Ist das nicht auch eigentlich die Aufgabe des Sportdirektors?

Dober: Ich weiß es nicht, so ist es passiert, und so lasse ich das jetzt auch im Raum stehen. Ich bin einfach froh, dass ich eine gewisse Person jetzt nicht mehr jeden Tag sehen muss. Also es hat schon auch seine Vorteile, dass ich nicht mehr bei St. Pölten bin.

LAOLA1: Aber diese Person ist nicht Jochen Fallmann?

Dober: Diese Person ist nicht Jochen Fallmann und auch nicht Manager Andreas Blumauer.

LAOLA1: In offiziellen Statements ist dann immer die Rede von „beiderseitigem Einvernehmen“, auch bei dir. Das war es dann aber eigentlich nicht, oder?

Dober: In den Gesprächen wurden mir schon Sachen an den Kopf geworfen, wo ich mir gedacht habe: Das kann doch nicht sein! Wie wird mit einem verdienstvollen Spieler umgegangen, der Meister, im Cupfinale und drei Jahre dort war? Ich habe schon einiges erreicht mit St. Pölten. Wir waren im Cupfinale als Zweitligist, wir sind Meister geworden als Außenseiter. Ich glaube, ich habe da wirklich einen großen Teil dazu beigetragen. Es war ja überhaupt nicht alles schlecht bei St. Pölten, ich habe ihnen sehr viel zu verdanken. Sie haben mich in einer sehr schwierigen Phase aufgenommen, damals war noch Christoph Brunnauer der Sportmanager. Ich habe mich von Anfang an pudelwohl gefühlt, weil es eigentlich ein sehr guter Verein ist, von der Infrastruktur, vom Stadion, von den Trainingsmöglichkeiten her. Da ist sehr viel Potenzial, sie stehen auch wirtschaftlich nicht so schlecht da. Aber es passieren einfach teilweise Sachen, die für mich nicht nachvollziehbar waren. Es wäre wohl noch mehr möglich mit dem Verein, darüber hinaus möchte ich mich aber nicht äußern.

LAOLA1: Auf die Rapid-Profis warten nun zwei Schicksalsspiele gegen deinen Ex-Klub – in der Bundesliga und im ÖFB-Cup-Viertelfinale. Wie ist St. Pölten trotz Krise zu knacken?

Dober: Sie sind speziell im Frühjahr eine Wundertüte. Sie haben eine sensationelle zweite Halbzeit gegen Sturm gespielt, aber ein grottenschlechtes Spiel gegen den WAC. Man weiß nicht, was auf Rapid zukommt. Aber Rapid muss sein Spiel durchziehen. Viele sagen, dass Damir Canadi immer das gleiche sagt, wir gut spielen, aber keine Punkte machen. Aber es stimmt ja so! Rapid bestimmt jedes Mal das Spiel, hat Chancen. Aber wenn du in einer Scheißgasse bist, dann machst du halt in der Situation das Tor nicht. Und wenn du in einer Scheißgasse bist, bekommst du halt ein Tor, das du nie bekommen würdest, wenn du vorne mitspielst. Da passieren bittere Dinge. Sie spielen ja einen sehr guten Fußball und müssen weiter hart arbeiten, das machen sie auch. Ich sehe sie drei, vier Mal die Woche, die Stimmung ist trotzdem ganz gut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie aus dem Loch herauskommen. Ich bin mir sicher, dass sie das gegen St. Pölten schaffen werden.

LAOLA1: Du sprichst von St. Pölten als Wundertüte: Haben dich die drei Siege in sechs Frühjahrsspielen überrascht?

Dober: Ja, schon, vor allem der Sieg gegen Sturm war nicht zu erwarten. Was bei St. Pölten auffällig ist: Wenn die Mannschaft Druck hat, wie gegen Ried, wo sie zu Hause gewinnen müssen, dann sind sie immer am Punkt da. Aber wenn sie einen Vorsprung auf den Letzten haben, wo sie sich noch mehr Luft im Abstiegskampf verschaffen könnten, gelingt ihnen der Befreiungsschlag nicht, um nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben.

LAOLA1: Traust du deinem Ex-Klub den Klassenerhalt zu?

Dober: Es ist ganz schwierig zu sagen. Bei Mattersburg bin ich mir ziemlich sicher, dass sie das schaffen. Sie haben mit Gerald Baumgartner einen sehr guten Trainer bekommen, beim „Langen“ Stefan Maierhofer sieht man auch, dass er die Mannschaft irrsinnig pushen kann und mit seiner Mentalität einen extremen Ruck reingebracht hat. Und mit David Atanga haben sie einen sehr guten, jungen Flügelspieler, der ganz wichtig ist. Der Abstiegskampf wird wohl zwischen Ried und St. Pölten entschieden, aber da kann man momentan nicht sagen, wer die besseren Karten hat. Natürlich würde ich es mir wünschen, dass es St. Pölten schafft, weil ich doch sehr viele Freunde dort habe, sehr nette Leute in den letzten Jahren kennengelernt habe und es quasi mein zweites Zuhause ist.

LAOLA1: Wer sind für dich die Spieler, die Rapid besonders wehtun könnten?

Dober: Christopher Drazan hat momentan eine sehr gute Form. Er war in den letzten Spielen immer einer der überragenden Akteure, war bei sehr vielen Torchancen dabei, seine Flanken sind brandgefährlich, die kommen punktgenau. Er hat auch das entscheidende Tor gegen Ried vorbereitet. Gegen Rapid fehlt er aber wegen einer Nebenhöhlenentzündung. Auch Cheikhou Dieng mit seiner Technik und Schnelligkeit ist enorm gefährlich. Seitdem er zurück ist, hat er wieder eingeschlagen. Und jeder kennt Ümit Korkmaz und weiß, wie gefährlich seine Dribblings sind, wenn er mal in Fahrt ist. Das sind die drei Schlüsselspieler.

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LAOLA1: Du kriegst die Situation jetzt wieder hautnah mit. Wie weh tut dir die aktuelle Krise bei Rapid?

Dober: Natürlich sehr, das würde es aber auch, wenn ich jetzt nicht wieder beim Verein wäre. Rapid war immer mein Herzensklub, ich habe mich mit Rapid gefreut und mitgelitten. Das war auch so, als ich bei anderen Vereinen war. Aber wenn man jetzt wieder so nah am Geschehen ist, bekommt man das noch intensiver mit und es tut schon sehr weh. Aber es ist jetzt nicht so, dass Rapid eine tote Mannschaft ist. Im Gegenteil. Sie spielen ja eigentlich einen guten Fußball. Wichtig ist halt einmal, dass sie die Tore machen oder einmal ein Spiel 3:0 gewinnen, damit ihnen der Knopf aufgeht. Dann weiß man im Fußball, wie schnell es gehen kann. Wichtig ist, dass sie so einen richtigen Befreiungsschlag haben. Das würde ich ihnen jetzt wünschen.

LAOLA1: Was ist dann momentan schuld an der Krise? Trainer, Spieler oder ist es ein mentales Problem?

Dober: Es liegt sicher nicht am Trainer und sicher nicht an der Mentalität der Spieler, die wollen alle gewinnen. Wenn man es unbedingt will, gelingt es in schlechten Phasen meistens nicht. Sie müssen es mit einer gewissen Lockerheit angehen. Es gibt im Fußball Tage, da geht alles auf und man weiß nicht wieso. Ein Stürmer trifft sechs Spiele hintereinander und er weiß nicht wie. Dann gibt es wieder Tage, wo er das leere Tor nicht trifft und auch keine Erklärung hat. Im Fußball liegt alles sehr eng beisammen, das Glück und das Pech. Rapid braucht jetzt einmal einen Lauf, einen richtigen Befreiungsschlag, mit zwei, drei Toren Unterschied. Dann geht im Kopf der Knopf auf und man tut sich im nächsten Spiel schon wieder leichter. Ein Erfolgserlebnis ist entscheidend, jeder Fußballer braucht das. Ich hoffe, dass das gegen St. Pölten funktioniert.

LAOLA1: Erinnert dich die Situation an eigene Erfahrungen, die du machen musstest?

Dober: Ich habe das natürlich oft erlebt, war auch schon im Abstiegskampf. Auch ich habe mir gedacht: Wir spielen ja nicht schlecht, aber schießen keine Tore. Das war in St. Pölten der Fall, als wir ein Jahr vor dem Aufstieg gegen den Abstieg gespielt haben. Wir haben super gespielt, aber keine Spiele gewonnen. Dann hatten wir irgendwann mit einem Lucky Punch das Glück auf unserer Seite und drei, vier Spiele gewonnen, wo wir auch nicht gewusst haben, wie. Zuletzt gegen Amstetten mit Rapid II hatten wir etwa 80 Prozent Ballbesitz, die Gegner haben sich gar nicht mehr ausgekannt, aber wir haben 2:3 verloren. In der 87. Minute will einer schießen, der Schuss reißt ihm ab und der Ball geht genau zum eigenen Spieler, der ins leere Tor schießen kann. Da haben wir auch nicht gewusst, wie wir verloren haben. Wir haben uns angeschaut und gemeint: Das gibt es doch nicht! Aber solche Tage kommen einfach vor. Man muss einfach weiter hart arbeiten, im Kopf frei werden und darf gar nicht lange darüber nachdenken, sondern muss einfach immer wieder hundert Prozent geben. Dann kommt der Erfolg irgendwann von selber.

LAOLA1: Du spielst derzeit mit Spielern wie Maximilian Wöber, Osarenren Okungbowa oder Manuel Thurnwald, die vor kurzem noch Profi-Einsätze hätten. Schildern die das auch so?

Dober: Ich muss ehrlich sagen, dass wir darüber nicht reden. Aber die oben Genannten und dann noch drei, vier andere Spieler, haben in meinen Augen richtig gutes Potenzial. Ich bin mir ganz sicher, dass in den nächsten Monaten wieder ein, zwei Spieler in die Kampfmannschaft raufgezogen werden, da wirklich sehr gute Spieler dabei sind. Rapid leistet sehr gute Arbeit im Nachwuchs.

LAOLA1: Abschließende und wichtige Frage: Rutscht Rapid noch in den Abstiegskampf?

Dober: Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir reden von Rapid, die sollten mit dem Abstieg eigentlich nichts zu tun haben und ich bin mir auch sicher, dass sie damit nichts zu tun haben werden.

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