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Peschek warnt vor Hintertür für die Investoren

GF Peschek erklärt, wie es um Rapid, Sponsoren, Kurzarbeit und Gefahren steht.

Peschek warnt vor Hintertür für die Investoren Foto: © GEPA

Die Lage der Bundesliga-Klubs ist prekär. Alle müssen derzeit kleinere Brötchen backen (Peschek-Interview: Darum verbündet sich Rapid mit Austria), um die Krise bestmöglich zu durchtauchen.

Auch der SK Rapid bleibt davon nicht verschont. Die Situation ist ernst, wie Christoph Peschek - Geschäftsführer Wirtschaft - gegenüber LAOLA1 bestätigt:

"Es ist für alle eine Herausforderung. Wir alle haben Fixkosten, die wir versucht haben, so gut es geht zu senken. Wenn wir unseren Zweck, das Fußball spielen, nicht erfüllen können, dann wird es für alle Klubs in Österreich und auch in Europa, wie bei jedem anderen Unternehmen auch, ohne Unterstützung nicht dauerhaft möglich sein, diese Krise zu bewältigen."

Geisterspiele wären unter normalen Umständen ein absolutes No-Go für den Zuschauer-Magneten des Landes. Ein Schaden ist vorprogrammiert. "Geisterspiele tun uns im Herzen weh. Der noch größere Schaden wäre aber der Abbruch der Saison. Daher gilt es die Liquidität der Klubs sicherzustellen, damit wir das nächste Geschäftsjahr möglichst mit der vollen Anzahl an Vereinen beenden können. Wir müssen alles für den erfolgreichen Fortbestand unseres Klubs tun", hofft der 36-jährige Wiener auf ein helles Licht am Ende des Tunnels.

Not macht erfinderisch, und öffnet möglicherweise auch Hintertüren - für Investoren.

Davor warnt Peschek besonders: "In der momentanen Krisensituation könnte es vielleicht für den einen oder anderen Klub verlockend sein, die Diskussion über die Aufweichung oder Abschaffung von 50+1 über die Hintertür zu führen und damit die Öffnung für Investoren zu ermöglichen. Es gibt in Deutschland eine Diskussion darüber, auch in Österreich hat sie schon punktuell stattgefunden. Ich hielte das für einen gravierenden Fehler."

"Das wäre schlecht für den Fußball und die Identität eines Klubs"

Die Mehrheit am eigenen Klub aus der Hand zu geben, um mit Hilfe eines finanzstarken Investors - der diese Notlage ausnützen könnte - die Krise zu bewältigen, könnte für den einen oder anderen Klub eine willkommene Rettung darstellen.

Doch für Peschek, dessen Klub sich stets als Mitglieder-Verein ohne Zugang für Investoren positioniert, sei es wichtig, dass die Vereine weiterhin die Mehrheit an ihren Klubs behalten.

"Denn ein Investor hat natürlich wirtschaftliche Interessen und möchte letztlich mehr verdienen als er investiert hat. Daher ist er ja auch ein Investor. Ich bin der Meinung, dass es für den Fußball als Kulturgut und auch für die Identität eines Klubs schlecht wäre. Ich hoffe, dass wir hier bei der bisherigen Lösung bleiben und damit auch ein besseres Argument haben, dass wir einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten. Und dass es eben nicht bei Klubs um die Gewinnmaximierung oder Dividenden geht, sondern um den Fortbestand des Klubs."

Dies sei auch ein gutes Argument, um in der unverschuldeten Ausnahmesituation Hilfe durch die Öffentlichkeit zu bekommen, "weil wir selber zahlreiche Steuern und Abgaben leisten." Fakt ist nämlich, dass die österreichischen Profi-Klubs durch den Erlass des Finanzministeriums im Jahr 2016 in gewinnorientierte Kapitalgesellschaften umgewandelt werden mussten.

Drohen Rapid Sponsoren-Ausfälle?

Investoren sind das eine Thema, Sponsoren das andere. Auch für diese ist die Corona-Krise herausfordernd und könnte Auswirkungen auf die weitere Unterstützung einiger Vereine haben.

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Darauf angesprochen, zeigt sich Peschek zuversichtlich: "Wir sind in einem regelmäßigen Austausch. Ich bin laufend in Kontakt mit Sponsoren, Funktionären und Fanvertretern, um alle up to date zu halten. Ich habe den Eindruck, dass alle mithelfen wollen, den SK Rapid zu unterstützen, aber auch deshalb ist das Bemühen um die Fortsetzung der Meisterschaft wichtig, damit wir hier gemeinsam auch unsere Verträge so gut wie möglich einhalten können."

Ausfälle oder das Kürzertreten von Sponsoren befürchtet der Geschäftsführer vorerst nicht, ausschließen könne man es aber nicht. "Wie dann Unternehmen möglicherweise selbst von der Krise betroffen sind, kann ich nicht beurteilen, da will ich öffentlich keine Mutmaßungen anstellen."

Um die Phase zu meisten, hat sich Rapid mit unterschiedlichen Szenarien auseinandergesetzt. Peschek spricht von wichtigen Meilensteinen, die man durch die Bereitschaft zur Kurzarbeit und der Kostenreduzierung in unterschiedlichen Sektoren bereits erreicht habe.

Kurzarbeits-Auflagen stellen Rapid vor Herausforderungen

Interessant wird es sein, wie und ob man den Schalter bei kurzer Anlaufzeit von der Kurzarbeit wieder in den Vollbetrieb umlegen kann, denn genaue Ansagen fehlen weiterhin.

"Das muss man sich dann individuell bei jedem Einzelnen ansehen. Es macht natürlich einen Unterschied, ob du 25.000 oder 161 Zuschauer (Anm.: die errechnete Maximalanzahl an Personen im Stadion bei Geisterspielen) hast. Wir prüfen gerade, wie wir unter dem derzeit bekannten Meisterschafts-Konzept, die Umsetzung bestmöglich bewältigen und welcher Aufwand damit verbunden ist", betont der Ex-Politiker.

Speziell Rapid sieht sich ohnehin als mehr als nur ein Fußballverein, der gesellschaftliche Verpflichtungen hat und auch sonst mit vielen Veranstaltungen oder Aktionen der Spieler und Trainer den Zusammenhalt stärkt. Momentan ist jedoch alles auf Eis gelegt, die Kurzarbeit trägt ihr Übriges dazu bei.

Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass uns Geisterspiele über einen längeren Zeitraum begleiten, weit über das Ende der diesjährigen Saison hinaus. Ein Albtraum-Szenario, aus verschiedenen Gründen.

Kein(e) Europacup(-Einnahmen)? "Ein Fischen in trüben Gewässern"

Peschek betont: "Fußball hat zwei ganz wichtige Faktoren. Den gesellschaftlichen Wert – wir halten eine Gesellschaft auch zusammen. Im Stadion sieht man Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, wir haben eine sehr hohe Vielfalt. Gemeinschaft ist auch in einer Krise sehr wichtig. Aber der Fußball ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Rapid schafft rund 700 Arbeitsplätze in Wien, wir selber haben etwa 175 Vollzeit-Arbeitsplätze. Fiskalischer Effekt pro Jahr sind 20 Millionen Euro, die Brutto-Werschöpfung für Wien alleine 48 Mio. Daher gibt es sehr viele gute Gründe, dass wir als Klubs unseren Beitrag leisten, aber auch die Unterstützung durch die Öffentlichkeit brauchen."

Nach einem Jahr ohne Europacup-Startplatz lechzt Rapid auch nach dem internationalen Vergleich - sportlich und durch unverzichtbare Einnahmen.

Dahinter steht jedoch ein weiteres großes Fragezeichen. Als Bundesliga-Dritter wären die Grün-Weißen auf einem guten Weg dorthin, doch noch ist unklar ob und wie die Champions oder Europa League überhaupt stattfinden können.

"Es ist auch für uns ein Fischen in trüben Gewässern. Aus heutiger Sicht kann wohl niemand in Europa garantieren, dass die Europa League in der gewohnten Art und Weise im September wieder startet. Daher hoffen wir alle, dass die Maßnahmen gegen das Virus weiter gut funktionieren, es Medikamente und im Idealfall auch einen Impfstoff gibt, damit wir bald in die Normalität zurückkehren können. Aber mit dieser derzeitigen Ungewissheit sind die Planungen auf sehr vielen unterschiedlichen Szenarien aufgebaut."

"Möglichst rasch definitive Klarheit ist wichtig"

Das betrifft auch die Bundesliga, noch offene Spieltermine, das Saisonende und den Beginn der darauffolgenden Meisterschaft. Auch im Bezug auf Spielerverträge müssten Sonderregelungen getroffen werden, wenn bis in den Sommer hineingespielt wird. "Der Großteil unserer Mannschaft hat bestehende Verträge. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir für jene, deren Verträge auslaufen, Lösungen für die offenen Spieltermine finden werden."

Peschek weiters: "Wichtig ist, dass wir möglichst rasch definitive Klarheit haben bezüglich des Rahmenterminplans. Das heißt, auch formell grünes Licht von der UEFA betreffend des definitiven Endzeitpunkts zur Nominierung der internationalen Startplätze. Wie erhofft wurde dem Antrag der Bundesliga-Vertreter im ÖFB-Präsidium, länger als bis Juni zu spielen, zugestimmt. Damit haben wir einen Zeitpuffer bekommen, um eine bestmögliche Vorbereitung auf die restlichen Spiele sicherzustellen. In weiterer Folge braucht es sehr rasch auch einen möglichen Starttermin für die nächste Meisterschaft - aus meiner Sicht wäre September gut geeignet."

Bei all diesen Forderungen und Wünschen sei betont, dass der gesundheitliche Faktor immer vorgehe und alles vertretbar ist. Das "notwendige Übel" Geisterspiele nimmt man bei Rapid zähneknirschend in Kauf, trotzdem will man schon bald wieder Fußballfeste mit den eigenen Fans feiern.

Wann das sein wird, steht jedoch noch in den Sternen und benötigt Geduld, auch wenn Peschek hofft: "Die Wunschvorstellung ist: So rasch wie möglich!"

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