Defensive war Trumpf - das steckte hinter Überraschungs-Startelf
Über die Qualitätsfrage lässt sich streiten, defintiv waren es jedoch unterschiedliche Stärken, welche die beiden Mannschaften auf den grünen Rasen brachten. Denn während Salzburg überraschend viel Ballbesitz überlassen wurde, konzentrierte sich Rapid in erster Linie nur um die Defensive und suchte nur in den wenigen Umschaltsituationen den Weg nach vorne.
Verwunderung bei einem Blick auf die Rapid-Aufstellung konnten wohl nur wenige leugnen. Denn während Spieler wie Demir, Knasmüllner oder Druijf nur auf der Bank saßen, spielten etwa Startelf-Debütant Moritz Oswald, Schick, Kitagawa oder Grahovac. Insgesamt fanden sich nur zwei richtige Offensivspieler in Feldhofers Aufgebot – Kitagawa und Grüll. Demnach war schnell klar, worauf der Fokus in diesem Spiel liegen würde.
"Man muss auch sehen, wer in der Startformation war, welche Ausfälle wir hatten. Es ist auch nicht ganz einfach, wenn zwei Drittel der bisherigen Scorerpunkte fehlen. So aufzutreten, so eine Teamleistung zu zeigen, stimmt uns alle postiv. Aber wir müssen in Zukunft auch mal Zählbares mitnehmen", will der Vorauer nicht nur Lobeshymnen schwingen.
VIDEO - Highlights Rapid gegen Salzburg:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
Auf die Ausfälle ging er auch genauer ein. Taxi Fountas und Max Hofmann hatten kein Mannschaftstraining absolviert und waren somit kein Thema, auch wenn Feldhofer den Griechen gerne für eine Schlussoffensive eingewechselt hätte. Ljubicic, der in der 67. Minute für den bis dahin motivierten Oswald ins Spiel kam, hatte davor gerade einmal eineinhalb Trainings absolviert und selbst die frühe Einwechslung stellte ein Risiko für die kommenden Aufgaben dar. Wie Feldhofer betonte, bat Oswald selbst um seine Auswechslung, weil er nicht mehr konnte - kein Wunder, wenn man erstmals von Beginn an und dann als Zehner gegen den Liga-Dominator antreten muss.
Feldhofer: Das wäre der Schlüssel gewesen
Andere Spieler waren überhaupt noch nicht so weit, von Start weg ein Thema zu sein, wie etwa Yusuf Demir und Ferdy Druijf, die bekanntlich noch Fitness-Rückstand haben. Beim Hoffnungsträger und ehemaligen Barcelona-Spieler würde es jedoch von Training zu Training besser werden und Rapid sehnt den Tag herbei, wenn Demir bei hundert Prozent ist.
Am fehlenden Kampf lag es nicht. Rapid agierte gut gestaffelt, ließ kaum Zwischenräume offen, verteidigte geschlossen und hatte das Glück, durch einen Stojkovic-Kopfball aus einer Standardsituation in Führung zu gehen. Denn aus dem Spiel heraus sahen die Hütteldorfer kaum Land, gingen die vielen Befreiungsschläge und langen Bälle oftmals ins Nichts oder landeten beim Gegner.
Genau in dieser Hinsicht sieht Feldhofer den Knackpunkt der Partie. "Der Schlüssel wäre nach dem 1:0 gewesen, dass wir nach Balleroberung die Räume bespielen, wie wir es uns vorgenommen hatten - diese ganz hoch oder tiefer zu treffen, gefährliche Nadelstiche zu setzen. Das haben wir nicht geschafft. Bei den Gegentoren haben Kleinigkeiten gefehlt, wo wir uns besser anstellen müssen, Überzahl haben und trotzdem das Tor bekommen."
So etwa beim spielentscheidenden Treffer, als der sonst umsichtig agierende Moormann die Situation besser klären hätte können. "Da gibt es nicht mehr viel zu sagen. Er ist ein junger Spieler, er hätte das anders lösen können, aber er hat über weite Strecken ein hervorragendes Spiel gemacht. So was gehört dazu. Salzburg hat einfach individuelle Klasse in jedem Zweikampf, in jedem Sprint sind sie einzigartig in Österreich. Das muss man wissen und darf solche Zweikämpfe nicht verlieren", verteidigte der Trainer seinen Schützling bei "Sky". Im Endeffekt war Adamu durch und bediente Okafor - eiskalt.
Abgebrühtheit, die Rapid derzeit fehlt. Aber die ersten Spiele im Jahr 2022 unter Feldhofer zeigen schon, dass die Grün-Weißen flexibel agieren können.
"Haben Salzburg Paroli geboten"
So hatte etwa Emanuel Aiwu diesmal eine ganz besondere Rolle. Bei Ballgewinn avancierte der 21-jährige ÖFB-U21-Kapitän zum Sechser und schaltete sich sofort in die Offensivaktion ein. In der Rückwärtsbewegung ließ er sich sofort zwischen die eigentlichen Innenverteidiger fallen und formierte eine Fünferkette.
Ein interessantes Rezept, das über eine lange Zeit fruchtete. "Letztendlich haben wir alles reingeschmissen und probiert, mutig vorne attackiert. Wir haben Salzburg die ersten 50 bis 55 Minuten richtig Paroli geboten. Dann entscheiden Kleinigkeiten. Das tut weh", wird Feldhofer wohl nicht gut schlafen.
Trotzdem setzt er seinen weg fort, nimmt Rückschläge sportlich und stellt schon wieder die nächsten Aufgaben in den Vordergrund. Schließlich geht es schon am Donnerstag im Heimspiel im Conference-League-K.o.-Runden-Playoff gegen Vitesse Arnheim international zur Sache.
Gegen Salzburg kann man verlieren, auch wenn es schmerzlich ist. "Wir werden da aber gestärkt rauskommen, die Szenen aufarbeiten und es nächstes Mal besser machen." Schließlich soll es dann nicht schon wieder heißen, "und am Ende gewinnt fast immer Salzburg..."