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Pyrotechnik: Die Regeln, die Kosten, die Strafen

In Österreichs Kurven wird seit Monaten wild gezündelt. Doch was ist eigentlich erlaubt? Was kostet das? Und wie wird bestraft?

Pyrotechnik: Die Regeln, die Kosten, die Strafen Foto: © GEPA

Diese Bilder gingen um die Welt. Die Pyro-Show der Sturm-Fans beim Cup-Finale in Klagenfurt hat weit über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt.

Gefühlt war es der Auftakt einer Pyro-Offensive der Kurven dieses Landes. Praktisch im Wochentakt zündeln die Ultras in Österreich, spektakuläre Bilder sind zu sehen.

Doch die kritischen Stimmen werden zunehmend lauter. Spiele müssen unterbrochen werden, Vereine wissen teilweise nichts von den geplanten Aktionen der Fans.

Was kosten diese Dinger eigentlich? Wo kriegt man sie? Was ist in den Stadien erlaubt? Und was geschieht, wenn Verbotenes passiert?

LAOLA1 beantwortet die wichtigsten Fragen zu Pyro in den Stadien:

Was gibt’s überhaupt?

Der Möglichkeiten, die Stimmung in den Stadien im wahrsten Sinne des Wortes anzuheizen, gibt es viele. Die Bundesliga-Richtlinien beziehen sich in ihrer Liste der verbotenen Gegenstände auf pyrotechnische Gegenstände jeglicher Art, insbesondere Feuerwerkskörper, Leuchtkugeln, Rauchpulver, Rauchbomben, Böller.

Sehr beliebt sind in den Fankreisen aber natürlich auch die klassischen bengalischen Fackeln, die es in allen möglichen Farb- und Größen-Varianten gibt.

In Ultra-Kreisen verpönt sind Böller, zahlreiche Ultra-Gruppierungen gehen aktiv gegen eine Verwendung von Böllern in Stadien vor.

Wo kann man Pyro-Technik kaufen und was kostet es?

Pyro-Technik ist nicht ungefährlich. Deshalb sind in österreichischen und deutschen Shops nur zertifizierte und zugelassene Produkte erhältlich. Da selbst der Kauf von illegaler Pyrotechnik strafbar ist, sollten Interessierte unbedingt bei diesen Angeboten zugreifen und nicht den Weg zu den immer noch sehr beliebten und im Internet zahlreich vertretenen polnischen oder italienischen Pyro-Online-Shops suchen, die auch hierzulande verbotene Artikel vertreiben.

Vor wenigen Jahren sorgte eine Razzia in Deutschland für Aufsehen. Damals wurden rund 80 Tonnen illegale Pyrotechnik beschlagnahmt und über 50 Personen festgenommen. In Folge mussten sogar einige bekannte Online-Shops in Deutschland, die nicht zugelassene Produkte vertrieben haben, schließen.

Die klassischen Bengalen kosten hierzulande je nach Größe fünf bis zehn Euro pro Stück. Kleinere Fackeln sind hingegen schon für wenige Euro zu haben. Auch die Rauchtöpfe, die für lange Spielunterbrechungen sorgen können, und Feuerwerks-Raketen gibt es für etwa 10 Euro zu haben. Eine 50er Packung Böller ist für 20-25 Euro erhältlich.

Tolle Pyro-Szenen aus Österreich

Was ist im Stadion erlaubt?

Grundsätzlich gar nichts. Es ist verboten, pyrotechnische Gegenstände ins Stadion mitzunehmen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen zu beantragen. Wenn die Behörde eine solche ausstellt, wendet die Bundesliga auch nichts gegen eine Umsetzung ein.

Der Klub als Veranstalter beantragt in der Regel ein bis drei Wochen im Voraus bei der Sicherheitsbehörde der Gemeinde – entweder die Bezirkshauptmannschaft oder die Landespolizeidirektion – die Verwendung von Pyrotechnik.

Wenn die Behörde eine Genehmigung erteilt, wird auch die Bundesliga über den Bescheid unterrichtet. In diesem Bescheid ist ganz genau geregelt, unter welchen Umständen und wann welche Pyrotechnik verwendet werden darf. Es geht um Sicherheitszonen, teilweise gibt es zusätzliche Auflagen, etwa Wasser- oder Sandkübel, auch der Zeitpunkt ist geregelt. Es ist von Behörde zu Behörde verschieden, was bewilligt wird, in manchen Bundesländern ist man großzügiger, in anderen strenger. Teilweise wird auch gar keine Bewilligung erteilt.

@laola1 Pyrotechnik ist in 🇦🇹 derzeit anscheinend hoch im Kurs. 😅 Auch Austria Salzburg liefert im Cup-Derby mit Red Bull Salzburg eine Mega Pyroshow ab! 🤯🎆 Eure Meinung dazu? 🤔 #laola1 #l1 #wirlebensport #fußball #redbullsalzburg #austriasalzburg #tradition #derby #öfbcup #pyrotechnik #feuerwerk ♬ Originalton - Laola1.at das Sportportal

Was passiert, wenn etwas nicht bewilligt ist?

Die Bundesliga entsendet einen Spielbeobachter, der unter anderem die Aufgabe hat, zu dokumentieren, was in den Fankurven passiert. Wenn Pyrotechnik verwendet wird, die nicht genehmigt wurde, wird das im Spieltagsbericht vermerkt. Mittels Fotos und Videos lässt sich in der Regel das konkrete Ausmaß gut nachvollziehen und dokumentieren.

Der Spieltagsbericht landet beim Sicherheitsbeauftragten der Bundesliga, der bereitet auf, dann macht formal der Bundesliga-Vorstand eine Anzeige beim Senat 1 (Straf- und Beglaubigungsausschuss). Danach gibt es den üblichen Fristenlauf. Die Vereine haben die Möglichkeit zu einer Stellungnahme, es gibt eine Verhandlung und letztendlich eine Entscheidung über die Höhe etwaiger Strafen.

Nachdem – im Gegensatz zu Sperren von Fußballern nach Ausschlüssen – der laufende Spielbetrieb von solchen Entscheidungen nicht beeinflusst wird, kann es auch ein wenig länger dauern, bis ein Urteil gefällt ist.

Welche Strafen drohen?

Es gibt einen klar definierten Strafenkatalog. Darin ist festgehalten, welche Summe bei Verwendung einzelner pyrotechnischer Gegenstände fällig wird. Die Summen werden entsprechend höher, wenn die Gegenstände etwa geworfen werden oder zu einer Spielunterbrechung führen. Die Bundesliga macht den Strafenkatalog nicht öffentlich.

Ab einer gewissen Menge von Pyrotechnik, die verbotenerweise verwendet wird, wie das beispielsweise zuletzt beim SK Sturm der Fall war, wird der Fall zusammengefasst verhandelt. In so einem Fall beträgt die Maximalstrafe 100.000 Euro.

Der Senat 1 hat jedoch die Möglichkeit, Eskalationsstufen zur Anwendung zu bringen. Die Geldstrafe kann bei wiederholten schwerwiegenden Fällen über einen Zeitraum von 24 Monaten zu einem Punkteabzug werden. Konkret: Wenn zum zweiten Mal innerhalb von 24 Monaten etwas passiert, gibt es einen bedingten Punkteabzug, beim dritten Mal einen unbedingten Punkteabzug.

Der aktuelle Fall SK Sturm ist ein gutes Beispiel dafür, dass zwischen Verstoß und Urteil einige Zeit vergehen kann.

Das Geld aus den Strafen wandert in den Sicherheitstopf der Bundesliga, ist also zweckgewidmet. Wenn Vereine infrastrukturelle Maßnahmen zum Ausbau der Sicherheit treffen, können sie Zuschüsse aus diesem Sicherheitstopf beantragen. Es sind meistens sechsstellige Beträge im Sicherheitstopf.

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