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Matthias Jaissle: Außer diesem Abgang bleibt fast nichts

Matthias Jaissle hat es in Salzburg nie geschafft, ein klares Profil zu entwickeln. Nach dem Abgang hat er auch noch eine böse Nachred'. Ein Kommentar:

Matthias Jaissle: Außer diesem Abgang bleibt fast nichts Foto: © GEPA

Es gibt solche und solche Abgänge. Der FC Red Bull Salzburg kann diesen Sommer ein Lied davon singen.

Da wäre jener von Christoph Freund: Schon früh wussten die wichtigsten Vertrauten im Verein Bescheid, die Nachfolge konnte im Voraus geregelt werden, wertschätzende Kommunikation, Spekulationen und Unklarheiten auf ein Minimum reduziert.

Und dann wäre da jener von Matthias Jaissle: So ziemlich das genaue Gegenteil von Freunds.

Hartes Statement

Das Statement in der Abschiedsmeldung von Geschäftsführer Stephan Reiter lässt tief blicken. "Wir sind der Ansicht, dass ein Trainer, der sich nur zwei Tage vor dem Start einer wichtigen Saison derart intensiv mit einem möglichen Klubwechsel beschäftigt, bei diesem Auftakt auch nicht dabei sein sollte. Wir wollen mit voller Energie und Überzeugung in die neue Saison starten. Dafür benötigen wir 100 Prozent Fokus von allen Beteiligten."

Kein Wort des Danks für den Mann, der die Salzburger zu zwei Meistertiteln und einem Cupsieg geführt hat.

Nach dem Aufkommen der Gerüchte um einen Wechsel nach Saudi-Arabien verwies der Verein auf die Saisonstart-Pressekonferenz. Doch dort tat Jaissle nicht, was von ihm erwartet wurde, er bekannte sich nicht zum Verein.

Vielmehr wand sich der Deutsche in Floskeln, wirkte sehr nervös und überraschend unvorbereitet auf die Frage nach einem möglichen Abgang. In der Welt von Red Bull, in der so viel Wert auf Message Control gelegt wird, ein riesengroßer Affront.

Und dementsprechend ist dann auch die Reaktion ausgefallen. Freistellung, böse Nachred', kein Abgang im Guten.

Wofür steht Jaissle?

Doch was, abgesehen von diesem ziemlich spektakulären Ende, bleibt von Jaissle?

Ein kurzes Spiel: Denken Sie zehn Sekunden darüber nach, für welche Charaktereigenschaften der Trainer Matthias Jaissle steht.

Ist Ihnen etwas Griffiges eingefallen?

Selbige Frage haben wir in den vergangenen Tagen einigen Menschen aus der österreichischen Fußball-Szene gestellt. Die Antworten bewegten sich in einer Range von "junger Trainer" über "immer sehr gut angezogen" bis "sehr straight".

Wer der Mensch Jaissle ist, hat sich in den rund zweieinhalb Jahren, die er zunächst als Liefering-, dann als Salzburg-Trainer im Rampenlicht stand, nur den allerwenigsten erschlossen. Der 35-Jährige hat es nicht geschafft, ein Profil zu entwickeln, ist beim Anflug einer persönlichen Frage zurückgeschreckt.

Eine neue Chance, ein Profil zu erarbeiten

Das ist freilich sein gutes Recht. In erster Linie geht es um seine fachliche Arbeit als Trainer. Dass diese sehr gut war, steht außer Zweifel. Wie er sich in der Öffentlichkeit präsentieren will, ist seine Entscheidung.

Dass ein klares Profil aber ein großer Vorteil ist, wenn man als Trainer irgendwann zur Elite gehören will, ist nicht wegzudiskutieren. Wer das Spiel mit den Charaktereigenschaften von vorhin für Menschen wie Jürgen Klopp, Diego Simeone, Pep Guardiola, Carlo Ancelotti, Jose Mourinho und Co. wiederholt, wird bei keinem dieser Männer überhaupt zehn Sekunden brauchen, damit ihm etwas einfällt.

Doch Jaissle muss sein junges Alter zugute gehalten werden. Was ihm in Salzburg nicht gelungen ist, kann er nun auf seiner nächsten Station in Saudi-Arabien besser machen. Dass sein bisher kaum vorhandenes Image nach dem unsauberen Abschied aus Salzburg einen Aufputz dringend benötigt, ist auch klar.

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