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FC Wacker: 2013er-Helden geben Tipps

Wacker Innsbruck braucht wie 2013 ein Wunder. Die damaligen Haupt-Akteure geben Ratschläge.

FC Wacker: 2013er-Helden geben Tipps Foto: © GEPA

Beim FC Wacker Innsbruck fühlt man sich dieser Tage sehr an das Jahr 2013 erinnert.

Auch damals standen die Tiroler im Abstiegskampf mit dem Rücken zur Wand, zwei Spieltage vor Schluss war man Tabellenletzter. Der SC Wiener Neustadt und Admira Wacker waren die Konkurrenten im Abstiegskampf, der SV Mattersburg schien mit fünf Punkten Vorsprung gerettet.

Sechs Jahre später leuchtet die „rote Laterne“ wieder am Tivoli. Neben der Admira komplettiert heuer Hartberg das Trio, welches gegen den Abstieg in die HPYBET 2. Liga kämpft. Der SCR Altach scheint mit fünf Punkten bereits gerettet.

Doch die Geschichte sollte Warnung genug sein für die Vorarlberger. 2013 konnte der FC Wacker mit sechs Punkten in den letzten beiden Runden das Ruder herumreißen und völlig überraschend musste Mattersburg den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

Besonders der legendäre 3:2-Auswärtssieg gegen den WAC, der den endgültigen Klassenerhalt fixierte, ist in der Tiroler Erinnerung stark verankert. Nach 0:2-Rückstand drehte man die Partie innerhalb von sechs Minuten.

Eine ähnliche Geschichte erhoffen sich die Fans auch in diesem Jahr. Bei LAOLA1 erinnern sich der damalige Coach Roland Kirchler, Doppelpack-Held Julius Perstaller und Ex-Spieler Marco Kofler an die Sensation von Wolfsberg und geben dem aktuellen Team Tipps, wie sie es wiederholen können.

Erinnerungen allgegenwärtig

Kofler und Perstaller sind aktuell bei Elversberg in der vierten deutschen Liga aktiv, beide werden im Sommer nach Tirol zurückziehen. Ob sie weiterhin Profi-Fußballer sind oder sich in den Amateur-Bereich zurückziehen, ist noch nicht entschieden.

Angesprochen auf die WAC-Partie kommt Kofler ins Schwärmen: „Die Erinnerungen kommen jetzt wieder hoch. So ein geiles Spiel vergisst man natürlich nicht. Wir haben relativ nervös angefangen, die ganze Mannschaft war unter Spannung.“

Kofler im Zweikampf mit WAC-Spieler Topcagic
Foto: © GEPA

Ex-Trainer Kirchler pflichtet ihm bei: „Das werde ich nie vergessen. Wenn man so ein Entscheidungsspiel positiv absolvieren kann, bleibt es einem ewig in Erinnerung. Mit diesen Emotionen nach Hause zu fahren, mit dem Bus, mit der Feier, mit den ganzen Fans – das ist unvergesslich, das brennt sich in Spieler- und Trainer-Leben auf alle Fälle ein.“

Kofler wäre beinahe gar der tragische Held des Nachmittags gewesen: „Es war eine komische Atmosphäre, weil es für den WAC um nichts mehr gegangen ist und unsere Fans uns nach vorne gepeitscht haben. Ich hab das 0:1 als Eigentor gemacht, ganz schlecht gelaufen.“

Mentale Stärke nach Rückstand

Kofler mit dem Eigentor sowie Stephan Stückler sorgten für einen zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand der Tiroler, der Abstieg schien unvermeidbar.

„Das war mein Verein, mein Heimatverein. Du willst dem Verein nichts Schlechtes. Du willst, dass der in der Bundesliga bleibt. Nach dem Eigentor ist mir schon durch den Kopf gegangen, dass du der Sündenbock bist, der den Abstieg besiegelt hat“, waren es schwere Minuten für Defensiv-Allrounder Kofler.

Doch Kirchler hatte die richtigen Antworten parat: „Bei den Spielern hat man schon gemerkt, dass es um viel gegangen ist. Es war sehr ruhig in der Kabine und nach dem 0:2 war in der Mannschaft die Luft herausen – außer beim Trainer. Dass wir das Spiel noch gewinnen habe ich, ehrlich gesagt, auch nicht geglaubt, aber ich habe an meine Mannschaft geglaubt.“

„Ich habe versucht, außen ein bisschen aktiv zu sein und nicht auf der Bank zu sitzen und selber die Schulter hängen zu lassen. Ich habe intern gewechselt, habe den Martin Svejnoha von der Verteidigung ins Mittelfeld beordert und habe den Julius Perstaller gebracht“, erinnert sich Kirchler: „Ich habe als Trainer vieles richtig gemacht, ob das jetzt unbewusst oder bewusst war möchte ich dahingestellt lassen. Ich will nicht sagen, dass ich der Super-Trainer bin, aber in dem Fall war alles richtig.“

Der „Judas“ als Held

Matchwinner damals war für den FC Wacker akkurat Julius Perstaller, der wenige Wochen vorher bereits seinen Wechsel zur SV Ried verkündete und in Wolfsberg mit einem Doppelpack glänzte.

„Dass der Persti zwei Tore macht, obwohl er die Wochen vorher schon als ‚Judas‘ beschimpft worden ist, hat auch noch gut gepasst. Es war wie aus dem Drehbuch geschrieben. Nach dem Abpfiff ist jeder irgendwo hingestürmt, weil niemand wusste, was er machen soll“, erinnert sich Kofler.

Kirchler herzt Matchwinner Perstaller
Foto: © GEPA

Überrascht war Perstaller nicht, dass ihn der Trainer trotz anstehenden Abgangs ins Spiel brachte: „Ich habe es gehofft. Viel zu verlieren war ja nicht mehr, wir waren 0:2 hinten, so gut wie abgestiegen, dann hat er mich Gott sei Dank noch gebracht.“

So gab es trotz zwischenzeitlichen Anfeindungen ein Happy End zwischen dem Stürmer und dem Wacker-Anhang: „Mit den Fans – das ist nunmal so im Fußball. Ich habe immer gern für Innsbruck gespielt, das war dann ein gutes Abschiedsgeschenk an den Verein.“

Glaubt man den Erzählungen, war anschließend die Feier zum Klassenerhalt mindestens gleich legendär wie das Spiel selbst. „Bei der Rückfahrt ist mehr gefeiert worden als bei der Meisterfeier. Die ersten ein, zwei Stunden sind noch da, wie wir ausgestiegen sind weiß glaube ich keiner mehr“, lacht Kofler.

Auch der Trainer hat damals ein Auge zugedrückt: „Da ist geraucht worden, getrunken worden – alles was man als Sportler nicht machen darf, haben wir gemacht. Jeder hat mit jedem gefeiert, das war ein Mega-Erlebnis für Alt und Jung.“

Tipps für das aktuelle Team

Damit auch 2019 so eine Party stattfinden kann, sind wohl zwei Siege gegen Admira (Samstag, 17 Uhr) und SV Mattersburg (25.5., 17 Uhr) Pflicht. Kirchler, der damals in der Schlussphase den vierten Offiziellen geschubst hat und darum auf die Tribüne musste, kann sich in die Gefühlslage des aktuellen Trainer Thomas Grumser gut hineinfühlen.

„Natürlich ist man immer angespannt und nervös, aber das ist keine Nervosität, dass man nicht mehr reden, trinken oder essen kann. Deshalb glaube ich auch nicht, dass der Thomas Grumser extrem nervös ist. Der ist einfach fokussiert und die natürliche Anspannung vor dem Spiel ist da“, hat Kirchler Vertrauen in seinen ehemaligen Mitspieler beim FC Tirol.

Kirchler, aktuell als Fußball-Koordinator beim Tiroler Fußballverband tätig, sieht einige Parallelen zwischen ihm und Grumser: „Ich will nicht überheblich sein und ihm Tipps geben als wäre ich der große Trainer. Wir sind befreundet, ich schätze ihn sehr, auch weil er der Jugend eine Chance gibt. Ich war ein sehr ähnlicher Trainer, der mit Lukas Hinterseer, Andreas Kuen und wie sie alle heißen, gearbeitet hat. Er zieht sein Programm durch, das freut mich, denn das habe ich auch gemacht.“

Grumser und Kirchler waren Team-Kollegen beim FC Tirol
Foto: © GEPA

„Wir haben natürlich miteinander geredet und da habe ich ihm gesagt, er soll seinen Weg nicht verlassen. Aber das brauche ich ihm nicht raten, weil er das sowieso nicht tut. Er ist sehr fokussiert und lässt sich nicht abbringen“, so Kirchler weiter.

Dass die teils heftige Kritik nach Niederlagen nicht spurlos an Grumser vorbeigeht, bestätigt Kirchler, doch das sei eben Teil des Geschäfts.

„Bin kein Messi“

Auch Kofler glaubt, dass das Trainerteam die Situation im Griff hat: „Ich bin kein Messi, der Fußball-Weisheiten geben kann. Das macht der Grumsi, da haben sie einen guten Mann, der die richtigen Worte findet.“

Der 30-Jährige ist von der Mannschaft auf jeden Fall überzeugt: „Die Mannschaft hat genug Qualität, dass sie das schafft. Ich habe einige Spiele gesehen, die Qualität haben sie und wie sie momentan auftreten brauchen sie sich nicht verstecken. Klar wird es in den Köpfen rumoren, aber das wird das Trainergespann schon hinbringen, dass die Jungs auf den Punkt da sind.“

„Man muss einfach immer dran glauben und man darf nicht aufstecken. Ein richtiges Rezept gibt es nicht, aber was ich von den Spielen im Frühjahr gesehen habe, müssen sie einfach an ihre Stärken glauben und positiv in die Spiele reingehen“, gibt Perstaller, dessen Bruder Thomas Co-Trainer der Innsbrucker ist, dem Team mit auf den Weg.

Auch Kirchler ist vom Klassenerhalt überzeugt, besonders um die zweite Mannschaft, die aktuell in der 2. Liga überrascht und bei einem Wacker-Abstieg ebenfalls eine Stufe runter müsste, würde es dem Ex-Trainer leidtun.

Kirchler, Perstaller, Kofler und Co. haben auf jeden Fall 2013 vorgezeigt, dass vieles möglich ist. Das aktuelle Team kann jetzt zeigen, dass die Wiederholung von Geschichte möglich ist.

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