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Kampf um Europacup: Das steht auf dem Spiel

LAOLA1 erklärt, warum der Dritte in Europa besser planen kann als der Vizemeister.

Kampf um Europacup: Das steht auf dem Spiel Foto: © GEPA

Der Titelkampf in der Bundesliga ist entschieden: Red Bull Salzburg krönte sich durch einen 2:0-Sieg gegen Rapid am Mittwoch zum achten Mal in Folge zum österreichischen Meister.

Doch das bedeutet nicht, dass in der Meistergruppe deswegen keine Spannung mehr vorhanden ist. Zwischen Platz zwei und Rang fünf herrscht im Kampf um europäische Startplätze noch mächtig Betrieb. Selbst die sechstplatzierte WSG Tirol könnte noch einen Platz im Europacup-Playoff ergattern.

Während die "Bullen" mit der Playoff-Runde in der Champions-League planen können, tappen die restlichen Teams im Dunklen. LAOLA1 klärt auf.

Meistergruppen-Tabelle nach 30 Runden:

Pl. Verein S|U|N TD Punkte
1. Red Bull Salzburg 23|2|5 +54 45
2. Rapid Wien 16|8|6 +24 33*
3. Sturm Graz 14|8|8 +13 30*
4. LASK 15|6|9 +20 30
5. Wolfsberger AC 13|4|13 -8 26*
6. WSG Tirol 10|7|3 -3 22

*Vorreihung bei Punktegleichheit wegen Abrundung nach Teilung.

Platz 2

Europacup-Platz: 2. Qualifikations-Runde zur Champions League

Derzeit Zweiter: Rapid Wien

Verbleibende Gegner: Sturm Graz (a), LASK (h)

Ergebnisse gegen verbleibende Gegner 2020/21: Sturm Graz – 1:1 (a), 4:1 (h), 0:0 (h) / LASK – 3:0 (h), 1:2 (a), 1:1 (a)

Die Hütteldorfer befinden sich zwei Runden vor Schluss im Rennen um die Vizemeisterschaft in der Pole Position. Der Vorsprung auf Sturm Graz und den LASK beträgt je drei Punkte. Der WAC, der als Fünfter bereits sieben Punkte entfernt ist, kann Rapid nicht mehr gefährlich werden.

Unabhängig davon, hat sich Rapid das Leben in den letzten zwei Runden selbst schwer gemacht. Trotz 1:0-Führung verlor die Mannschaft von Didi Kühbauer am 29. Spieltag noch 1:2 gegen den Wolfsberger AC, am Mittwoch setzte es die Niederlage gegen Salzburg. So schmolz der Vorsprung auf die Kontrahenten um die Vizemeisterschaft von sechs auf nunmehr drei.

Das Restprogramm sollte Kara, Fountas und Co. allerdings Mut machen – gegen Sturm Graz und den LASK ging keines der bisherigen sechs Saison-Duelle verloren. Mit einem Remis am kommenden Spieltag gegen Sturm und gleichzeitiger Niederlage des LASK gegen Salzburg wäre das Rennen um die Vizemeisterschaft so gut wie entschieden.

Der LASK könnte dann mit vier Punkten Rückstand am letzten Spieltag nicht mehr gefährlich werden, Sturm müsste ein um elf Treffer schlechteres Torverhältnis im Vergleich zu den Grün-Weißen aufholen. Definitiv entschieden wäre das Vizemeister-Rennen bei einem Sieg von Rapid in Graz und gleichzeitigem Punktverlust der Linzer.

Europacup-Platz:

Der Lohn für Rang zwei ist die Teilnahme an der Qualifikation zur UEFA Champions League. Wie schon im Vorjahr steigt der österreichische Vizemeister in der 2. Runde des Liga-Wegs ein. Dort warten die Vizemeister Dänemarks, Tschechiens und Schottlands Vize Celtic und bei einem Europa-League-Sieg von Villarreal außerdem noch der Zweite der Niederlande und der Türkei.

Egal ob der Vize-Meister Rapid, Sturm oder LASK heißt, alle drei Teams hätten in dieser Runde Chancen auf eine Setzung und damit auf einen deutlich einfacheren Gegner, wenn auch unterschiedlich große.

Für Rapid gilt bezüglich einer möglichen Setzung: Sollte Manchester United die Europa League gewinnen, müsste in Tschechien der FK Jablonec Vize-Meister werden (aktuell Zweiter vor dem punktegleichen Sparta Prag) und in Dänemark müssten entweder der FC Midtjylland (aktuell Tabellenführer mit 56 Punkten) oder Bröndby IF (aktuell Zweiter mit 55 Punkten) die Saison auf Rang zwei beenden. Die Gefahr in Form des mit einem besseren Koeffizienten ausgestatteten FC Kopenhagen (aktuell Dritter mit 49 Punkten) ist drei Runden vor Schluss nur mehr gering.

Sturm hilft hingegen zusätzlich zu einem tschechischen Vize FK Jablonec nur eine dänischer Vize Bröndby. Der LASK müsste indes nur nach Dänemark lugen, die Linzer wären auch gegenüber Sparta Prag vorgereiht und müssten nur darauf hoffen, dass der FC Kopenhagen nicht doch noch Zweiter wird. Der dänische und der tschechische Vize wären bei diesem Szenario auch die einzigen zwei möglichen Gegner für Österreichs Zweiten.

Sollte der diesjährige Europa-League-Sieger FC Villarreal heißen, muss zusätzlich auch die Türkei in die Rechnung mit einbezogen werden. Dort haben einen Spieltag vor Schluss sowohl Besiktas (81 Punkte/Tordifferenz: 87:43), Galatasaray (81 Punkte/Tordifferenz: 77:35) sowie Fenerbahce Istanbul (79 Punkte/Tordifferenz: 70:40) noch Chancen auf den Meistertitel und damit auch auf den Vize-Meistertitel. Aus österreichischer Sicht sollte auf keinen Fall Besiktas Zweiter werden, dann wären bei einem gleichzeitigen Villarreal-Finalsieg alle Chancen auf eine Setzung des LASK, Sturm oder Rapid futsch.

Wenn Fenerbahce oder Galatasaray Vize-Meister werden sollte und gleichzeitig in Dänemark alles nach Wunsch läuft, hätte immerhin der LASK die Setzung fix. Der SK Rapid kann hingegen ausschließlich auf einen türkischen Vize Galatasaray hoffen. Die Hütteldorfer weisen den gleichen Koeffizienten wie die Istanbuler auf, würden aufgrund der besseren Punkteausbeute in der Vorsaison aber gegenüber Galatasaray vorgereiht werden. Sturm wäre bei einem Europa-League-Sieg von Villarreal ohne Chance auf eine Setzung.

Ein Ausscheiden in Runde zwei des Liga-Quali-Wegs der Champions League würde zwar die "Königsklassen"-Aspirationen beenden, aber noch nicht das jähe Aus im Europacup bedeuten. Die Verlierer der zweiten Champions-League-Quali-Runde steigen in die dritte Qualifikationsrunde zur Europa League ein und treffen dort ausschließlich aufeinander.

Sollte Österreichs Vertreter auch in dieser scheitern, gibt es noch eine letzte Chance: Die Playoff-Runde zur neugeschaffenen Europa Conference League. Um als Zweiter der laufenden Saison eine Gruppenphase in der kommenden Saison ganz zu verpassen, muss schon eine Menge schief gehen. Brisanterweise hat der Dritte aber mehr Planungssicherheit.

Scheitert der ÖFB-Vertreter in der dritten Quali-Runde oder im Playoff der Champions-League-Quali, ist das Ticket für die Europa-League-Gruppenphase fix in der Tasche.

Platz 3

Europacup-Platz: Playoff-Runde zur Europa League

Derzeit Dritter: Sturm Graz

Verbleibende Gegner: Rapid Wien (h), Wolfsberger AC (a)

Ergebnisse gegen verbleibende Gegner 2020/21: Rapid Wien – 1:1 (h), 4:1 (a), 0:0 (a) / WAC – 0:0 (a), 1:2 (h), 0:1 (h)

Während Rapid eher einen wohlwollenden Blick auf die letzten beiden Gegner wirft, könnte selbiger Sturm-Trainer Chistian Ilzer die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Die Grazer konnten weder gegen Rapid noch den WAC in dieser Saison dreifach punkten. Im Gegenteil: drei der sechs Spiele gingen verloren.

Der letzte Heimsieg gegen Rapid datiert aus dem April 2018, einer Zeit, in der es noch keine Meisterrunde gab. Das Trainer-Duell lautete damals Heiko Vogel gegen Goran Djuricin. Beim Wolfsberger AC gab es für die Grazer zuletzt im August 2019 drei Punkte.

Neben Sturm Graz könnten auch der punktgleiche LASK und der vier Zähler dahinterklassierte WAC ins Rennen um Platz drei eingreifen. Rapid könnte ebenfalls noch auf diesen zurückfallen. Obwohl der LASK aktuell ein besseres Torverhältnis im Vergleich zu Sturm hat, werden die Grazer in der Tabelle vorgereiht, da die Punkte nach der Teilung zum Ende des Grunddurchgangs abgerundet wurden.

Europacup-Platz:

Durch den Cupsieg von Meister Salzburg "erbt" der dritte der Meistergruppe das Europa-League-Ticket, das eigentlich dem Cupsieger vorbehalten wäre. Konkret ist dies die Berechtigung für das Europa-League-Playoff. Dort steigen unter anderem der Dritte aus den Niederlanden und Zorya Luhansk aus der Ukraine ein.

Sollte Belgiens Cup-Sieger Genk die Liga als Meister oder Zweiter beenden, dürfte sich der Dritte über das Playoff-Ticket freuen. Dazu kommen die Cup-Champions aus Schottland, ein Vetreter der Türkei sowie der dänische Pokalsieger Randers mit den ÖFB-Legionären Marvin Egho und Simon Piesinger. Sieben Qualifikanten der vorigen Runden schaffen es ebenfalls ins Playoff. Darüber hinaus steigen die sechs Verlierer der dritten Quali-Runde des Meisterwegs der Champions League um.

Da die UEFA mit der neuen Reform so vielen nationalen Meistern wie möglich eine Gruppenphasen-Teilnahme ermöglichen möchte, wurde im Europa-League-Playoff ein äußerst kompliziertes Prioritäten-System eingeführt, von dem vor allem der SK Sturm profitieren könnte. Der Klub-Koeffizient spielt im Playoff nämlich keine Rolle mehr, stattdessen werden alle teilnehmenden Teams auf vier unterschiedlich große Töpfe aufgeteilt. Österreichs Cup-Sieger bzw. im heurigen Fall der Bundesliga-Dritte steht fix im ersten Topf und dürfte damit einigen Kalibern aus dem Weg gehen. So könnte der SK Sturm unverhofft einen deutlich angenehmeren Gegner zugelost bekommen, als es der niedrige Grazer Koeffizient versprechen würde.

Brisanterweise kann der Dritte im Gegensatz zum Vizemeister mit der Teilnahme an einer Gruppenphase planen. Während der Zweite mit drei K.o.-Duell-Niederlagen krachend aus Europa ausscheiden könnte, geht es für den Dritten lediglich darum, für welche Gruppenphase er sich qualifiziert.

Bei einem Aufstieg im Europa-League-Playoff winkt offensichtlich die Hauptrunde des selben Bewerbs. Geht das K.o.-Duell schief, darf sich der Dritte über das Trostpflaster einer Gruppenphase in der Europa Conference League freuen.

Platz drei bietet in diesem Fall also um einiges mehr Sicherheit als die Vizemeisterschaft. Dafür ist für den Vizemeister die theoretische Belohnung in Form einer Champions-League-Teilnahme erheblich höher. Dazu steigt der Dritte erst am 19. August mit dem Playoff-Hinspiel in den europäischen Bewerb ein, knapp einen Monat später als der Zweite.

Platz 4

Europacup-Platz: Dritte Qualifikations-Runde zur Europa Conference League

Derzeit Vierter: LASK

Verbleibende Gegner: Salzburg (h), Rapid Wien (a)

Ergebnisse gegen verbleibende Gegner 2020/21: Salzburg – 3:1 (a), 0:1 (h), 0:3 (a) / Rapid Wien – 3:0 (a), 1:2 (h), 1:1 (h)

Für den LASK ist zwischen Rang zwei und fünf alles möglich, im Vergleich zu Rapid, Sturm und dem WAC haben die Linzer allerdings einen entscheidenden Nachteil. Die Punkte der drei Kontrahenten wurden nach der Teilung vor der Meisterrunde abgerundet, die des LASK nicht. Daher würden die Linzer bei Punktgleichheit mit Rapid, Sturm oder dem WAC unabhängig vom Torverhältnis stets nachgereiht werden.

Dies kann sich vor allem im Bezug auf Sturm Graz als Knackpunkt erweisen. Beide Mannschaften halten aktuell bei 30 Punkten, sollten sich die Teams im Gleichschritt bewegen, bleibt der LASK auf der Strecke.

Auch das Restprogramm wirkt nicht sonderlich ermutigend. Gegen Meister Salzburg haben die Linzer, trotz oft spannender Spiele, in den letzten sieben Pflichtspielen stets den Kürzeren gezogen. Im Februar 2020 gab es unter Valerien Ismael den letzten Sieg. In welcher Verfassung der Double-Sieger ob fixierter Titelverteidigung nach Pasching fährt, bleibt offen.

Gegen Rapid gingen sechs der letzten sieben Spiele in die Binsen. Beim letzten Aufeinandertreffen haben die Oberösterreicher, denen in der vergangenen Runde gegen den WAC ein Befreiungsschlag gelang, immerhin ein Remis geholt.

Europacup-Platz:

Für den Vierten der Bundesliga gibt es in der kommenden Saison ein Ticket für die neuformierte Europa Conference League. Konkret steigt man dort in der dritten Runde des Liga-Wegs ein.

Dort landen neben dem ÖFB-Vertreter Vitesse Arnheim von Ex-Austria-Trainer Thomas Letsch auch Kolos Kovalivka aus der Ukraine sowie Teams aus Russland, Belgien, Dänemark, der Türkei und 39 Sieger aus der zweiten Runde der Hauptrunde, worunter auch ein Team aus Österreich sein könnte.

Platz 5 – Europacup-Playoff

Europacup-Platz: Zweite Qualifikations-Runde zur Europa Conference League

Derzeit Dritter: Wolfsberger AC

Verbleibende Gegner: WSG Tirol (a), Sturm Graz (h)

Ergebnisse gegen verbleibende Gegner 2020/21: Tirol – 4:1 (a), 3:5 (h), 2:0 (h) / Sturm Graz – 0:0 (h), 1:2 (a), 0:1 (a)

Der WAC, der in der vergangenen Spielzeit sensationell das Sechzehntelfinale der Europa League erreicht hat, ist aktuell erster Anwärter auf den Umweg Europacup-Playoff gegen einen Vertreter aus der Qualifikationsgruppe.

Die Kärntner halten bei 26 Zählern, vier weniger als Sturm Graz und der LASK, vier mehr als die WSG Tirol. Mit einem Remis am kommenden Spieltag würden sich die Lavanttaler bei gleichzeitigen Punktgewinnen von Sturm und dem LASK auf Rang fünf einzementiert haben, mit einem Sieg könnte das Team von Roman Stary sogar noch das Rennen um Platz drei spannend machen.

Die WSG Tirol könnte den WAC nur mit zwei Siegen überholen. Selbst dann müsste der WAC mindestens ein Spiel verlieren, bei Punktgleichheit würde die WSG zurückgereiht. Sturm Graz und der LASK könnten theoretisch noch auf Platz fünf fallen.

Europacup-Platz:

Rang fünf bedeutet aber noch nicht automatisch die Berechtigung für den europäischen Bewerb, dafür müsste erst der Teilnehmer aus der Qualifikationsgruppe bezwungen werden. Aktuell würden sich Hartberg als Erster und die Wiener Austria als Zweiter der Qualigruppe in einem Spiel gegenüberstehen, um den Gegner der Kärntner zu ermitteln, aber die SV Ried hat mit vier Punkten Rückstand auf das Duo auch noch Außenseiterchancen.

Wer auch immer sich letztendlich das letzte Europacup-Ticket holt, wird Geschichte schreiben. Der Europacup-Playoff-Sieger wird am 22. Juli in der 2. Runde der Conference-League-Quali das erste Spiel einer österreichischen Mannschaft im neugeschaffenen Bewerb absolvieren.

Der Weg in die Gruppenphase wird zwar ein weiter sein, die bisher feststehenden Weggefährten sind unter anderem AEK Athen, PAOK, der FC Astana, Partizan, BATE Borisov, Rosenborg und Rapid-Bezwinger Molde FK. Kanonenfutter sieht anders aus.

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