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Der große violette Richtungsstreit

“Wenn der Stadiondeal durch ist, gibt es hier Krieg“, sagt ein Austria-Mitarbeiter. Die Fronten sind längst bezogen, doch noch wagt sich keiner aus der Deckung.

Der große violette Richtungsstreit Foto: © GEPA

"Wenn der Stadiondeal durch ist, gibt es hier Krieg", sagte schon vor Wochen ein Austria-Mitarbeiter, der zwischen die Fronten geraten ist.

Violett ist nicht lila, Manfred Fischer ist immer für einen Sager gut und ruhig ist es am Verteilerkreis nie – das sind einige der wenigen Gewissheiten rund um den FAK.

Am 12. April wird die Bundesliga-Lizenz in erster Instanz vergeben. Dass das für die Austria angesichts ihrer misslichen finanziellen Lage keine g'mahte Wies'n ist, ist klar.

Damit die Lizenzierung statt der jährlichen Zitterpartie künftig nur noch eine Pflichtübung ist, wurde Harald Zagiczek Ende August 2023 als neuer Finanzvorstand ins Boot geholt. Er war die vergangenen Monate damit beschäftigt, so manchen hanebüchenen Deal aufzuarbeiten.

Ein Deal mit "Anschutz"?

Doch nicht nur das, der 49-Jährige will mit einer "Sale and Lease back"-Variante das Stadion, dessen teilweiser Neubau den Klub erst in Schieflage gebracht hat, zur (teilweisen) Schuldentilgung verwenden.

Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten, Gerüchten zufolge ist die "Anschutz Entertainment Group" ein heißer Anwärter. Das in den USA angesiedelte Unternehmen ist weltweit in Besitz mehrerer Arenen – vom O2 in London über die Mercedes-Benz Arena in Berlin bis zur Crypto.com Arena in Los Angeles.

Ob nun Anschutz oder doch ein anderer Abnehmer fürs Stadion. Noch vor dem Sommer sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden, aktuell wird noch auf Unterstützung der Stadt Wien gewartet, um alles final durchzubringen.

Dann jedenfalls soll sich die Austria wieder bewegen können. Weil Handlungsspielraum gleichzeitig aber auch immer mehrere Denkrichtungen ermöglicht, steht der Klub vor einem Machtkampf. Denn an einem Strang wird in Wien-Favoriten nicht gezogen.

Werner bald Geschichte?

Anfang 2022 dockte Jürgen Werner bei einem schwer angeschlagenen FAK an, stieg gemeinsam mit einer Gruppe von größtenteils Spielerberatern als Investor bei den Veilchen ein und wurde in weiterer Folge Sportvorstand.

Er habe den Klub aus dem Koma erweckt, danach auf der Intensivstation betreut, so Werners Kommunikation über Monate hinweg. Nun sind Teile der Austria motiviert, die Wernersche Betreuung auf Revers vorzeitig beenden zu wollen.

Wie der "Kurier" in seiner aktuellen Recherche aufzeigt, kann der Verein Austria Wien Werner und seine Investorengruppe problemlos aus der AG drängen.

Auf der einen Seite stehen Werner und Co., auf der anderen Seite alteingesessene Austrianer, der Kernverein. Letztere beklagen seit Monaten, dass sie vor allem sportlich wenig bis gar nichts mitzureden hätten.

Ein Duo nimmt die Zügel in die Hand

Mit Kurt Gollowitzer ist seit fast einem Jahr ein hochmotivierter Austria-Präsident am Werk, der wesentlich agiler und tatkräftiger wirkt als sein farbloser Vorgänger Frank Hensel. Zudem ist Wirtschaftsvorstand Harald Zagiczek intern wie extern ein wesentlich geschickterer Politiker als sein Vorgänger Gerhard Krisch, der mit den violetten Finanzen schlichtweg überfordert wirkte.

Kurzum, die "alte Austria" wittert Morgenluft. Und sie will nun auch im sportlichen Bereich wieder die Zügel in die Hand nehmen. Mit Ex-Kicker Michael Wagner, der im Verwaltungsrat sitzt, gibt es einen Mann mit Expertise, dessen Name in diesem Zusammenhang immer wieder fällt.

Die Fronten sind intern längst und klar bezogen, nur einige wenige sitzen unglücklich zwischen den Stühlen, aus der Deckung wagt sich aber noch niemand. Die Ruhe vor dem violetten Sturm.  


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