Ja, für Bilanzen ist diese erst drei Spieltage alte Bundesliga-Saison eigentlich noch zu jung.
Aber erste Trends lassen sich erkennen - und manche davon sind durchaus erfreulich.
So trauen sich die Trainer, jüngeren Kräften ihr Vertrauen zu schenken. Zudem fallen bislang erfreulich viele Tore beziehungsweise erweisen sich erstaunlich viele verschiedene Spieler als treffsicher.
LAOLA1 hat 15 (frühe) Erkenntnisse aus den ersten drei Runden gesammelt. Wir sind gespannt, welche davon und wie viele sich im weiteren Verlauf der Herbst-Saison bestätigen.
SCHON 14 TEENAGER IM EINSATZ:
Beginnen wir mit einem Thema, das uns durchaus Freude bereitet. Bereits 14 Teenager kamen in den ersten drei Runden zum Einsatz - zwölf davon sind für Österreich spielberechtigt (alle bis auf die beiden Salzburg-Kicker Haidara und Pongracic). Schlagzeilen schrieb dabei vor allem das Sturm-Trio Sandi Lovric, Dario Maresic und Romano Schmid - Letzterer schrieb gegen die Austria zudem als erster in den 2000ern geborener Bundesliga-Torschütze rot-weiß-rote Fußball-Geschichte. Keinen Teenager schickten bislang nur die Austria, Mattersburg und der WAC auf das Feld, wobei der FAK mit Dominik Prokop und der SVM mit Julius Ertlthaler (beide jeweils 20) zumindest nah dran sind. Der festzustellende Mut, Talente zu fördern, ist erfreulich. Aber: Das darf man in einer Liga, der in der Vorsaison mit Konrad Laimer ein damals 19-Jähriger den Stempel aufgedrückt hat, durchaus auch verlangen.
Name | Verein | Alter |
---|---|---|
Romano Schmid | Sturm | 17 |
Dario Maresic | Sturm | 17 |
Hannes Wolf | Salzburg | 18 |
Valentino Müller | Altach | 18 |
Patrick Schmidt | Admira | 19 |
Manuel Thurnwald | Rapid | 19 |
Marko Raguz | LASK | 19 |
Sandi Lovric | Sturm | 19 |
Maximilian Wöber | Rapid | 19 |
Amadou Haidara | Salzburg | 19 |
Dominik Reiter | LASK | 19 |
Damir Mehmedovic | St. Pölten | 19 |
Marin Pongracic | Salzburg | 19 |
Lorenz Grabovac | St. Pölten | 19 |
ES HERRSCHT EINE TORFLUT:
Die Tornetze der Bundesliga wurden in den ersten drei Runden ordentlich strapaziert. 53 Treffer durften die Fans schon bestaunen. Das ergibt einen sensationellen Schnitt von 3,53 Treffern pro Partie. Sollten die Mannschaften diese Trefferquote beibehalten, wäre der Bundesliga-Rekord aus der Saison 1986/87 gebrochen. Zum Vergleich: In der Vorsaison lag der Schnitt bei 2,71 Toren pro Spiel. In acht Matches konnte bislang ein Team drei oder mehr Treffer erzielen. Nullnummer gab es noch keine.
ES GAB SCHON 40 VERSCHIEDENE TORSCHÜTZEN:
In dieser Saison darf offenbar jeder mal ran. Nicht weniger als 40 verschiedene Spieler zeichnen für die bisherigen 53 Treffer verantwortlich. Paradebeispiel ist der LASK, bei dem sechs Tore von sechs verschiedenen Kickern erzielt wurden. Bei Titelverteidiger Salzburg und dem SK Sturm trugen sich jeweils sogar schon sieben Männer in die Torschützenliste, die Mattersburgs Stefan Maierhofer mit drei Treffern anführt, ein. Diese Zahlen sollten nicht zuletzt Stephan Palla Hoffnung machen: Der WAC-Kicker wartet schon seit 115 Bundesliga-Partien auf sein erstes Tor - so lange wie kein anderer in der Liga.
VIER ÖSTERREICHISCHE STARTELFS:
Die 2. Runde dieser Saison war eine durchaus spezielle: Gleich drei der zehn Teams schickten Startelfs ohne einen einzigen Legionär auf das Feld - und das durchwegs erfolgreich. Die Admira sagte beim 4:1 gegen Altach zu Spielbeginn ausnahmslos Ja zu A, Rapid begann beim 4:1 in St. Pölten erstmals seit September 1995 ein Spiel ohne Legionär und notgedrungen zog auch Sturm beim 3:2 bei der Wiener Austria nach, da sich Charalampos Lykogiannis nach dem Aufwärmen krankheitsbedingt abmeldete. Die Admira stellte schon in der 1. Runde beim 0:3 beim LASK keinen Ausländer in die Startelf. Vier reine Österreicher-Formationen - Hut ab!
FODA ERFINDET SICH NEU:
Man kann behaupten, dass Franco Foda mit seinem starren 4-2-3-1-System die Nerven seiner Kritiker lange strapaziert hat. Der Vorwurf: Sturm ist zu leicht ausrechenbar. Man darf aber auch behaupten, dass der Deutsche in der Sommerpause offenbar in sich gegangen ist und seine in der Vorsaison nur zaghaft unter Beweis gestellte Variabilität gezielter und häufiger einsetzt. Beim 3:2-Sieg bei der Austria überraschte er sein Gegenüber Thorsten Fink kurzfristig mit einer Fünferkette - eine Variante, die auch in Mattersburg zum Erfolg führte. Mit dem extrem vielseitig einsetzbaren Stefan Hierländer, der sich bei dieser Herangehensweise in der Rückwärtsbewegung nach rechts hinten fallen lässt, verfügt Foda auch über ein wichtiges Puzzle-Teil, um beim Thema System hochflexibel zu sein. Dass der 51-Jährige angesichts von Maresic, Lovric und Schmid auch als Talente-Förderer eine Renaissance feiert, ist nicht von der Hand zu weisen. Ob man sowohl die System- als auch die Youngster-Frage auch so besprechen könnte, wenn Foda personell aus dem Vollen schöpfen könnte, oder ob gerade die Not erfinderisch macht, sei dahingestellt. So oder so, erfindet sich Foda in dieser Saison bislang neu und fährt damit hervorragend.
DER LASK SORGT FÜR AUFSTEIGER-EUPHORIE:
Die Linzer schwimmen auf der Erfolgswelle. Der LASK hat den Schwung aus der bärenstarken letzten Saison in der Ersten Liga perfekt mitgenommen und einen richtig guten Start erwischt. Die Truppe aus Pasching lässt ihre Fans insgeheim schon wieder vom internationalen Geschäft träumen - dank guter Neuzugänge, brandgefährlicher Standards und ansehnlichem Fußball. Seit dem SV Grödig in der Saison 2013/14 ist kein Aufsteiger mehr so gut gestartet wie die Linzer, die ungeschlagen sind und sieben Punkte am Konto haben.
DIE WIENER HABEN PROBLEME:
Ganz abgesehen von den innerstädtischen atmosphärischen Störungen nach dem 322. Wiener Derby ist auch sonst nicht gerade alles eitel Wonne bei den Hauptstadt-Klubs. Sturm hat schon drei Punkte mehr gesammelt als Rapid und Austria gemeinsam - wobei Rapid zugutegehalten werden muss, dass es für fünf der sechs Punkte zuständig war. Insgesamt hat Rapid aber auch erst einen Sieg geholt, die Austria noch gar keinen. Es ist also noch viel Luft nach oben.
DIE AUSTRIA-SPIELWEISE IST (WEITER) IN DER KRITIK:
Dass die Spielweise der Veilchen nicht einmal im Lager der violetten Anhängerschaft für Begeisterungsstürme sorgt, ist hinlänglich bekannt. Solange sie erfolgreich war, wurde gerne darüber hinweg gesehen. Doch nach dem Fehlstart in die Saison - exklusive des Elfer-Zitterns im Cup gegen Regionalligist Ebreichsdorf gab es bisher einen Sieg in fünf Pflichtspielen - wächst die Kritik am teils pomadigen Auftreten der Austria wieder. Hinzu kommt, dass die Defensive rund um Neuzugang Heiko Westermann - ganz den Temperaturen getreu - wesentlich öfter schwimmt als fest im Sattel sitzt. Die Probleme sind unübersehbar und wurden zuletzt nur von einem äußert glücklichen Punkt im Derby ein klein wenig überdeckt.
AUCH RAPID-SPIELE DAUERN 90 MINUTEN:
Auf die Unesco-Liste des "Immateriellen Kulturerbes in Österreich" hat es die Rapid-Viertelstunde 2011 bekanntlich nicht geschafft. Und in dieser Saison haben die Rapid-Fans grundsätzlich noch keine allzu große Freude mit den finalen 15 Minuten einer Partie. 2:1 haben die Hütteldorfer gegen Mattersburg geführt, als die letzte Viertelstunde eingeklatscht wurde, mit dem Schlusspfiff stand es 2:2. Genauso verhielt es sich auch im Heimspiel gegen die Austria. Zwei Mal wurde also schon eine 2:0-Führung verspielt. Rapid muss daran arbeiten, dass seinen Spielern nicht in der Schlussphase (psychisch) die Luft ausgeht.
SALZBURGS KADER DER ZWEITEN CHANCEN:
Sieben Punkte aus den ersten drei Runden - so gut ist der FC Red Bull Salzburg in den vergangenen beiden Jahren auf dem Weg zum Meistertitel nicht gestartet. 2015 stand man zum selben Zeitpunkt gar nur mit einem Zähler da. Ihren fairen Anteil haben dabei auch Spieler, die in dieser Saison ihre zweite Salzburger Chance nutzen wollen. Munas Dabbur, Reinhold Yabo und Fredrik Gulbrandsen sind jeweils nach leihweisen Engagements zurück in der Mozartstadt, alle drei konnten sich bereits in die Schützenliste eintragen. Aber auch beim aus der Vorsaison übernommenen Personal gibt es Kandidaten, die neue Chancen wittern: Stefan Stangl ist unter Marco Rose nicht mehr komplett abgeschrieben, Duje Caleta-Car macht sich den Abgang von Andre Wisdom zu Nutzen, und dass mit Christoph Leitgeb nach langer, langer, langer Verletzungspause ein "Urgestein" wieder vermehrt mitmischen kann, ist sehr erfreulich.
ALTACH SPÜRT DIE DOPPELBELASTUNG:
Während sich so manches Bundesliga-Team eben erst so richtig warmgelaufen hat, hat der SCR Altach schon zehn Pflichtspiele in den Beinen. Das geht an die Substanz, zumal im Europacup seit dem Heimspiel gegen Gent pro Paarung praktisch zwei Auswärtsspiele anstehen, weil nach Innsbruck ausgewichen werden muss. In der Bundesliga macht sich das bemerkbar. Nach dem Auswärtsspiel in Belgien, wo die Vorarlberger wegen Problemen mit der Chartermaschine wesentlich länger als geplant festsaßen, setzte es ein 1:4 bei der Admira, nach dem Rückspiel ging das Match bei Abstiegskandidat Wolfsberg mit 0:1 verloren. Da werden Erinnerungen an 2015/16 wach...
DER BURIC-"HYPE" IST IN GEFAHR:
Ein wenig im Schatten des peinlichen Theaters mit Ex-Trainer Oliver Lederer hat die Admira unter dessen Nachfolger Damir Buric ein recht brauchbares Frühjahr gespielt. In den ersten elf Liga-Spielen unter der Anleitung des Kroaten setzte es lediglich eine Niederlage, ehe die - längst geretteten - Südstädter im Saison-Finish mit vier Pleiten in fünf Partien auseinanderbrachen. So lange es lief, zeichnete die Admira unter Buric vor allem eine gute Ordnung aus. Torfestivals gab es unter Beteilung der "Grauen Maus" in dieser Phase kaum. In dieser Spielzeit hat auch die Admira ihren Anteil am bisherigen Trefferreigen. 14 Tore fielen in drei-Admira-Matches - blöderweise neun für den Gegner (hochgerechnet auf 36 Runden würde dies 108 ergeben!). Der LASK und Salzburg sind auswärts unangenehme Gegner, aber sich zwei Mal abschießen zu lassen, ist zumindest ein Warnsignal. Dass dazwischen von ihrem Gent-Ausflug geschlauchte Altacher 4:1 deklassiert wurden, gibt zumindest Hoffnung. Dennoch: In der Südstadt sollte man zu gewohnter Kompaktheit finden, sonst wird Buric bald weniger positiv besprochen als im Frühjahr.
MATTERSBURG MACHT SPASS:
Die Admira mag diesen Ruf schon seit einigen Jahren genießen, aber der SV Mattersburg war in Wahrheit die graue Maus der Liga. Aufgrund der (sozial-)medialen Abschottungspolitik war von den Burgenländern abseits der 36x90 Minuten auf dem Feld herzlich wenig zu hören und sehen. Und sportlich war das alles auch eher mau. Im vergangenen Winter hat sich das schlagartig geändert und der SVM ist fast nicht wiederzuerkennen. Gut, Neuzugänge werden auf der Homepage immer noch nicht verkündet und Facebook sowie Twitter genießen immer noch den Stellenwert eines abgestandenen Rotweins. Doch plötzlich werden richtig viele neue Spieler geholt, Trainer Gerald Baumgartner lässt durchaus attraktiven Fußball spielen und Stefan Maierhofer ist eben Stefan Maierhofer. Zur Belohnung gibt es ungewohnt viele Punkte in der Tabelle.
DIE WAC-SAISON WIRD ERWARTET SCHWER:
Jeder Sieg ist wichtig, manche sind es besonders. Der 1:0-Erfolg gegen Europacup-müde Altacher in Runde 3 war für den Wolfsberger AC ein solcher. Schließlich war es für die Kärntner nicht nur der erste Punktgewinn in dieser Saison, sondern Bernd Gschweidl sorgte mit seinem Goldtor auch für den ersten WAC-Treffer. Ist andernorts das Visier schon recht brauchbar eingestellt (siehe Torflut), sind die Wolfsberger bisher die absoluten Minimalisten. Die Prognose, dass die Pfeifenberger-Elf in absehbarer Zeit kaum Schönheitspreise gewinnen wird, ist keine allzu gewagte. In der Transferzeit wurde der Kader ziemlich ausgedünnt und der WAC folglich nach einer bereits eher wackeligen Rückrunde zum Abstiegskandidaten Nummer eins neben St. Pölten auserkoren. Die bisherigen Eindrücke widerlegen diese Einschätzung (noch) nicht.
FALLMANN WACKELT SCHON:
Sturm und Aufsteiger LASK jeweils auswärts, Rapid daheim - dass dieser Auftakt für den SKN St. Pölten ein etwas mühsamer werden könnte, haben die Niederösterreicher schon vor dem Saison-Start befürchtet. Aus der Befürchtung wurde Realität, die "Wölfe" zieren punktelos das Tabellenende. Erklärungen gibt es: Mancher Neuzugang kam spät, die Mannschaft ist noch nicht eingespielt. "Wir benötigen Zeit", sagt Sportdirektor Markus Schupp. Wie viel Zeit der Deutsche seinem Trainer Jochen Fallmann geben wird, ist eine spannende Frage. Dieser experimentiert noch mit den Spielsystemen, hat noch nicht das richtige Rezept gefunden. Dass Fallmann kein von Schupp bestellter Coach ist, muss nichts heißen, aber sagen wir mal so: Die Loyalität gegenüber dem eigenen Kandidaten soll bei Sportchefs bisweilen größer sein. Schupp kennt die Szene in Österreich, speziell jene in Graz. Beginnt der SKN unter Fallmann nicht zu punkten, könnte es allen Treueschwüren zum Trotz auch recht flott gehen.