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So hilft der Stefan-Maierhofer-Effekt WSG Tirol

Erfahrung als WSG-Trumpf im Abstiegskampf. Was Tiroler noch lernen müssen:

So hilft der Stefan-Maierhofer-Effekt WSG Tirol Foto: © GEPA

Stefan Maierhofer im Westen Wiens – das hatte schon immer seinen Reiz.

Nach knapp zwei Jahren war es wieder einmal so weit. Diesmal im Trikot der WSG Tirol, das Debüt bei seiner Österreich-Rückkehr hatte sich der 37-Jährige aber mit Sicherheit anders vorgestellt.

So wie Thanos Petsos, schließlich schnürte sich auch der Deutsch-Grieche wie Maierhofer in der Vergangenheit die Fußballschuhe für Rapid, und das sogar zwei Mal. Das 0:2 beim Debüt schmeckte aber beiden Ex-Rapidlern nicht sonderlich und zeigte auf, in welch schwieriger Situation sich das Tabellenschlusslicht befindet.

Routiniers wie Maierhofer, Petsos oder auch Fabian Koch sollen das Schiff aber doch noch irgendwie in sichere Fahrwasser manövrieren. Doch der "Major" ist nicht ganz unzufrieden mit dem Auftritt in Hütteldorf, wie er LAOLA1 bestätigt: "Unter dem Strich fahren wir mit einem 0:2 heim und nehmen keine Punkte mit. Aber auf die Leistung können wir aufbauen, andere Gegner gehen da vielleicht mit vier, fünf Gegentoren heim."

Gegentor nach 43 Sekunden: "Scheiße auf gut Tirolerisch"

Die Tiroler stecken mitten im Abstiegskampf. Das 0:1 nach nur 43 Sekunden durch Maximilian Ullmann hat das Vorhaben im Allianz Stadion nicht unbedingt erleichtert.

Trainer Thomas Silberger beschreibt das Gefühl treffend: "Scheiße auf gut Tirolerisch". Denn damit wurde der komplette Matchplan über den Haufen geworfen. Auch Maierhofer unterstreicht Rapids individuelle Klasse bei diesem Treffer und die eiskalte Chancenverwertung.

Trotzdem war der 37-jährige Stürmer in der Endabrechnung überzeugt: "Die Leistung war in Ordnung, du kannst in Hütteldorf auch verlieren. Aber es wäre mehr möglich gewesen."

Der Meinung war auch Silberberger, schließlich bringen 22 Torschüsse bei Rapid nicht viele Gegner zustande. "Fakt ist, wir haben das Spiel gefühlt nach 50 Sekunden verloren bei der Kulisse – da tut sich nicht nur WSG Tirol sondern auch eine Spitzenmannschaft schwer. Dann sind wir eigentlich gut ins Spiel zurückgekommen, aber das Spiel wirklich verloren haben wir zwischen der 35. und 45. Minute, da haben wir komplett den Faden verloren durch den groben Fehler von Thanos (Anm.: Petsos)", ärgert sich der Coach.

"Da haben wir zehn Minuten keinerlei Zugriff gehabt und da hat Rapid schon auch die eine oder andere Chance vorgefunden. Zweite Halbzeit muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen, da haben wir uns drei, vier Top-Chancen erarbeitet, aber da brauchst du auch ein bisschen ein Glück in Hütteldorf, um was zu holen."

Vergebene Chancen: "Die Tore hat der Block West verhindert"

Die Erklärung klingt interessant. Denn nach der ausführlichen Analyse führt Silberberger die nicht genützten Torchancen auf die Kulisse im Weststadion zurück.

"Die Tore hat der Block West verhindert, die Choreo und die Stimmung waren sensationell. Rapid ist verdienter Sieger, aber wir haben eine ganze tolle Auswärtsleistung geboten. Ich freue mich richtig, nächstes Jahr wieder im Allianz Stadion zu spielen. Das würde heißen, dass wir nicht absteigen."

Maierhofer brennt nach seinem Gastspiel beim Schweizer Zweitligisten FC Aarau wieder auf die Bundesliga und gibt zu, dass ihm viele diesen Schritt nicht mehr zugetraut hätten. Doch der Wandervogel stellte unter Beweis, dass er für das Team aus Wattens eine unverzichtbare Waffe sein kann. Deshalb wollte er die Niederlage bei Rapid auch nicht überbewerten.

"Der Sportdirektor und ich haben es in der Kabine schon gesagt: Rapid ist jetzt vielleicht nicht unser Gradmesser. Die spielen im oberen Playoff, das ist der österreichische Rekordmeister, die haben richtig gute Qualität und spielen Woche für Woche vor 22.000 Zuschauern. Unsere Gradmesser müssen die Admira, St. Pölten und Mattersburg sein. Wir sind noch immer auf dem letzten Tabellenplatz und müssen punkten. Wir müssen Woche für Woche so eine Leistung abrufen und dann auch die Torchancen machen", so der ehemalige Meister mit Rapid aus dem Jahr 2008.

Neu gewonnene Routine im Abstiegskampf als Trumpf?

Selbst tat er sich nicht schwer in die Partie hineinzufinden und einen Neuanlauf in der Bundesliga zu wagen. Allerdings ärgerte er sich über die eine oder andere vergebene Chance, etwa als sein Kopfball vom eigenen Spieler Bruno Soares noch von der Linie gekratzt wurde.

Gerade an seiner alten Wirkungsstätte hätte Maierhofer gerne etwas mitgenommen. Pfiffe begleiteten seine Ballkontakte, vor allem nach seinem Rempler gegen Mateo Barac in Richard Strebinger hinein, welcher ihm Gelb bescherte. Ansonsten blieben die großen Hasstiraden seitens der Rapid-Fans diesmal glücklicherweise aus.

WSG Tirol muss noch viel lernen, will man tatsächlich den Klassenerhalt schaffen. Alle sind sich jedoch einig, dass die Wintertransfers bereits Wirkung zeigten. Die neu gewonnene Erfahrung ist spürbar.

"Ich glaube, da hat der Verein im Winter gut reagiert. Die Qualität war vorher auch schon da, aber wenn du so einen Killer hinten drin hast wie Bruno Soares - ich kenn ihn noch aus Duisburg-Zeiten - , Ione Cabrera war den ganzen Herbst ausgefallen, Fabian Koch kennt jeder von Sturm Graz und Austria Wien, der bringt richtig gute Qualität mit und ist ein toller Mensch. Und Thanos (Anm.: Petsos) sowieso, auch wenn ihm diesmal vielleicht ein Fehler passiert ist. Jeder von uns wird noch Fehler machen, wichtig ist, dass einer für den anderen da ist."

Maierhofer? "Ein positiv polarisierender Typ"

Anhand dieser Aussagen merkt man schon die Bedeutung des Star-Neuzugangs Maierhofer, der die Aufgabe als optimale Variante zur jetzigen Zeit auserkor und sich aus Überzeugung den Tirolern anschloss.

Von LAOLA1 auf den Faktor Routine angesprochen, kommt auch Trainer Silberberger nicht drumherum, von einer neuen Aufbruchstimmung im Team zu sprechen.

"Die Routine geht einher, zu Maierhofer und Petsos kommen Soares, Koch und Cabrera, nach einem halben Jahr Verletzungspause, auch noch dazu. Eigentlich haben wir fünf routinierte Neue, da hat man schon gemerkt, dass sofort ein Ruck durch die Kabine geht, die waren sofort integriert", freut sich der Ex-Profi über die Entwicklung und streicht Maierhofer hervor.

"Den Major kennt ihr in Wien besser als wir, das ist ein positiv polarisierender Typ, der hat auch gleich die Mannschaft gepusht. Ich glaube, man hat heute schon viel davon gesehen, was wir dann brauchen."

"Der Verein brennt darauf, weiterhin in der Bundesliga zu spielen"

Dass das System bei einem 2,02-Meter-Hünen im Angriff dabei auf hohe Bälle ausgerichtet sein wird, ist keine große Überraschung. Maierhofer habe gegen Rapid aus Sicht von Silberberger gefühlt kein Kopfballduell verloren. "Das ist ein Trumpf, wenn man so einen Spieler drinnen hat", nur müssten die zweiten Bälle besser genützt werden.

"Fakt ist: Wir können auch ein anderes Gesicht zeigen, aber 22 Torschüsse bei Rapid schafft nicht jede Mannschaft, aber trotzdem haben wir verloren", fasste Silberberger zusammen.

Prognosen wagt keiner, noch sei man mit zwölf Punkten das Schlusslicht, das in den verbleibenden 13 Spielen bei zu vergebenden 39 Punkten alles in die Waagschale werfen will, um in der Liga zu verbleiben.

Maierhofer spürt diesen Funken Hoffnung bei seinem neuen Klub: "Ich versuche mich einzubringen, so wie ich bin. Der Trainer und der Sportdirektor sind gut, die Stimmung ist da, die Präsidentin hat uns gleich zum Essen eingeladen. Der Verein brennt darauf, weiterhin in der Bundesliga zu spielen."

Keine einfache Aufgabe, noch dazu nach der Auftaktniederlage bei Rapid. Doch der "Major" hat für die lange, unangenehme Heimfahrt vorgesorgt - besser gesagt Mama Maierhofer. "Danke an meine Mutter, die hat noch mal einen guten Kuchen hergegeben. Jetzt freue ich mich auf die Busfahrt und einen guten Guglhupf für morgen, dann schaut die Welt schon wieder anders aus."

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