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Strykerlabs: "Verletzungen sind ein hoher Kostenpunkt“

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Strykerlabs geht es unter anderem um Einsatzmöglichkeiten der Software im Amateurfußball.

Strykerlabs:

Verletzungen sind für Vereine gerade in der Endphase der Saison ein großes Problem.

Im zweiten Teil unseres Interviews mit dem Grazer Start-up Strykerlabs sprechen wir mit Mitgründer Thomas Gutschlhofer und CEO Philip Klöckl über die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Union Berlin, Einsatzmöglichkeiten der Software im Amateurfußball und die Vision des Unternehmens.

LAOLA1: Sie haben die Innovationen und die Rolle von Trainern bereits angesprochen. Was ist der Vorteil Ihres Produkts gegenüber der klassischen Trainingsplanung?

Philip Klöckl: Der größte Unterschied ist natürlich das richtige Gefühl für die optimale Belastung zu bekommen. Die ganzen Daten zu verknüpfen und daraus Schlüsse zu ziehen, ist eine wichtige Entscheidungsgrundlage, um die Belastung richtig zu dosieren.

Thomas Gutschlhofer: Wenn man weniger Verletzungen im Fußball hat, hat man mehr fitte Spieler und kann auf einem höheren Level performen. Dazu erleichtern wir auch die Kommunikation im Verein. In unserem System kann der Trainer genau überblicken, welche Spieler, wie zur Verfügung stehen. Wir wollen auch kein Ersatz für den Trainer, sondern eher eine Ergänzung sein. Das Bauchgefühl eines Trainers bleibt weiterhin sehr wichtig.

Philip Klöckl: Für den Club selbst sind Verletzungen ein hoher Kostenpunkt und heutzutage sind viele der Verletzungen, die passieren vermeidbar. Wenn man seine Trainingsplanung digitalisiert, kann man sich viele Verletzungen sparen.

LAOLA1: Verletzungen sind ein gutes Stichwort. Einer Ihrer Kunden, Union Berlin, konnte laut fußballverletzungen.com seine Ausfalltage seit der Zusammenarbeit um 59 Prozent reduzieren und hat damit die wenigsten in der ganzen deutschen Bundesliga. Wie sieht in diesem Fall konkret die Zusammenarbeit aus?

Philip Klöckl: Die Zusammenarbeit ist generell so, dass wir den Clubs die Plattform für ihre Daten bieten. Wir stellen sicher, dass alles genau für den Club angepasst wird. Der nächste Schritt ist dann, dass wir immer überprüfen, ob sie die Plattform auch richtig nutzen. Die tägliche operative Arbeit müssen wir dann nicht mehr unterstützen. Je mehr Daten wir haben, desto weiter können wir unser System entwickeln.

Thomas Gutschlhofer: Das Programm ist auch total individualisierbar. Jeder Verein hat sein Trainingskonzept und wir helfen dem Verein dabei, sein Trainingskonzept bestmöglich umzusetzen. Bei den großen Vereinen gibt es dann auch einen Workshop über zwei Tage, um das Programm optimal abzustimmen.

LAOLA1: Wenn es nun bei einem Club einen Spieler gibt, der überlastet ist, wie kann man das im System erkennen?

Philip Klöckl: Im System wird der Spieler ganz einfach im Dashboard rot markiert. Wenn der Spieler also wirklich ein erhöhtes Verletzungsrisiko aufweist, wird es direkt angezeigt und auch, warum das Risiko erhöht ist. Davon kann man ganz klar ableiten, wieso das Risiko erhöht ist und welche Maßnahmen getroffen werden müssen.

Thomas Gutschlhofer: Das kann aber natürlich auch umgekehrt sein. Ein Spieler muss nicht immer weniger machen. Oft ist auch der Fehler, das zu wenig in manchen Bereichen gemacht wird. Wir versuchen jede Verletzung einer Bewegung zuzuschreiben. Das Problem sind immer große Sprünge in der Belastung, wenn ein Spieler zum Beispiel phasenweise weniger zum Einsatz kommt. Unser System zeigt bei geringerer Belastung dann, wie die körperliche Fitness durch andere Übungen beibehalten werden kann.

LAOLA1: Ist es durch Strykerlabs also auch möglich, dass Spieler, die längere Zeit nicht gespielt haben, gleich wieder auf den Punkt performen können?

Philip Klöckl: Den sogenannten „Return-to-play-Prozess“ können wir durch unsere Erfahrungen und die Daten natürlich auch optimieren, um das Risiko einer erneuten Verletzung zu reduzieren.

Thomas Gutschlhofer: Sowohl bei Verletzungen oder Phasen mit weniger Einsätzen können wir einen erheblichen Beitrag leisten, dass der Spieler wieder fit wird oder auch bleibt.

LAOLA1: Es geht also um eine sehr individualisierte Trainingssteuerung?

Philip Klöckl: Absolut. Das ist der spannende Punkt, denn es gibt für jeden Spieler und jede Position sehr individualisierte Modelle. Am Ende ist es dann die große Kunst, das Training trotzdem kollektiv zu planen und dabei unterstützen wir die Clubs.

Thomas Gutschlhofer: Das Individualisieren ist ein sehr großes Thema. Wir wollen den Spieler mithilfe unseres Systems immer auf das härteste Szenario und die anstrengendste Belastung vorbereiten. Die Verletzungsgefahr ist im Spiel im Vergleich zum Training um ein Vielfaches höher und wir möchten die Spieler im Training optimal vorbereiten, um verletzungsfrei zu bleiben.

LAOLA1: Sehen Sie hier auch Potenzial für den Amateurfußball?

Thomas Gutschlhofer: Wir arbeiten auch schon dort beispielsweise mit subjektiven Abfragen. Die Erfahrungen auf Profiniveau können auch im Amateurfußball Anwendung finden. GPS-Tracker werden beispielsweise immer günstiger und damit wird einiges möglich sein. Einer unserer Kunden ist aktuell Spitzenreiter in der vierten Liga und nutzt unser System. Da ist es unser Ziel in diesem Bereich auch einfachere und kostengünstigere Modelle anbieten zu können. Der Schwerpunkt wird aber weiterhin im Profibereich bleiben.

LAOLA1: Wir haben jetzt bereits viele verschiedene Aspekte beleuchtet. Was sind aus Ihrer Perspektive die drei größten Vorteile für Vereine bei einer Zusammenarbeit mit Strykerlabs?

Philip Klöckl: Vorteil eins ist aus meiner Sicht die Gewissheit, dass die Entscheidungen auch auf einer Grundlage getroffen werden können. Ein zweiter großer Vorteil ist auch, dass Clubs die Entscheidungsprozesse unabhängig von Personen automatisieren können, um den Erfolg auch möglichst gut langfristig reproduzieren zu können. Der dritte Punkt ist, dass es für Vereine allein nicht möglich ist diese intelligenten Algorithmen zu entwickeln, wie wir es aus unserer Bandbreite von Daten tun können. In Zukunft werden durch „Generative AI“ auch komplett neue Übungen entstehen.

Thomas Gutschlhofer: Das System wächst weiter durch die Vereine. Mittlerweile arbeiten wir mit 27 Profivereinen, durch die unsere Datenbank immer weiter wächst und jeder kann davon profitieren. Bei Trainerwechseln verschwinden oft alle Daten und das Wissen. Wir sehen nicht nur die Laufleistungen, sondern wir koppeln das Ganze auch mit technischen und taktischen Daten, dafür haben wir eine eigene Abteilung.

LAOLA1: Der Fußball steht hier sicherlich noch in den Kinderschuhen, das Potenzial ist riesig. Wo soll es in den nächsten Jahren für Sie hingehen?

Philip Klöckl: Wir wollen in dem Bereich absoluter Vorreiter werden und gerade mit dieser Thematik „Artifical Intelligence“ die Entscheidungsprozesse im Fußball optimieren. Nachdem wir aktuell im DACH-Raum schon sehr präsent sind, geht es jetzt auch darum, in ganz Europa zu expandieren. Mit Hinblick auf die WM 2026 wollen wir auch in Amerika präsent sein.

Thomas Gutschlhofer: Fußball ist eine sehr komplexe Sache und die Verknüpfung aller Bereiche, um optimale Empfehlungen zu geben, ist weiterhin unser Ziel.

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