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Raiola: Vom Pizzabäcker zum mächtigsten Berater

Die verstorbene Berater-Legende nahm einen einzigartigen Weg an die Spitze.

Raiola: Vom Pizzabäcker zum mächtigsten Berater Foto: © GEPA

Der diesjährige Transfer-Sommer ist erst wenige Wochen alt und schon überschlagen sich die Ereignisse auf dem Transfermarkt.

Erling Haaland wechselt für rund 60 Millionen von Borussia Dortmund zu Manchester City, Sadio Mane schließt sich nach Jahren beim FC Liverpool dem FC Bayern an und die nächsten Millionen-Transfers stehen schon in den Startlöchern.

Einer, der in den letzten Jahren auf diesem Markt eine der wichtigsten Rollen einnahm, wird nach seinem Tod dieses Jahr nicht an den Verhandlungstischen der Topklubs sitzen: Mino Raiola.

Die Anfänge: Als Pizzabäcker?

Die Geschichte des kleinen Mino beginnt am 4. November 1967, als er das Licht der Welt in Nocera Inferiore erblickt. Nur ein Jahr später wandert seine Familie in die Niederlande, genauer gesagt nach Harlem, in die Nähe von Amsterdam, aus.

Bereits in jungen Jahren lernt Raiola dort in der familieneigenen Pizzeria einiges, das für ihn später noch von großer Bedeutung sein wird. Er beteuerte allerdings, trotz seines Spitznamens "Der Pizzabäcker", noch nie in seinem Leben eine Pizza gebacken zu haben. "Alles was ich kann, habe ich im Restaurant gelernt", sagte Raiola mal in einem Interview mit "11Freunde".

Dort gingen damals die Spieler von Ajax Amsterdam ein und aus, langsam aber sicher fühlte sich der Sohn italienischer Einwanderer so ins Fußball-Business ein. Zuerst gab er dem Präsidenten des damaligen Zweitligisten HFC Harlem nur Tipps, um dann wenig später mit nur 22 Jahren als Sportdirektor des Vereins verpflichtet zu werden.

Zuvor sammelte er bereits unternehmerische Erfahrungen, als er mit 20 eine Mc Donalds Filiale gleich wieder gewinnbringend verkauft oder mit einer Beratungsfirma holländische Unternehmen bei Geschäften mit Italien unterstütze.

Die ersten Transfers

Bereits nach kurzer Zeit wurde ihm die Aufgabe beim HFC Harlem allerdings zu klein und er beteiligte sich an einigen Transfers im Hintergrund. Den Startschuss gab damals der Wechsel des niederländischen Nationalspielers Bryan Roy von Ajax Amsterdam zu Foggia Calcio in die Serie A.

Darüber hinaus hatte Raiola 1993 seine Finger beim Transfer von Dennis Bergkamp, der zuvor bei Ajax Amsterdam spielte, zu Inter Mailand im Spiel.

Sein erster großer eigener Coup gelang ihm 1996, als er Pavel Nedved für fast fünf Millionen Euro von Sparta Prag zu Lazio Rom transferierte.

Raiola machte alles für seine Spieler

Einen der größten Fußballer aller Zeiten, Zlatan Ibrahimovic, begleitete er bereits zu Beginn seiner Karriere. Gerade in dieser Beziehung mit dem schwedischen Superstar zeigt sich auf welche Methoden Raiola teilweise zurückgriff.

Aufgrund der Ermittlungen in Italiens großem Fußballskandal "Calciopoli" wurden einige Telefonate zwischen Moggi und Raiola abgehört und veröffentlicht. "Morgen bleibt Zlatan den ganzen Tag zuhause, ich schicke ihn nicht zum Training. Ich habe um 12 Uhr ein Treffen mit den Ajax-Verantwortlichen, komme aber erst um 14 Uhr. Mach dir keine Sorgen, wir bringen ihn nach Turin", ist da von Raiola zu hören.

Kurze Zeit später wechselte er für 16 Millionen Euro tatsächlich zu Juve. "Ich bin bereit, für meine Spieler in den Krieg zu ziehen. Ich bin bereit, alles für sie zu machen. So wie für meine Söhne", erklärte Raiola auch einst.

Der Mann für Rekorde

Geld sei nicht sein Antrieb, betont Mino Raiola zwar in den wenigen Interviews, die er gewährt. Er bringe Spieler immer dorthin, wo diese am meisten profitieren würden und nicht zu jenem Klub, wo er als Berater mehr erhalten würde, behauptete er von sich.

Trotzdem ließ es sich der ehemalige Jus-Student aber nicht nehmen immer wieder neue Transferrekorde zu brechen. 2016 transferierte er Paul Pogba für die damalige Weltrekord-Summe von 105 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester United und kassierte dafür laut "Football-Leaks" unglaubliche 49 Millionen Euro selbst.

Zu den Verhandlungen mit dem "Who is Who" des Fußball-Business kam er übrigens meist mit Sonnenbrille, Polo-Hemd und Stoffhose, um dann über die großen Summen zu verhandeln.

Nach seinem Tod Ende April an den Folgen einer schweren Lungenkrankheit hat nun eine der schillerndsten und sicher auch umstrittensten Größen also das Fußballgeschäft verlassen.

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