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Marco Höger: "Ich spüre eine Verantwortung"

Kölns Vizekapitän denkt schon an die Zeit nach der aktiven Karriere.

Marco Höger:

Sportler leben im Hier und Jetzt. Besonders in Zeiten des Erfolgs kann der Gedanke an das, was nach der aktiven Karriere kommt, in den Hintergrund rücken. Für Marco Höger gilt das nicht. Der 31-Jährige ist seit über zehn Jahren aus dem deutschen Profifußball nicht wegzudenken und kennt die Sonnenseite seines Berufs genau. Ob Champions League mit Duellen gegen Real Madrid, Chelsea und Arsenal, Europa League oder Bundesliga – fast 300 Spiele absolvierte der gebürtige Kölner seit Beginn seiner Laufbahn.

Das hält ihn allerdings nicht davon ab, am IST-Studieninstitut nun bereits die zweite Weiterbildung zu belegen. Nach „Spielanalyse & Scouting“ widmet sich der Vizekapitän des 1.FC Köln nun dem Kurs „Performance Analyse Fußball“. Weiterbildungen, die sich auch aus Österreich als flexibles Fernstudium problemlos absolvieren lassen.

IST: Marco, Du schaust anscheinend gerne über den Fußballtellerrand hinaus. Zuletzt warst Du in der TV-Serie SOKO Köln zu sehen – um schon einmal die Fußballkrimis für die neue Saison zu proben?

Marco Höger: Der Auftritt bei SOKO Köln war eine coole Erfahrung und sehr interessant. Mit dem Fußball hatte das allerdings nichts zu tun. Ich hoffe, dass wir eine stabile Saison spielen können. Aber natürlich ist uns allen bewusst, dass es schwierig wird und der Klassenerhalt ganz klar Ziel Nummer eins ist.

IST: Dieses Ziel gehst Du als Führungsspieler an. Du wurdest zum Vizekapitän berufen.

Höger: Die Wahl vom Trainer ehrt mich und macht mich stolz. Ich war früher als kleiner Junge mit meinem Opa und meinem Vater schon beim FC und habe mir das Training der Profis angeschaut. Jetzt hier Vizekapitän sein zu dürfen, ist echt unbeschreiblich.

IST: Ist es mit dieser Position und aufgrund des Alters damit klar, dass Du den jüngeren Mitspielern fußballerische Ratschläge mit auf den Weg gibst?

Höger: Natürlich kann ich Tipps geben, wenn das gewünscht ist. Aber ein Stück weit muss auch jeder Spieler seine eigenen Erfahrungen sammeln. Im Profifußball geht alles so schnell – ob auf oder ab – das verarbeitet jeder Spieler anders.

IST: Du hast die Schnelllebigkeit des Fußballs angesprochen. Ist deshalb das „neben dem Platz“ auch ein Bereich, in dem Du Deine Erfahrungen weitergibst?

Höger: Ja, da spüre ich schon eine Verantwortung. Ich weiß ja, dass man zu Beginn seiner Karriere nicht als erstes an das „Danach“ denkt. Aber im fortgeschrittenen Fußballeralter merkt man schon, wie wichtig Weitsicht ist. Es gibt nicht nur die Zeit der aktiven Karriere. Da helfe ich den Jungs gerne.

IST: Du selbst lebst diese Weitsicht vor. Aktuell belegst Du am IST-Studieninstitut die Weiterbildung „Performance Analyse Fußball“. Zuvor hast Du „Spielanalyse & Scouting“ bereits erfolgreich abgeschlossen.

Höger: Das hat wirklich viel Spaß gemacht und war sehr interessant. Nach 13 Jahren als Profi habe ich schon viel mitgemacht und konnte deshalb die Ansätze und Strategien gut nachvollziehen. Die Arbeit im Scouting interessiert mich ungemein. Stand heute könnte ich mich in diesem Bereich nach meiner Karriere sehr gut wiederfinden.

IST: Gab es Reaktionen aus dem Kollegenkreis?

Höger: Na klar. Da haben meine Mitspieler schon interessiert nachgefragt und sich dann auch Informationen geholt.

IST: Wie läuft das bei Dir mit dem Lernen? Du kannst Dir ja ziemlich frei einteilen, wann und wo du lernst. Im Fußball mit den unregelmäßigen Trainings- und Spielzeiten sicherlich ein Vorteil.

Höger: Total. Ich schnappe mir die Unterlagen eigentlich immer an Tagen, an denen wir nur einmal Training haben. Dann bin ich schon mittags zuhause und lerne am liebsten zwei bis drei Stunden zuhause im Garten oder im Büro. Danach kommt dann meine Verlobte nach Hause, dann ist auch für mich Feierabend.

IST: Ist Dir das Lernen da manchmal lieber als etwa Ausdauertraining?

Höger: Nein, dazu bin ich zu sehr Sportler. Trotz aller Vorzüge der Weiterbildungen ist mir da doch Ausdauertraining noch lieber. Auch wenn ich inzwischen zu den älteren Spielern im Kader gehöre, habe ich mit der Luft noch keine Probleme auf dem Platz (lacht).

IST: Auch wenn Du Dich mit den Weiterbildungen auf die Zeit nach der Karriere vorbereitest – konntest Du Dein neuerworbenes Wissen auch schon mal in der Praxis anwenden?

Höger: Direkt auf dem Platz noch nicht, das würde zu weit gehen. Aber es hilft natürlich, sich dieses Wissen anzueignen. Ich habe als Vizekapitän eh einen regelmäßigen Austausch mit dem Trainer. Die Scouts und Videoanalysten frage ich jetzt natürlich schon häufiger mal etwas. Da bin ich ja im Thema.

IST: Du bist bekannt dafür, auch mal Deine Meinung zu sagen und die eigene Position oder die der Mannschaft zu verteidigen. Wäre deshalb nicht auch eine Position im Sportmanagement nach der Karriere etwas für Dich?

Höger: Das kann ich mir definitiv vorstellen. Mich interessieren aber viele Abläufe und Positionen in einem Verein. Unter anderem deshalb belege ich ja auch gerade den Kurs „Performance Analyse Fußball“ am IST.

IST: Und wenn Du damit durch bist, kommt dann auch der Bart wieder ab, den Du Dir auffälligerweise seit dem letzten Abschluss wachsen lässt?

Höger: Nein, das lass ich lieber. Ich glaube, das käme zuhause nicht so gut an.

IST: Apropos Bart: Hennes der IX. hat Stadionverbot – zumindest für die Dauer der aktuellen Hygienekonzepte – könnt Ihr ohne ihn erfolgreich spielen?

Höger: Hennes hilft uns immer – aber jetzt werden wir auch ohne ihn auskommen.

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