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Schlierenzauer muss sich knapp geschlagen geben

Schlierenzauer muss sich knapp geschlagen geben

Anders Jacobsen ist der aktuelle Überflieger im Springer-Weltcup-Zirkus.

Das musste im Neujahrsbewerb in Garmisch-Partenkirchen auch der dreifache Sieger und Tournee-Titelverteidiger Gregor Schlierenzauer zur Kenntnis nehmen.

Der 27-jährige Norweger gewann wie in Oberstdorf, diesmal allerdings nur 0,9 Punkte oder einen halben Meter, vor dem Tiroler und kommt als Spitzenreiter mit 12,5 Punkten Vorsprung nach Innsbruck.

Schlierenzauer gab sich kämpferisch: "Jetzt kommt mein Wohnzimmer Bergisel."

Mit Super-Satz zum Sieg

Jacobsen musste im ersten Durchgang wegen arger Turbulenzen seine Flugkünste beweisen (131 m) und segelte im Finale mit 143 Metern nicht nur bis auf einen halben Meter an den Schanzenrekord des Schweizers Simon Ammann heran, sondern verbesserte sich sogar vom neunten Rang auf den ersten.

"Anders hat eine Bombe erwischt und im ersten Durchgang auch gezeigt, dass er kämpfen kann", zollte Schlierenzauer Lob.

"Es war nicht schlecht"

Ihm selbst waren vor 20.500 Zuschauern im ausverkauften Olympia-Stadion nicht seine besten Sprünge (134/136,5) gelungen.

"Es war nicht schlecht, aber ein bisschen spät", sagte er nach dem Finale, das er mit 8,7 Punkten Vorsprung auf den Norweger und als vermeintlicher Topfavorit auf seinen achten Tournee-Tagessieg in Angriff genommen hatte.

Der Rückstand in der Tournee-Wertung sei aber nicht so groß, sagte der Stubaier. "Ich habe noch einige Reserven, ich bin zuversichtlich."

Duell zeichnet sich ab

Dieses Duo, die Sieger von 2007 bzw. 2012, sollte in der zweiten Hälfte ein Duell um den Gesamtsieg in der 61. Auflage liefern.

Denn der Deutsche Severin Freund fiel als Tages-15. aus dem Kreis der Topfavoriten. Der neue Gesamt-Dritte, der Norweger Tom Hilde, mit 133,5 und 138 m, Tages-Vierter hinter seinem Landsmann Anders Bardal, hat schon 26,1 Punkte Rückstand auf Schlierenzauer.

Sieg trotz Patzer

Jacobsen hatte im ersten Durchgang für Staunen gesorgt, als er kurz nach dem Absprung ins Schlingern geriet, heftig ruderte, den Flug aber trotzdem bis 131 Meter durchzog.

"Die Ski sind hinten zusammengestoßen, dadurch bin ich in Turbulenzen gekommen. Es schaute verrückt aus, aber es war nicht so wild", sagte der gelernte Installateur.

Zu seinen neuen Sprungschuhen, die speziell verstärkt sind, wollte er nichts sagen ("Das bleibt ein Geheimnis"), meinte auf die Frage nach besserem Halt aber ironisch: "Das schaut nicht so aus." Im Finale steuerte er dann aber perfekt Richtung Höchstweite.

"Anders hat alles auf eine Karte gesetzt"

ÖSV-Cheftrainer ALexander Pointner erkannte diese Topleistung an.

"Anders hat alles auf eine Karte gesetzt. Da muss dann sehr viel zusammenkommen, dass man so einen Sprung zusammenbringt."

Mit der Vorstellung seines Zugpferdes war der Coach an seinem 42. Geburtstag zufrieden. "Er ist ganz knapp zurück Zweiter, bei ihm geht es um die Tournee."

Freund verliert an Boden

Der zweifache Saisonsieger Freund ist hingegen wohl aus dem Rennen um den Gesamtsieg - es wäre der erste eines deutschen Springers seit Sven Hannawald 2002.

Der Dritte von Oberstdorf hat in der Gesamtwertung als Fünfter schon 43,6 Punkte Rückstand. "Severin hat Timing-Probleme, er kann nicht genug Höhe mitnehmen", erklärte DSV-Trainer Werner Schuster.

"Ich konnte mich auch heuer nicht hundertprozentig mit der Schanze anfreunden", bekannte Freund, den Hilde und der Russe Dmitrij Wassilijew (Tages-Sechster) überholten.

Ammann und Loitzl out

Der 31-jährige Schweizer Simon Ammann muss die Hoffnung auf seinen ersten Tourneesieg neuerlich endgültig abschreiben.

Nach Oberstdorf mit 28 Punkten Rückstand Sechster, verpasste der vierfache Olympiasieger in Garmisch als Sieger von 2011 sogar das Finale.

Dieses Malheur passierte auch Ex-Garmisch- und Tourneesieger Wolfgang Loitzl (2009) sowie seinen Teamkollegen Michael Hayböck und Martin Koch.

Morgenstern macht Schritt nach vorne

So war Thomas Morgenstern als Elfter (133/133) zweitbester Österreicher.

Weil ihm die Olympia-Schanze eigentlich nicht gut liegt, war der Ex-Tourneesieger zufrieden. "Das waren heute gute Schritte nach vorne, in Innsbruck und Bischofshofen tue ich mir leichter", sagte der Jung-Vater, der beim Auftakt das Finale verpasst hatte.

Manuel Fettner (131,5/125) verzeichnete hingegen nach dem siebenten Platz von Oberstdorf einen Rückfall und landete an der 24. Stelle, aber noch vor dem Deutschen Richard Freitag.

"Ich habe vier Wettkampfsprünge, das haben nicht so viele", sagte der Tiroler. "Und jetzt kommen meine Heimschanzen."

ÖSV-Team im Hintertreffen

Das ÖSV-Team muss jedenfalls vorerst kleinere Brötchen backen.

Nach vier Tagessiegen und den Top-3 der Gesamtwertung 2011/12 ist nun zur Halbzeit Schlierenzauer der einzige Österreicher in den ersten zehn.

Dafür lieferten am Neujahrstag die Norweger mit ihrem Tiroler Cheftrainer Alexander Stöckl mit drei Athleten unter den ersten vier eine starke Vorstellung.