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Diess: "Wir sind natürlich nicht glücklich"

Diess:

Mit vier ehemaligen Gewinnern der Vierschanzentournee waren die ÖSV-Adler nach Oberstdorf gereist.

Die „Super-Adler“, die im vergangenen Jahr den Jackpot abräumten und durch Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler einen Dreifachsieg feierten, wollten der Konkurrenz einmal mehr ein Schnippchen schlagen.

Nach der Hälfte der vier Springen wurden ihnen allerdings gehörig die Flügel gestutzt. Thomas Morgenstern (Platz 40) und Andreas Kofler (disqualifiziert) mussten ihren Traum vom zweiten Gesamtsieg bereits in Oberstdorf begraben, Wolfgang Loitzl (Rang 33) vergab in Garmisch-Partenkirchen einen Spitzenplatz.

Die große Ausnahme bildet Gregor Schlierenzauer. Der Gesamt-Zweite scheint als Einziger im gesamten Feld in der Lage zu sein, Überflieger Anders Jacobsen Paroli bieten zu können.

„Sind natürlich nicht glücklich“

„Mannschaftlich gesehen sind wir natürlich nicht glücklich“, konstatiert daher Co-Trainer Alexander Diess im Gespräch mit LAOLA1.

„Nach dem bisherigen Saisonverlauf sind wir mit sehr großen Hoffnungen zur Tournee gereist. Wir wussten aber auch, dass viel passieren kann. Das hat sich bestätigt. Auch einer, der davor nicht ganz oben stand, kann zum großen Tournee-Favoriten werden, wie Jacobsen bewies.“

Der Norweger gewann bislang beide Springen und hat damit sogar noch die Möglichkeit, den „Grand Slam“ von Sven Hannawald, der als bisher einziger Springer alle vier Bewerbe einer Tournee gewann, zu wiederholen.

Schlierenzauer als große Hoffnung

Schlierenzauer ist der Mann, der dies verhindern und die rot-weiß-roten Fans über den fünften ÖSV-Gesamtsieg in Folge jubeln lassen soll.

„Gregor springt aus meiner Sicht richtig gut“, lobt Diess seinen Schützling. „Wenn er nicht so stark wäre, wäre die Tournee wohl bereits entschieden, so bleibt es spannend. Wir kämpfen um den Sieg und jetzt sind wir auch noch auf heimischem Boden.“

Chef Pointner und Co Diess sind nicht ganz zufrieden

Besonders positiv: Der 22-Jährige hat noch Reserven. „Gregor hat noch immer etwas Luft nach oben, aber das war schon ganz großer Sport. Wir sind wirklich froh, dass er so gut springt. Das Fahnenmeer am Bergisel kann natürlich beflügeln.“

Auf dem aufsteigenden Ast

Der Rest des Teams befinde sich zudem wieder auf dem Weg nach oben. Andreas Kofler habe sich zwar noch am Silvesterabend in einer „richtig schlechten Verfassung“ gezeigt, doch beim „großen Kämpfer“ sei es nur eine Frage der Zeit, bis er wieder ganz vorne landet.

Auch Thomas Morgenstern und Wolfgang Loitzl seien auf dem Weg nach oben, bei Manuel Fettner (Gesamt-Elfter) müsse man ohnehin sehr zufrieden sein. „Er war in Oberstdorf derjenige, bei dem ich am ehesten das Gefühl hatte, ob er es auf den Punkt bringt. Mit einer Bravourleistung hat er das hingebracht. Er hält sich wirklich gut.“

„Muss kein blindes Huhn sein“

Abgesehen von den teaminternen Problemchen beschäftigt man sich im ÖSV aber auch mit der Schuh-Thematik. Die Norweger haben ein neues System entwickelt, das Jacobsen mehr Stabilität ermöglicht.

„Man muss kein blindes Huhn sein, um zu sehen, dass sie plötzlich geschlossen stark sind“, hatte Schlierenzauer geunkt. „Die Verantwortlichen müssen sich das anschauen, das ist auf jeden Fall interessant.“

„Es ist nicht so, dass wir uns nicht damit beschäftigen“, bekräftigt Diess. „Wenn das hochgekocht wird, muss man natürlich genau hinsehen und sich überlegen, was sie da haben und was es genau bewirkt. Wenn das von der FIS genehmigt wird, muss man schauen, wie viel das genau bewirkt. Wir wissen es nicht.“

„Nicht narrisch machen lassen“

Hier liegt der große Vorteil der Norweger. Keiner weiß, wie groß der Vorteil ist. Doch jeder spricht darüber. Aus psychologischer Sicht optimal für die „Norsker“. „Genau, das ist auch ein Spiel. Die Athleten und wir als Betreuer sind gefragt und dürfen uns nicht narrisch machen lassen.“

Das rot-weiß-rote Team werde das Ganze „unter die Lupe nehmen“, die Idee sei schließlich eine gute. „Es sind aber auch Leute vorne, die nicht damit springen“, stellt Diess klar. Dazu gehören die österreichischen Adler.

Und die wollen noch einmal so richtig angreifen. „Mit frischer Kraft werden wir in Innsbruck an den Start gehen, um dann – auch in der mannschaftlichen Stärke – unser wahres Gesicht zeigen zu können.“ Und zu Recht weiter als „Super-Adler bezeichnet zu werden.

 

Christoph Nister