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Oberhof: Strafrunden im Nebel des Thüringer Waldes

Oberhof: Strafrunden im Nebel des Thüringer Waldes

Oberhof machte seinem Ruf mal wieder alle Ehre: Das Wetter bot alles von Nebel, über Regen und Wind - nur kein gutes Biathlon-Wetter. Doch all das konnte 84.000 Fans nicht davon abhalten, an den Rennsteig zu pilgern.

Sie erlebten verrückte Rennen, die von sehr vielen Fehlschüssen geprägt waren, ein russisches Freudenfest durch Dmitry Malyshko bei den Männern, aber auch einen Heimsieg von Miriam Gössner bei den Frauen.

LAOLA1 hat die wichtigsten, lustigsten und spannendsten Fakten im Oberhof-Review zusammengefasst:

 

Top


+ + + Souveräner Start-Ziel-Sieg für den Russen Dmitry Malyshko - sowohl in der Verfolgung als auch am gesamten Wochenende. Sieg in der Staffel, Sieg im Sprint und Sieg in der Verfolgung - dominanter geht es nicht. + + +

 

+ + + Zehn Fehler - eigentlich ein echter Flop. Nicht bei Miriam Gössner. Die Deutsche läuft so schnell, dass sie trotz zehn Fahrkarten - fünf davon im ersten Schießen - noch Zehnte wird. In der Strafrunde war sie dabei mit durchschnittlich 22,5 Sekunden schneller als viele Männer - 50 männliche Athleten liefen die Strafrunde langsamer.  + + +

 + + + Noch erfolgreicher ist der Rest des Wochenendes für die blitzschnelle Deutsche: Der Heimsieg im Sprint trotz zweier Fehler mehr als die zweitplatzierte Tora Berger und ein dritter Platz mit der Staffel - trotz zweier Strafrunden - runden das Wochenende für Miriam Gössner ab. + + +

 

+ + + Julian Eberhard belegt im Sprint Platz acht mit nur einem Schießfehler und sorgt damit für das beste ÖSV-Ergebnis in Oberhof und die einzige Top-Ten-Platzierung. + + +

 

+ + + Daniel Mesotitsch zeigt währenddessen eine gute Leistung im IBU-Cup und läuft im Sprint von Otepää mit null Schießfehlern auf Platz drei und damit aufs Stockerl. + + +

 

+ + + Lowell Bailey, Tim Burke, Russell Currier und Leif Nordgren liefen in die Geschichtsbücher des US-Biathlon-Sports. Mit Rang fünf stellte das Quartett die besten Staffel-Platzierung aller Zeiten (aus dem Jahr 2009) ein. + + +


Flop

+ + + Für die ÖSV-Herren verläuft das Wochenende insgesamt vor allem im Schießen nicht nach Wunsch. In der Staffel müssen Simon Eder, Julian Eberhard, Fritz Pinter und Dominik Landertinger ganze fünf Strafrunden in Kauf nehmen - einzig Pinter bleibt von einer Ehrenrunde verschont. + + +

 

+ + + Es geht immer noch schlimmer: Japan leistet sich ganze zehn Strafrunden (10+19) und wird dennoch nicht Letzter. Auch bei den Damen landen Bulgarien mit fünf (5+19) sowie Estland mit sechs Strafrunden (6+19) nicht auf dem letzten Platz. Diesen belegt Korea und das, ohne eine einzige Strafrunde zu laufen (0+12). Von 19 gestarteten Damen-Staffeln werden neun überrundet. + + +

 

+ + + Die deutschen Damen haben große Probleme in der Breite. Erstmals seit Jahren wurde das Kontingent von sechs Starterinnen nicht ausgeschöpft. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir das von vornherein jemals so hatten", so Trainer Gerald Hönig. Die simple Begründung: Es fehlt den Athletinnen an Qualität. "Neben den Fünf, die wir hier an den Start bringen, hat sich keine massiv aufgedrängt." + + +

 

+ + + Apropos DSV-Damen: So toll der Sprint mit den Rängen eins für Miriam Gössner und drei für Andrea Henkel auch lief, der Verfolger bedeutete das Ende einer unglaublichen Erfolgsserie. Erstmals seit Februar 2004 (Einzel) blieben die Gastgeberinnen ohne einen Podestplatz in Thüringen. + + +


+ + + So sehr wir uns auch über die guten Sprintresultate (26. Iris Schwabl, 38. Romana Schrempf) der ÖSV-Ladies gefreut haben: Der Verfolger war ein Schuss in den Ofen bzw. viele Schüsse ins Nichts. Schrempf leistete sich nicht weniger als elf Fehler und damit mehr als jede andere Teilnehmerin. + + +

Kurioses


+ + + Sturzfestival zum Auftakt: Bei der 4x6km-Damenstaffel stürzten u.a. die Russin Ekaterina Glazyrina und die Französin Marie Laure Brunet unmittelbar nach dem Start und auch die Deutsche Tina Bachmann legte es in der Abfahrt an exakt derselben Stelle wie ein Jahr zuvor. + + +

 

+ + + Schneller ohne Auto? Dem Schweizer Benjamin Weger wird sein Dienst-Gefährt vor der Haustür geklaut. Dank der Hilfe der Kantonspolizei Wallis sowie seiner Familie kommt er doch noch pünktlich in Oberhof an. Im Sprint wird er mit nur einem Schießfehler Neunter, in der Verfolgung mit ebenfalls nur einem Fehler sogar Fünfter. + + +

 

+ + + Gefährlich: Weil er am Schießstand einen Regentropfen aus dem Ringkorn seiner Waffe entfernen will, pustet und schaut der Deutsche Florian Graf direkt in den Lauf seiner geladenen Waffe. Für diese gefährliche Aktion wird er nach dem Sprint disqualifiziert. Er selbst realisiert die Gefahr kurz nach dem Rennen gar nicht: "Ich habe mich einfach auf die Abläufe konzentriert und wollte schnellstmöglich wieder freie Sicht haben". + + +

 

+ + + Auch der erfolgreichste Biathlet macht noch Fehler: Ole Einar Björndalen startet in der Verfolgung zu früh und bekommt dafür eine 30-Sekunden-Strafe von der Jury. + + +

Wiedereinsteiger

+ + + Comeback Nummer eins: Simon Fourcade ist nach seinem Kompartment-Syndrom zurück im Weltcup-Zirkus: Aufgrund des Ausfalls seines Bruders und Weltcup-Führenden Martin durfte er gleich in der Staffel ran. Im Einzel meldete er sich mit den Rängen 30 im Sprint sowie 17 in der Verfolgung nach langer Verletzungspause zurück. + + +

 

+ + + Comeback Nummer zwei: Auch der mehrfache Weltmeister und Weltcup-Gesamtsieger von 2011, Tarjei Boe, gab sein Saison-Debüt in Oberhof. In der Saisonvorbereitung hatte der Norweger mit langwierigen Atemwegsproblemen zu kämpfen. Rückkehrer-Bilanz: Platz 25 im Sprint und Platz 22 in der Verfolgung. + + +

 

+ + + Eine der erfolgreichsten Biathletinnen aller Zeiten ließ sich nach langer Abstinenz wieder einmal blicken. Magdalena Forsberg war für das schwedische Fernsehen im Einsatz und freute sich über ihre Rückkehr in den Biathlon-Zirkus. "Es ist einmalig in Oberhof. Ich freue mich immer, wenn ich hierher komme." + + +

Spruch des Wochenendes


+ + + Der Deutsche Erik Lesser äußerte sich - bezeichnend für das gesamte Wochenende in Oberhof - sehr passend über die äußeren Bedingungen: "Nebel bleibt Nebel, ob in Oberhof oder Pokljuka. Wenn man nichts sieht, sieht man nichts." + + +


Christoph Nister / Henriette Werner