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Raich will weiter die Angel nach Erfolgen auswerfen

Raich will weiter die Angel nach Erfolgen auswerfen

Mit nur einem Punkt und damit fast leeren Händen ist Benjamin Raich von der Nordamerika-Tournee zurückgekehrt.

Der 33-jährige Doppel-Olympiasieger hat immer noch große Ambitionen und gab sich dementsprechend enttäuscht von seiner "Nullnummer" in Lake Louise und Beaver Creek.

Seit März 2009 sieglos

Der in reinen Technikbewerben bereits seit März 2009 sieglose Pitztaler liegt nach sieben Saisonrennen mit großem Rückstand im Weltcup nur auf Rang 38.

Im APA-Interview verrät der mit 36 Weltcupsiegen erfolgreichste aktive Skirennläufer aber Zuversicht und dass er weiter die Angel nach Erfolgen auswerfen wird.


Frage: Platz acht beim Saisonauftakt in Sölden ist ihr bestes Saisonergebnis, jetzt null Punkte in Nordamerika. Damit sind sie vermutlich nicht zufrieden, oder?

Raich: "Natürlich nicht, ich bin alles andere als zufrieden. Das war nicht das Gelbe vom Ei. Warum genau, weiß ich auch nicht. Ich bin eigentlich die ganze Zeit ganz gut gefahren, aber die Ergebnisse zeigen das noch nicht."

Frage: Konzentrieren sie sich wie Ivica Kostelic eventuell auf den Jänner, der ja schon oft ihr stärkster Monat war?

Raich: "Sich jetzt auf den Jänner rauszureden, würde bei mir nicht stimmen. Mein Ziel ist und war immer, von Anfang an dabei zu sein. Ich komme sicher nicht mit der Erklärung, dass es erst im Jänner richtig los geht, nur weil es gerade nicht läuft. Ich habe noch nicht gezeigt, was ich kann und ich hoffe, das ändert sich bald."

Frage: Speziell im Speedbereich lief es bisher gar nicht. Und das trotz Ex-Weltmeister Michael Walchhofer als Berater. Warum?

Raich: "An ihm liegt es sicher nicht. Natürlich wird auch er das Skifahren nicht neu erfinden. Aber gemeinsam kommen wir immer wieder auf neue Dinge drauf. Das soll mich weiterbringen. Es wäre billig, nach so wenigen Rennen schon zu urteilen, dass der Trainer schuld ist. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, da denkt man in Generationen."

Frage: War es also nur ein klassischer Fehlstart?

Raich: "Natürlich lässt mich das jetzt nicht kalt und ich weiß, dass ich Resultate liefern sollte. Ich kenne solche Situationen und es wird sich wieder ändern. Da musst du drüber stehen."

Frage: Der zehn Jahre jüngere Marcel Hirscher bestimmt die Schlagzeilen. Wie stark spüren sie den Generationswechsel?

Raich: "Marcel ist Gesamt-Weltcupsieger. Dass so jemand besondere Aufmerksamkeit bekommt, ist klar. Das war bei Hermann Maier, Stephan Eberharter und bei mir auch so. Das ist also normal und auch gut so. Veränderung findet statt."

Frage: Wo sehen sie sich selbst in dieser Entwicklung?

Raich: "Mit dem Alter wird man gescheiter, ich hoffentlich auch. Aber das Skifahren und die Einstellung dazu hat sich nicht geändert. Ich bin nach wie vor motiviert und nervös wie mit 18 oder 19 Jahren. Auch die Probleme sind im Prinzip nicht anders."

Frage: Viele Routiniers wenden sich gegen Ende ihrer Karriere verstärkt den Speedbewerben zu. Geht die Spritzigkeit verloren?

Raich: "Das sehe ich nicht so. Bei uns ist das Slalomteam mit Ausnahme von Hirscher in meinem Alter. In Levi war das Resultat nicht gut, das Training und die Form aber schon. Man muss es halt auch zeigen, sonst glaubt dir das keiner. Ich gehe davon aus, dass ich es in dieser Saison noch zeigen kann."

Frage: Fassen sie bitte ihre augenblickliche Situation zusammen.

Raich: "Skifahren kann einfach und kompliziert sein. Es muss vieles zusammenpassen. Ich bin schon früher einmal in Amerika nix derfahren. Dann habe ich über Weihnachten trainiert und ab Schladming kam plötzlich ein Stockerlplatz nach dem anderen. Auch da wusste ich nicht recht, warum. Du musst draus lernen und weitermachen. Unser Präsident sagt immer, man muss die Angel immer wieder auswerfen. Tut man das nicht, wird man keinen Fisch mehr fangen. Nach diesem Motto werde auch ich weitermachen und weiter motiviert ans Werk gehen."

Frage: Sind ihre Saisonziele unverändert?

Raich: "Ich möchte in den Disziplinen, in denen ich starte, so optimal wie möglich vorbereitet sein. Rein theoretisch könnte ich also auf den Weltcup gehen. Es ist zwar nicht gut angelaufen, das kann sich aber schnell ändern. Vorne mitzufahren ist mein Ziel, sonst brauch' ich nicht mehr mitzumachen."

Frage: Ihre Lebensgefährtin Marlies Schild reagiert auf Fragen nach dem 34. Slalomsieg zunehmend gereizt. Wie viel reden sie zu Hause über den gemeinsamen Job Skirennsport?

Raich: "Das ist bei uns zu Hause null Thema. Wir haben Gott sei Dank andere Dinge zu bereden. Dass sie nicht darüber reden will, ist nachvollziehbar. Das wird ja für den Betroffenen selbst irgendwann langweilig. Das macht im Kopf müde und kann auch bremsen."

Frage: Wie beeinflusst Alter und Beziehung das Leben im Hochleistungs-Skisport?

Raich: "Als 18-jähriger Single ist das natürlich anders als mit Haus, Beziehung usw. Das ist anders. Aber nicht so, dass mich das was kosten würde. Im Gegenteil, es bringt mir was. Eine Beziehung gibt sehr viel. Solange man Ski fährt, sollte man sich voll konzentrieren. Bei mir ist alles so, dass es funktioniert."