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"Man kann nur zu Ted aufschauen"

Gegen Ted Ligety war er chancenlos, aber mit Platz zwei im Riesentorlauf in Alta Badia ist Marcel Hirscher am Sonntag im alpinen Ski-Weltcup in der Erfolgsspur geblieben.

Der 23-jährige Gesamtweltcup-Sieger aus Salzburg ist ein Wunder an Konstanz.

Hirscher stand in allen sechs bisherigen Technik-Bewerben (Slalom, RTL) der Saison auf dem Podest, zudem schaffte er es im Riesentorlauf in allen neun Rennen des Jahres 2012 aufs Stockerl.

Mehr Riesentorläufe in einem Jahr auf dem Stockerl beendet hat laut FIS in der Weltcup-Geschichte nur Ingemar Stenmark.

Der legendäre Schwede landete in den Jahren 1979 und 1981 in jeweils zehn Rennen in den Top-Drei. Eine Hundert-Prozent-Podium-Ausbeute in einem Kalenderjahr schafften neben Hirscher und Stenmark (1979) u.a. auch der Italiener Alberto Tomba (1991/7 Rennen) sowie der derzeit so dominante US-Amerikaner Ted Ligety (2010/6 Rennen).

 

Frage: Überwiegt bei Ihnen die Freude über den zweiten Platz oder die Verwunderung über den Rückstand von 2,04 Sekunden auf Sieger Ted Ligety?

Hirscher: "Ich bin glücklich über den zweiten Platz. Zwei Sekunden, das ist so viel, dann kann ich Ted nur gratulieren und zu ihm aufschauen. Das ist perfektes Skifahren."

Frage: Was macht Ligety derzeit so stark?

Hirscher: "Er ist der einzige, der den Hang von oben bis unten ohne rutschen bewältigen kann. Alle anderen rutschen, und rutschen bedeutet Zeitverlust. Das summiert sich. Bei einem geringeren Torabstand wie in Val d'Isere (Hirscher gewann, Ligety wurde Dritter, Anm.) schaut es aber gleich anders aus. Da rutscht auch Ligety. Zwei, drei Meter machen da viel aus."

Frage: Wie kann man sich Ligety möglichst schnell an die Fersen heften?

Hirscher: "Der beste Weg ist: das machen, was er macht. Da müssen wir hin, wenn wir ihn schlagen wollen. Natürlich studiere ich dafür seine Läufe immer wieder auf Video. Unsere Fahrstile waren ja immer sehr ähnlich: viel Innenlage, viel Schräglage."

Frage: Mit sechs Podestplätzen in sechs Technikrennen ist Ihnen ein Saisonstart nach Maß gelungen, wie sehen Sie die Lage im Gesamt-Weltcup?

Hirscher: "Die Saison ist bis jetzt perfekt für mich verlaufen. Es schaut derzeit nach einem spannenden Rennen aus. Ted und Aksel befinden sich in einer eindrucksvollen Form. Es sind noch viele Rennen zu fahren, die Fans müssen sich noch einige Zeit gedulden."

Frage: In neun Riesentorläufen des Jahres landeten Sie neunmal in den Top-Drei. Wie erklären Sie sich diese beeindruckende Konstanz?

Hirscher: "Das taugt mir schon sehr, dass solide Fahrten für Top-Ergebnisse reichen. Ich werde immer sicherer, das ist ein super Gefühl."

Frage: Was sagen Sie zum sensationellen achten Platz Ihres niederländischen Halb-Landsmannes Marvin Van Heek am Samstag in der Gröden-Abfahrt?

Hirscher: "Das hat mich sehr positiv überrascht. Wenn wir uns zusammentun, gewinnen wir vielleicht in zehn Jahren den Nationencup."