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"Bei Franz haben alle gewusst, dass er sehr gut wird"

Die österreichischen Abfahrer haben am Samstag in Lake Louise mit den Plätzen zwei und drei einen starken Start in den alpinen Ski-WM-Winter hingelegt.

Mit Zukunftsaktie Max Franz (23) und Routinier Klaus Kröll (32) standen erstmals seit 21. Jänner 2012 in Kitzbühel wieder zwei ÖSV-Läufer auf dem Abfahrts-Podium.

Die Schweizer schlitterten hingegen in eine historische Pleite.

Lob von Svindal

Der Durchbruch des 23-jährigen Franz war für die meisten Beteiligten im Weltcup-Zirkus nur eine Frage der Zeit gewesen.

Auch für Lake-Louise-Sieger Aksel Lund Svindal. "Bei Franz haben alle gewusst, dass er sehr gut wird", sagte der Norweger, der dem ÖSV-Abfahrts-Team einen starken WM-Winter prophezeite.

"Ich hoffe, dass ich die Nummer eins bleibe. Aber ich glaube, dass sich die Österreicher auf eine gute Saison freuen dürfen."

ÖSV-Teamleader Kröll ist überzeugt, dass nun einige weitere Spitzenergebnisse von Franz folgen werden: "Jetzt hat er endlich die Leistung seiner Trainingsläufe auch im Rennen runter gebracht. Ich glaube, dass ihm jetzt der Knopf aufgegangen ist."

"Möchte diesen Push mitnehmen"

Das glaubt auch Österreichs Neo-Abfahrtscoach Burkhard Schaffer: "Zugetraut hab' ich ihm so eine Leistung. Er bewegt sich skifahrerisch auf einem sehr hohen Niveau."

Franz möchte sich nicht zu viel mit den reichlichen Vorschusslorbeeren beschäftigen. "Geredet wird viel. Das war einmal ein Tag, an dem alles aufgegangen ist. Diese Motivation und diesen Push möchte ich in die nächsten Rennen mitnehmen."

Dass die nächste, äußerst selektive Abfahrt in Beaver Creek "nochmal eine andere Liga wird", dessen ist sich Franz bewusst.

Erleichterung bei Kröll

Gewaltig groß war nach Platz drei die Erleichterung bei Kröll. "Wow. Ich hätte mir niemals gedacht, dass ich vorne mitfahren kann. Das fühlt sich fast besser als ein Sieg an", erklärte der Steirer, der sich bei einem Motorradunfall im April einen komplizierten Fußwurzelbruch zugezogen hatte.

"Unglaublich, was sich in den vergangenen zwei Wochen bei mir entwickelt hat. Das ist ein Hammer", sagte der amtierende Abfahrts-Weltcup-Gewinner, der vor einigen Wochen im teaminternen Training noch großen Rückstand auf seine Kollegen gehabt hatte.

Ganz ausgeheilt ist bei Kröll die Verletzung aber nach wie vor nicht. "Zum Glück habe ich aber im Skischuh keine Schmerzen", berichtete Kröll.

Gemischte Gefühle bei Berthold

Herren-Cheftrainer Mathias Berthold war mit der Ausbeute grundsätzlich zufrieden: "Zwei Läufer am Podium, das sieht gut aus. Max ist einer, der ganz sicher am Boden bleibt. Das ist ein cooler Bursch. Auch ein paar junge Athleten sind von hinten reingefahren", sagte der Vorarlberger, war aber nicht uneingeschränkt glücklich.

"Man muss das Ergebnis auch ein bisschen kritisch hinterfragen, weil nicht alle die Leistung gebracht haben, die sie bringen können. Vom Fahren her müssen wir uns in den nächsten Abfahrten sicher steigern."

Für Svindals Sieg sah Berthold auch das Material verantwortlich. "Seine ist die einzige Skifirma, die hier intensiv testet in der Früh im Skigebiet daneben. Sonst passiert hier mit Testen nichts bei anderen Skifirmen", meinte der Coach über den Norsker und dessen Head-"Latten".

"Gut gearbeitet und gutes Material, so gewinnt man Rennen. "

Historische Pleite für die Schweiz

Die größte Schlappe aller Zeiten mussten die Schweizer hinnehmen. Silvan Zurbriggen war als 24. noch der Beste seiner schwer geschlagenen Mannschaft.

"Wir bewegen uns auf dünnem Eis", hatte Cheftrainer Osi Inglin schon im Verlauf der Woche gesagt, nachdem die Nachricht bekannt geworden war, dass Beat Feuz für die gesamte Saison ausfällt.

Ohne den zurückgetretenen Didier Cuche und ohne Feuz, den "Shootingstar" des letzten Winters, das wusste Inglin, würde die Aufgabe schwer.

Im Vorjahr noch Doppelsieg durch Cuche und Feuz

Vor einem Jahr hatte Cuche vor Feuz zum Saisonstart in Lake Louise gewonnen. Doch ohne diese beiden setzte es nun eine historische Niederlage.

So weit hinten war der bestklassierte Schweizer Abfahrer in der gesamten Weltcup-Geschichte noch nie anzutreffen gewesen.

Das bis dahin schlechteste Ergebnis datierte aus dem Jahr 1995, als Bruno Kernen als bester Swiss-Ski-Fahrer in Kitzbühel auf Platz 21 gelandet war.