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"Vor einem Jahr war es ruhig um mich, jetzt ist viel los"

Viel ist vom einst glorreichen Technik-Team der ÖSV-Damen nicht mehr übrig.

Eva-Maria Brem ist - neben Michaela Kirchgasser - nach den zahlreichen Rücktritten und Anna Fenningers Verletzung die größte rot-weiß-rote Hoffnungsträgerin im Riesentorlauf.

Spätestens seit Fenningers Verletzung richten sich in vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden (LIVE-Ticker) alle Blicke auf die 27-Jährige.

Im Mittelpunkt der Öffentlichkeit

"Der Rummel ist neu. Ich habe mehr Mikrofone vor dem Mund, für mich ändert es aber nichts. An meinen Zielen ändert das auch nichts", so die Tirolerin, die scherzhaft nachlegt: "Ob ich in ein Mikro spreche oder in fünf, ist ja eigentlich egal."

"Ich muss meinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Ich will die Ziele, die ich mir gesteckt habe, erreichen. Die ändern sich nicht durch die Rücktritte im Sommer und auch nicht durch Annas Verletzung", analysiert Brem.

Ganz wegschieben kann sie die Tatsache, dass der Druck der Öffentlichkeit steigt, aber nicht: "Vielleicht wird der Druck von außen mehr. Ich kann nichts dafür, dass plötzlich mehr von mir erwartet wird. Meine Ansprüche haben sich nicht verändert."

"Plötzlich ist viel los"

Den Rummel um ihre Person kann man aber auch als Bestätigung ihrer guten Leistungen ansehen. Schließlich feierte sie in der Vorsaison ihren ersten Weltcupsieg und beendete den RTL-Weltcup an der zweiten Stelle.

Eva-Maria Brem macht auch im Bikini gute Figur

"Es ist nicht so, dass ich bis jetzt 20. geworden bin und plötzlich werden Siege erwartet. Es geht Hand in Hand", kann sich die Blondine damit anfreunden.
"Man merkt das schon, das ist klar. Vor einem Jahr war es relativ ruhig um mich, jetzt ist plötzlich viel los. Ich kann mich aber immer wieder gut zurückziehen und mir Ruhe verschaffen. Wie gut, das werden wir schon am Wochenende sehen", verrät sie ihre Taktik.

Kein Ziel bei der Platzierung

Ihre Ziele macht sie dabei nicht von einer bestimmten Position abhängig: "Ich möchte einfach gut Ski fahren. Ich möchte schauen, was geht. Welches Ergebnis dann herausschaut, weiß ich nicht. Vor Sölden ist immer alles ungewiss, weil man keinen internationalen Vergleich hat. Man hat nur das eigene Gefühl. Das ist bei mir gut. Aber das muss man im Rennen erst umsetzen."

Auch die Schlussfolgerung, dass sie nach Fenningers Ausfall als Zweite der RTL-Weltcupwertung nun die heißeste Anwärterin auf die kleine Kristallkugel ist, lässt sie kalt.

"Wenn ich am Samstag meine Ziele erreiche und gut Skifahre, kann es sein, dass ich trotzdem nur Zehnte werde. Ich kann aber auch gewinnen. Ich weiß nicht, was mein gutes Skifahren derzeit wert ist. Je nachdem, wie es in Sölden läuft, wird sich eine Richtung abzeichnen."

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Freude über zwei Kilogramm mehr

Der internationale Vergleich fehlt wie jedes Jahr vor dem Auftakt, jenen mit der Form zum Vorjahr kann man aber immer ziehen. Und der fällt bei Brem positiv aus.

"Ich habe sicherlich Fortschritte gemacht, alleine körperlich. Ich fühle mich noch fitter, habe mehr Substanz aufgebaut. Ich habe ein bis zwei Kilogramm mehr Reserve – rein an Muskelmasse", freut sie sich über ihren noch besseren Fitness-Zustand.

"Die Erfahrungen aus der letzten Saison ließen mich reifen, haben mich gefestigt und machen mich stärker. Einfach, weil ich weiß, was ich tun muss, um erfolgreich zu sein."

"Das ist enorm schwer"

Vielleicht kann sie so in die Fußstapfen einer gewinnen Anna Fenninger treten. Mit der Salzburgerin fühlt Brem mit: "Die Sache ist die: Man muss es beiseite schieben. Das musst du als Leistungssportler machen, um erfolgreich zu sein. Das ist leicht gesagt, es ist aber enorm schwer."

"Anna hat es geschmissen, ich habe am Start gewartet. Wenn du dann wie ich selbst schon eine Verletzung hattest, geht es nicht spurlos an dir vorüber. Man fühlt automatisch mit, weil man weiß, was sich im Athleten abspielt. Man muss es aber abhaken und sich auf sich konzentrieren."

Auf andere Gedanken kam sie abseits der Skipisten und abseits des ganzen Rummels bei einem "wunderschönen Herbstspaziergang": "Das war als Ablenkung gedacht, um inne zu halten."

Ein letztes Mal, bevor die stressige Saison in Sölden beginnt - und hoffentlich von vielen Erfolgen gekrönt ist.

 

Aus Sölden berichtet Matthias Nemetz