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"Die Sicherheit für volle Attacke hat gefehlt"

Eva-Maria Brem hatte sich vor dem Weltcup-Auftakt in Sölden kein Ziel bezüglich der Platzierung gesetzt.

Mehr als Platz acht hat sie sich jedoch mit Sicherheit ausgerechnet. Immerhin beendete die Tirolerin saisonübergreifend sieben der letzten zehn Weltcup-Riesentorläufe auf dem Podest. Die ersten vier Ränge verpasste sie dabei gar nur ein einziges Mal.

Ihr Ziel, „einfach gut Ski zu fahren“, erreichte sie laut eigener Aussage „zu 70 Prozent“.

Top-10-Serie fortgesetzt

Immerhin hielt die 27-Jährige am Rettenbachferner die rot-weiß-rote Fahne in die Höhe. Neben ihr holten nur Michaela Kirchgasser (19.) und Ramona Siebenhofer (23.) Punkte.

Mit Rang acht setzte Brem auch ihre starke Riesentorlauf-Serie im Weltcup fort: Saisonübergreifend fuhr die Team-Weltmeisterin in den letzten elf Riesenslaloms in die Top 10.

Zuletzt verpasste sie die ersten zehn Plätze am 28. Dezember 2013 (!!!) in Lienz – also vor fast zwei Jahren! Dementsprechend locker sah sie den nicht ganz optimalen Saisonstart: „Ich denke, es waren ein paar Sachen dabei, die sehr positiv waren. Aber es haben sich auch zwei, drei Dinge gezeigt, woran ich bis zum nächsten Rennen arbeiten muss.“

Ursachenforschung

Der Grund für das eher verhaltene Rennen ist schnell gefunden. Im ersten Durchgang sei sie zu sehr auf Linie gefahren: "Es wäre viel einfacher zu fahren gewesen, als ich mir gedacht habe. Ich bin ein bisschen zu viel in der Gegend herumgefahren, das war mein Problem. Ich habe alles viel zu schön erwischt, es ist sich alles zu gut ausgegangen. Man merkt das schon unter dem Fahren - wenn sich in Sölden alles gut ausgeht, dann ist das nie ein gutes Zeichen.“

Im zweiten Lauf machte sie immerhin noch einen Platz gut. „Ich hatte es von der Attacke her besser im Gefühl und war mehr am Limit. In gewissen Passagen fehlt mir aber noch die Sicherheit, es mit Vollgas durchzuziehen.“

„Keine Kopfsache“

Man könnte fast meinen, die Schwazerin habe zu sehr nachgedacht. Also alles reine Kopfsache? „Nein. Es hat vielmehr damit zu tun, was man bislang trainiert hat. Ob man das Glück hatte, solche Passagen beim Training dabei gehabt zu haben oder nicht.“

Auch die harten letzten Tage rund um Anna Fenningers schwere Verletzung wollte sie nicht als Ausrede gelten lassen: „Das hat nichts damit zu tun.“

Wie viel fehlt zur Spitze?

Auf Siegerin Federica Brignone fehlten Brem fast drei Sekunden – eine Welt. Der Rückstand hängt allerdings auch mit der grandiosen Leistung der Italienerin zusammen. Auf das Podest fehlten „nur“ eineinhalb Sekunden.

„Das Gefühl am Schnee ist gut, wenn man ganz vorne mitfahren will, muss man aber voll riskieren. Es reicht nicht aus, einfach gut Ski zu fahren. Das haben die anderen Mädchen heute besser gemacht. Letztes Jahr ist es mir großteils gut gelungen, heute nicht“, betonte Brem.

Wer weiß, vielleicht gelingt es ihr schon beim nächsten Riesentorlauf besser. Der findet auf jenem Hang statt, wo sie vor einem Jahr ihren ersten Weltcupsieg feierte - in Aspen!

Dann würde sie ihre beeindruckende Bilanz auf 12 Rennen ausbauen.


Aus Sölden berichtet Matthias Nemetz