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Bei einer A-WM wird ordentlich ausgeteilt

Bei einer A-WM wird ordentlich ausgeteilt

Stell dir vor du stehst auf dem Gleis und der Zug kommt.

So muss es sich als eher kleinerer Eishockeyspieler wahrscheinlich anfühlen, wenn ein Zwei-Meter-Riese mit vollem Tempo auf einen zufährt und zum Check ansetzt.

Kein schöner Gedanke. Bei der A-WM in Schweden und Finnland könnte diese Situation für Österreichs Cracks öfter eintreffen, als ihnen lieb ist.

Nur zwei Spieler über 1,90 Meter

Mit Gerhard Unterluggauer (1,77 Meter), Sven Klimbacher (1,79 Meter), Robert Lukas (1,77 Meter), Manuel Geier (1,78 Meter), Raphael Herburger (1,78 Meter), Thomas Koch (1,73 Meter) und Andreas Kristler (1,79 Meter) stehen gleich sieben Spieler im Aufgebot von Manny Viveiros, die nicht auf 1,80 Meter Körpergröße kommen.

Daneben verfügen nur die beiden Verteidiger Mario Altmann (1,93 Meter) und Andre Lakos (2,03 Meter) über Gardemaße. Thomas Hundertpfund (1,89 Meter) und Matthias Iberer kratzen (1,88 Meter) wenigstens noch an den 1,90 Metern, das war es aber.

Österreichs Nationalspieler zählen bei einer A-WM eher zu den kleineren Kufen-Akrobaten.

„Wir brauchen starke, robuste Spieler“

Natürlich bedeutet Körpergröße nicht automatisch Durchsetzungskraft. „Die Größe ist nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass man in körperlicher Topverfassung und eisläuferisch auf einem hohen Niveau ist“, wirft KAC-Crack Thomas Koch auf LAOLA1-Nachfrage ein, weiß aber, dass bei einer A-WM auch die nötige Physis dazugehört "Natürlich spielt dann auch in weiterer Folge das Gewicht eine Rolle.“

Die Letten verfügen über robuste Spieler
Nicht nur Top-Teams größer

Aber nicht nur die Top-Nationen warten in Finnland mit mehr körperlich starken Spielern auf, als das ÖEHV-Team.

Vergleicht man beispielsweise Österreichs Cracks mit Frankreich, Lettland und Deutschland, jenen Nationen, die im Allgemeinen als die härtesten Konkurrenten um den Klassenerhalt gesehen werden, zieht Österreich jedes Mal den Kürzeren.

Frankreich stellt drei Cracks unter 1,80 Metern, drei über 1,90 Metern, bei Deutschland lautet das Verhältnis vier zu vier und im lettischen Kader stehen zwei kleineren Spielern ganze sieben großgewachsene gegenüber.

Dabei verzichtete Teamchef Viveiros für seinen WM-Kader ohnehin schon auf den einen oder anderen Spieler, der spielerisch sicher gut genug wäre, aber die Durchschnittsgröße des Teams noch mehr gedrückt hätte.

Viveiros achtet auch auf Körpergröße

Dominique Heinrich, der bei RB Salzburg eine starke Saison spielte und als Verteidiger 29 Scorerpunkte in 54 Partien verbuchen konnte, und NLA-Legionär Martin Ulmer stehen nicht im Kader von Viveiros. Ulmer misst 1,74 Meter, Heinrich gar nur 1,70 Meter.

Der Trainer macht auch keinen Hehl daraus, dass die Körpergröße bei der Kaderzusammenstellung ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist.

„Ja, das spielt eine Rolle. Bei einer A-WM laufen die besten Spieler auf, die einerseits körperlich stark, aber auch sehr beweglich sind“, weiß Viveiros, dass er in Finnland nicht nur auf Klasse, sondern auch auf Masse setzen muss.

„Das heißt nicht, dass diese Spieler keine Kandidaten für die Zukunft sind, aber in diesem Fall waren andere Cracks auch etwas besser in Form“, macht der Coach den Genannten jedoch Hoffnung auf Einsätze bei kommenden Turnieren.

„Das Beste, das wir haben“

So wichtig die Physis im Eishockey auch ist, Tore werden nicht durch Checks erzielt und Körpergröße bedeutet nicht automatisch spielerische Stärke oder bedingungslosen Einsatz.

Viveiros und sein Trainerteam haben die besten Eishockeyspieler Österreichs versammelt, um den Verbleib in der A-Gruppe zu sichern. „Das ist das Beste, was wir haben“, ist sich auch Thomas Koch sicher.

„Wir hauen uns rein, ob einer groß oder klein ist, ist egal. Wichtig ist, dass man ein großes Herz hat und mit Charakter und Stolz das A-Dress trägt.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

 

Fabian Santner

Neben der Kraft sind Beweglichkeit, Technik, Schnelligkeit und Übersicht logischerweise ebenfalls wichtige Eigenschaften. Für eine im wahrsten Sinne des Wortes „kleine Nation“ wie Österreich kann im Kampf gegen den Abstieg die Physis aber ein entscheidender Faktor werden.

„Wenn man die Körpermaße hernimmt, sind wir unter dem Durchschnitt im Vergleich zu den anderen Nationen. Auf Top-Niveau braucht man starke, robuste Spieler“, weiß auch Daniel Welser.

Wenig Physis in EBEL

Vor allem gegen die großen Eishockey-Nationen USA, Slowakei, Finnland und Russland, die mit zahlreichen NHL-Cracks auflaufen werden, sieht der RBS-Spieler Österreich gravierend im Nachteil.

„Die spielen jeden Tag auf höchstem Niveau, müssen immer gegen Parademaße antreten. In unserer Liga ist das halt nicht so der Fall“, prangert Welser das körperliche Niveau der Erste Bank Eishockey Liga an. Tatsächlich bescheinigten auch zahlreiche NHL-Lockout-Spieler der EBEL zwar ein spielerisch starkes Niveau, bezeichneten aber immer die fehlende Physis als auffälligsten unterschied zur NHL.

„Man wird es gleich im ersten Spiel gegen die Amerikaner sehen, die werden jeden Check fertigfahren“, warnt Welser. „Darauf müssen wir vorbereitet sein und die Zweikämpfe annehmen.“