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Gretzky: "Vanek ist ein sehr guter Spieler"

Gretzky:

"The Great One" gönnt sich eine Woche Urlaub in Österreich. Das nutzte der beste Eishockey-Spieler aller Zeiten auch zu einem Abstecher zur Formel 1 nach Spielberg. Kein Spieler hat der NHL je so seinen Stempel aufgedrückt wie Wayne Gretzky.

Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur sprach der 53-jährige Kanadier über ungerechtfertigte Kritik an Thomas Vanek, den Vormarsch seines geliebten Sports in Österreich und die drei derzeit besten Eishockey-Spieler der Welt.

Frage: Österreichs bester Eishockey-Spieler Thomas Vanek ist hier in der Steiermark groß geworden. Wie bewerten Sie seine Saison?

Gretzky: "Vorab: In der NHL ist es schwer, wenn man mehrmals transferiert wird. Es ist schwer genug, ein ganzes Jahr bei einem Team gut zu spielen. Daher ist es unfair, über ihn zu urteilen. Er ist von Buffalo über New York nach Montreal gewechselt, dafür hat er sich gut geschlagen. Es ist schwer, diese Umstellungen zu meistern. Auch wenn die Leute meinen, es sei einfach. Das ist es nicht. Vanek ist ein sehr guter und auch gefragter Spieler. Wenn er zu einem Team kommt, bei dem er längere Zeit bleibt, wenn er ein Zuhause findet, wird es funktionieren."

Vanek erhält großes Lob von Eishockey-Legende Wayne Gretzky
Frage: Ihre ehemaliger Club Los Angeles Kings hat sich gerade den zweiten Stanley Cup in drei Jahren geholt. Überrascht?

Gretzky: "Ja und Nein. Sie sind ein sehr gutes Team. Sie haben einen ausgezeichneten Torhüter, mit Drew Doughty wahrscheinlich den besten jungen Verteidiger. Und ich finde, Anze Kopitar ist der drittbesten Eishockey-Spieler der Welt - hinter Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) und Jonathan Toews (Chicago Blackhawks). Dazu kommt mit Darryl Sutter ein guter Coach. Die Überraschung ist, dass sie dreimal ein Spiel sieben auswärts gewonnen haben, einmal sogar ein 0:3 gedreht haben. Es ist nicht überraschend, dass sie gewonnen haben. Überraschend ist nur, wie sie gewonnen haben."

Frage: Sie haben gesagt, Eishockey, das Spiel an sich, wird besser und besser. Wie manifestiert sich das?

Gretzky: "Die Geschwindigkeit, die Größe der Spieler, ähnlich wie hier in der Formel 1 auch das Equipment. Bei der Technologie tut sich in zehn Jahren so viel, da werden auch Athleten besser - vor allem körperlich. Das ist in jedem Sport so. Eishockey hat davon sehr profitiert. Das Spiel ist heute viel besser als vor 20 Jahren."

Frage: Wäre es da sogar für ein Talent wie Wayne Gretzky etwas härter?

Gretzky: "Es wäre anders. Ich müsste mich an das Tempo des Spiels gewöhnen. Es geht alles viel schneller als damals bei mir. Das ist der größte Unterschied."

Frage: Haben Sie Ambitionen, selbst wieder ins Geschäft einzusteigen? Vielleicht in einer Trainer- oder Managerrolle?

Gretzky: "Ja, eines Tages. Ich liebe dieses Spiel, es ist das beste der Welt. Aber im Moment genieße ich es, mit meiner Familie zu verreisen, etwa hier nach Österreich zu kommen und neue Orte kennenzulernen. Ich habe Spaß dabei. So etwas kann man nicht machen, wenn man irgendwo involviert ist."

Frage: Was haben Sie in Österreich bereits erlebt?

Gretzky: "Viel. Wir waren in Salzburg, haben uns die Eishockey-und die Fußball-Akademie von Red Bull angesehen. Das war beeindruckend. Wir waren einige Tage in einem kleinen Dorf in den Alpen. Die ganze Natur ist großartig. Dann waren wir hier bei der Formel 1, haben einen Hubschrauberflug gemacht. Wir hatten eine sehr gute Zeit."

Frage: Also halten Sie die harte Kritik nach dem Playoff-Aus der Canadiens gegen die New York Rangers für überzogen?

Gretzky: "Es ist hart, mit deiner Familie ständig umzuziehen, von einer Stadt in die andere. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich bin selbst einmal während der Saison nach St. Louis transferiert worden (1996/Anm.). Jeder weiß, wie gut er ist. Wo auch immer Vanek unterschreibt, er wird diesem Team weiterhelfen."

Frage: Was sind seine Stärken? Was kann er aus Ihrer Sicht einem Team geben, das andere nicht können?

Gretzky: "Eishockey ist im Moment ein sehr harter Sport. Das Spiel ist besser als es jemals gewesen ist. Die Spieler sind größer, schneller und stärker. Auch die Torhüter sind viel besser. Du brauchst immer einen Spieler im Team, der ein natürlicher, produktiver Torjäger ist. Er ist so einer, er findet die Löcher. Er hat die Fähigkeit, zur richtigen Zeit dieses wichtige Tor zu schießen. Dann sagt man nur noch 'wow'."

Frage: Die Entscheidung über sein neues Team ist wahrscheinlich ein Schlüsselmoment in Vaneks Karriere.

Gretzky: "Es ist wahrscheinlich sein letzter Vertrag, ein Millionenvertrag für sechs oder sieben Jahre. Es ist eine sehr wichtige Entscheidung für ihn."

Frage: Welchen Ratschlag können Sie ihm geben? Was muss man bei so einer Entscheidung bedenken?

Gretzky: "Zwei Dinge: Erstens ein solider, gut organisierter Club. Teams, die zumindest versuchen, zu gewinnen. Der einzige Spaß, den Profisport macht, ist die Chance, einen Meistertitel zu gewinnen. Zweitens eine Stadt, in der du dich wohlfühlst, in der deine Kinder aufwachsen. Glücklicherweise sind die meisten NHL-Städte angenehm. Ich habe es in Edmonton geliebt, aber auch in New York. Am wichtigsten ist es, einen Club zu finden, der ihm jedes Jahr die Chance gibt, zu gewinnen. Es macht keinen Spaß in die Halle zu fahren, wenn du keine Chance auf einen Titel hast."

Frage: Wie schätzen Sie die Entwicklung im österreichischen Eishockey allgemein ein?

Gretzky: "Es ist viel besser als vor 20 Jahren. Der Sport macht überall Fortschritte. In Kalifornien haben wir jetzt auch viel mehr Kinder, die damit aufwachsen. In Österreich ist es ähnlich, weil Leute wie Vanek oder Michael Grabner geholfen haben, die Popularität des Sports zu steigern. Kinder wollen so sein wie sie, für Österreich und in der NHL spielen. Hier sind andere Sportarten populär - die Formel 1 oder auch Skifahren. Es dauert seine Zeit, bis die besten Zehnjährigen sagen, dass sie Eishockey spielen wollen."