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"Mehr Alarmglocken können nicht läuten"

Die Nationalliga steht vor dem Aus.

Drei der vier verbleibenden österreichischen Vereine, die VEU Feldkirch, die Zeller Eisbären sowie der EHC Lustenau, haben ihre Nennung zurückgezogen.

Doch was passiert nun? Wo werden die Vereine in Zukunft spielen und warum wollen diese Klubs nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen?

LAOLA1 hat mit VEU-Trainer Michael Lampert gesprochen, um diese Fragen zu klären. Weiter nimmt der ehemalige Nationalspieler den Verband in die Pflicht und fordert endlich eine Reaktion auf die besorgniserregenden Entwicklungen.

LAOLA1: Michael, die VEU hat angeblich die Nennung für die Nationalliga zurückgezogen. Ist das richtig?

Michael Lampert: Lustenau, Zell am See und wir haben dem Verband mitgeteilt, dass wir an einer Nationalliga in dieser Form nicht teilnehmen können.

LAOLA1: Was sind die Gründe für den Ausstieg?

Lampert: Mit maximal vier heimischen Vereinen und sechs slowenischen Klubs, hat dies mit der österreichischen Nationalliga nichts mehr zu tun. Der wirtschaftliche Faktor, die Reisekosten und der Zeitaufwand sind nicht angemessen. Wir haben zahlreiche Amateurspieler im Kader, die alle arbeiten müssen. Es ist für uns schlicht nicht machbar.

LAOLA1: Wie sieht die Zukunft der VEU aus?

Lampert: Vor drei Monaten haben wir dem Verband mitgeteilt, dass wir uns wohl den Eliteligen bzw. Oberligen anschließen müssen. Dort gilt es die Lücke zu schließen, damit von unten weitere Vereine dazukommen und sich wieder etwas entwickeln kann. In ein paar Jahren könnte es dann wieder eine gesunde Nationalliga mit österreichischen Vereinen geben. Aber natürlich auf Amateurbasis.

LAOLA1: Das heißt, es wird sportlich ein großer Rückschritt in Kauf genommen?

Lampert: In den ersten beiden Jahren wird das Niveau natürlich ein anderes sein als bisher, aber es kann nur so einen Neuaufbau geben.

LAOLA1: Wie ist die Situation für dich als Trainer?

Lampert: Für mich ist es eine große Herausforderung. Es gilt nun die jungen Spieler auszubilden und sie an ein Level heranzuführen, wo sie sich mit Erwachsenen sehr früh in ihrer Entwicklung messen können.

LAOLA1: Mit Dornbirn und Innsbruck sind zwei Nationalliga-Vereine in die EBEL aufgestiegen. War dies im letzten Jahr für die VEU auch ein Thema?

Lampert: Natürlich haben wir mal vorgefühlt, aber ohne gesichertes Budget und ohne Sponsoren im Hintergrund ist dies in Feldkirch nicht möglich. Das Budget muss stehen, auch aus diesem Grund ziehen wir die Nennung für die Nationalliga zurück. Wir bringen das nötige Budget nicht auf. In Feldkirch darf in diese Richtung nichts mehr passieren, denn jeder kennt die Vergangenheit. Wir werden die EBEL nie ganz aus den Augen lassen und irgendwann muss es das Ziel der VEU sein, wieder erstklassig zu spielen.

Lampert hofft auf eine "Nationalliga Neu"

LAOLA1: Medienberichten zufolge überlegt man nun einen Wechsel in die steirische Elite-Liga. Stimmt das?

Lampert: Jetzt muss zuerst eine Reaktion des Verbands kommen. Mehr Alarmglocken, können nicht mehr läuten. Der Verband ist nun in der Verantwortung, muss das Heft in die Hand nehmen und etwas auf die Beine stellen. Ich glaube nach wie vor, dass es eine Liga geben wird, die aber hoffentlich völlig neu aufgebaut und strukturiert sein wird.

LAOLA1: Du hoffst also, dass noch in diesem Sommer eine Art „Nationalliga neu“ gegründet wird, in welcher man Vereine aus unteren Ligen auch integriert?

Lampert: Der Weg kann nur über regionale Gruppen gehen, die eine Art Grunddurchgang unter sich ausspielen und erst in den Playoffs wird dann österreichweit spielt. Dann fallen die Reisekosten größtenteils weg. Somit würde man die kleineren Verein animieren und einbinden, damit sich auch diese auf einem besseren Niveau messen können. Schön langsam wird so die Qualität steigen und die jungen Spieler können sich bei ihren Heimatvereinen gut entwickeln.

LAOLA1: Im Moment gibt es aber diese Liga noch nicht. Derzeit steht die VEU ohne Liga-Zugehörigkeit da. Wie schwer ist es, sich auf die Saison vorzubereiten?

Lampert: Eigentlich hätte letzte Woche bereits die Liga-Sitzung stattfinden sollen, diese wurde wieder um eine Woche verschoben. Für den Verein wird es von Woche zu Woche noch schwieriger ein Budget aufzustellen. Das war auch einer der Mitgründe, warum wir einen Riegel vorgeschoben haben. Es kann doch nicht sein, dass die Vereine Mitte Juni noch nicht wissen, wie sich die Saison gestaltet. Wir sind gespannt, was nun passieren wird und müssen im schlimmsten Fall ein Jahr nur bei uns im „Ländle“ spielen, was natürlich keiner will. Wir werden verstärkt auf den Nachwuchs setzen, von unten ganz neu anfangen und aufbauen. Es ist höchste Zeit, dass der Verband erkennt, dass Handlungsbedarf besteht und es so nicht mehr weitergehen kann.

LAOLA1: Welche Personen im Verband nimmst du da speziell in die Pflicht?

Lampert: In erster Linie ist Peter Schramm (Vize-Präsident des ÖEHV; Anm.) für uns der Ansprechpartner. Er war auch in der Vergangenheit der Mann, der federführend in der Nationalliga war. Da muss jetzt was passieren.

LAOLA1: Was sind die Gründe für das nunmehrige Scheitern der Nationalliga?

Lampert: Die letzten Jahre hat sich das Niveau mit immer teurer werdenden Ausländern und teuren Österreichern auf Profi-Niveau aus anderen Bundesländern künstlich nach oben entwickelt. Für dieses Modell ist in der Nationalliga schlicht zu wenig Geld verfügbar. Die Budgets sind zu hoch. In den letzten Jahren sind immer wieder Vereine aus diesem Grund weggebrochen. Da stimmt etwas nicht, es muss ein Umdenken geben.

LAOLA1: Wie beurteilst du die Aufstockung der EBEL und die Einführung der Erste-Bank-Youngster-League?

Lampert: Die Youngster-Liga ist ein bisschen schnell gekommen und nicht wirklich zu Ende gedacht worden. Soweit ich informiert bin sollen U20-Spieler plus Overage-Cracks spielberechtigt sein. Ich hoffe, dass die Liga wirklich ins Rollen kommt und irgendwann eine U18-Liga wird. Als nächste Plattform sollte dann eine „Nationalliga Neu“ entstehen, die junge Spieler fördert, wo man sich auch mit Älteren messen kann. Das wird aber bis zu drei Jahren dauern, damit das System greift.

LAOLA1: Hast du den Eindruck, dass man sich von Seiten des Verbands zu sehr auf die EBEL konzentriert hat und die Nationalliga ein wenig vergessen wurde?

Lampert: Aus meiner Sicht mit Sicherheit. In der Nationalliga haben in den letzten Jahren die Vereine sehr viel Initiative zeigen müssen und die Liga in Zusammenarbeit mit dem Verband „zusammengewürfelt“. Es müssen klare Strukturen vorgegeben werden und es sollte eine Ausbildungsliga sein, die auch für kleine Vereine finanzierbar ist. Wir haben nicht viele Eishallen oder die Strukturen wie in der Schweiz. Daher müssen wir die Hallen, die wir haben, perfekt nützen. Es muss jedem die Chance gegeben werden, an der Liga teilzunehmen.

LAOLA1: Bis wann gibt es eine Entscheidung, in welcher Liga die VEU in der kommenden Saison spielen wird?

Lampert: Wir warten gespannt, was vom Verband kommt und planen die Nachwuchsstrukturen neu. Bezüglich der Kampfmannschaft müssen wir abwarten, bis ein Signal vom Verband kommt. Wie schon gesagt, wäre eine Art Regionalliga ideal, in welcher  nach dem Grunddurchgang  österreichweit die Playoffs ausgespielt werden. Das muss aber alles finanziell machbar sein.

Das Interview führte Sebastian Rauch