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Page hat zur Zeit nicht viel zu lachen

Page hat zur Zeit nicht viel zu lachen

Bei RB Salzburg ist momentan der Wurm drin.

Ein Sieg aus den letzten acht Spielen. Zehnter Platz in der Tabelle, nur die beiden EBEL-Aufsteiger Dornbirn und Innsbruck weisen eine schlechtere Bilanz auf.

Konzentrationsmängel offensichtlich

Die „Bullen“ sind als einer der großen Meisterschaftsfavoriten in die Saison gestartet, nach 16 gespielten Runden liegt man jedoch bereits 13 Punkte hinter Spitzenreiter Vienna Capitals.

Vor allem die Art und Weise, wie die Salzburger ihre Spiele zuletzt verloren haben, gibt zu denken. Es scheint, als könnte die Truppe von Headcoach Pierre Page nie über die gesamte Spielzeit die Konzentration aufrecht halten.

Immer wieder unterlaufen den Mozartstädtern haarsträubende Fehler, die zu Gegentoren oder unnötigen Strafen führen.

LAOLA1 hat bei Page nachgefragt, wie diese Formschwäche zu erklären ist, was sich bei den Salzburgern ändern muss und warum sich die mit Red-Bull-Millionen gesegneten Mozartstädter erst so spät Verstärkung aus der NHL geholt haben.

LAOLA1: Salzburg liegt nach einem schwachen Oktober nur auf dem zehnten Tabellenplatz. Wie konnte es so weit kommen?

Page: Ich beschäftige mich nicht damit, wie es so weit kommen konnte. Ich beschäftige mich mit dem nächsten Spiel, das ist das wichtigste. Wir können nicht im Gestern leben, sondern müssen aus unseren Fehlern lernen und in Zukunft besser sein.

LAOLA1: Welche Fehler wurden denn gemacht?

Page: Es ist ähnlich wie im letzten Jahr. Da haben wir nach der European Trophy nicht so gut gespielt. Es kann passieren, dass man nach dem internationalen Wettbewerb in ein Tief fällt, das ist ganz normal. Diese Phase hält bei uns allerdings schon zu lange an und das ist nicht normal. Das ist Kopfsache. Es hat nichts mit Strategie oder Technik zu tun, das ist Psychologie. Unsere Spieler müssen mental stärker werden. Unser Ziel war der Sieg in der European Trophy, unser nächstes ist die österreichische Meisterschaft. Das muss den Spielern bewusst werden.

LAOLA1: Sie sagen es ist Kopfsache. Was genau meinen Sie damit?

Page: Die Mannschaft muss verstehen, dass die anderen Teams gegen Salzburg noch motivierter zu Werke gehen als sie es sonst tun. Wir sind in den letzten Spielen beinahe jedes Mal im ersten Drittel in Rückstand geraten. Das ist für eine Mannschaft mit unseren Ansprüchen nicht akzeptabel. Wir müssen von Beginn an hellwach sein. Aber wir dürfen auch die folgenden vierzig Minuten nicht verschlafen. Jedem muss klar sein, dass wir die ganze Partie durch kämpfen müssen.

David Clarkson bringt die Erfahrung eine Stanley-Cups-Finales mit

LAOLA1: Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, dass Sie den Grunddurchgang nur als Testphase nutzen und erst in den Playoffs die sozusagen „richtige“ Mannschaft spielen lassen?

Page: Dem kann ich nicht zustimmen. Natürlich ist es das wichtigste, am Ende der Saison als Sieger dazustehen, aber man muss sich fragen, was dazu nötig ist. Damit man den Titel holen kann, sind auch die Punkte, die im September, Oktober und November vergeben werden, wichtig. Die Spieler verstehen das eigentlich, aber momentan scheinen sie das vergessen zu haben.

LAOLA1: Fehlen Salzburg die Leadertypen, die in so einer schwierigen Situation das Ruder herumreißen können?

Page: Wir verfügen eigentlich über solche Spieler. Wir haben genügend Cracks, die schon mehrere Male Meister geworden sind. Welser, Trattnig, Latusa, Regier, Duncan, Lupaschuk und Keller sollten allesamt Leader sein und den Unterschied ausmachen. Im Englischen gibt es einen Spruch: „It‘s easy to coach when you‘re winning, it‘s easy to lead when everything is good.“ Gerade in schlechten Phasen, sind diese Spieler gefordert. Sie müssen die momentane Situation als Gelegenheit begreifen, etwas erreichen zu können. Sie müssen jetzt zeigen, was sie draufhaben.

LAOLA1: Letzte Woche wurden die ersten NHL-Lockout-Cracks verpflichtet. Warum hat Salzburg erst so spät zugeschlagen?

Page: Wenn der Lockout schon vor der European Trophy da gewesen wäre, hätten wir vielleicht schon vorher handeln können, aber so mussten wir erst abwarten und eruieren, welcher Spieler gut genug ist und bleiben kann und welcher gehen muss. Wir wollten nicht zu schnell entscheiden. Aber jetzt haben wir mit David Clarkson und Tobias Enström zwei Cracks geholt, die absolute Profis sind und uns sicherlich verstärken werden.

LAOLA1: Was erwarten Sie sich von den beiden?

Page: Sie müssen auf und abseits des Eises absolute Leader sein. Clarkson stand mit den New Jersey Devils im Stanley-Cup-Finale und Enström ist Assistant Captain bei den Winnipeg Jets. Die beiden spielen schon länger konstant auf höchstem Niveau, das ist das Wichtigste.

LAOLA1: Gegen den KAC lagen sie schon mit 3:0 vorne.

Page: Da haben meine Spieler überheblich agiert. Dreißig Sekunden vor der zweiten Drittelpause hätten Di Benedetto und Keller durch eine Zwei-gegen-Eins-Situation auf 4:0 stellen können, stattdessen kassieren wir den Konter und plötzlich steht es 3:1. Das 3:0 war für meine Spieler anscheinend nicht gut genug. Sie wollten ein 5:0 oder 6:0. Darf nicht passieren. So eine Führung muss man nach Hause spielen. Aber sie haben daraus gelernt und werden bald viel besser sein. Die Mannschaft ist gut, die Spieler sind gut, aber momentan erreichen wir nicht das Niveau, zudem wir fähig sind.

LAOLA1: Sie wechseln die Linien oft durch. Führt das nicht dazu, dass die Mannschaft sich nicht einspielen kann?

Page: Wir sind noch in der Findungsphase. Ich möchte genau wissen, welche Spieler am besten miteinander harmonieren. Das braucht seine Zeit. Auch aufgrund von den vielen Verletzungen, wie beispielsweise von Matthias Trattnig, Daniel Welser oder Manuel Latusa mussten wir immer wieder etwas ändern. Das kommt auch daher, dass die anderen Mannschaften gegen Salzburg überhart spielen. Eine gewisse Aggressivität gehört dazu, aber so wie gegen uns teilweise gespielt wird, ist das nicht akzeptabel. Da muss die Liga härter durchgreifen.

LAOLA1: Kritiker werfen Salzburg immer wieder vor, zu wenig auf Konstanz zu setzen.

Page: Was die anderen von unserer Transferpolitik halten, ist mir egal. Ich fokussiere mich auf meine Mannschaft und das nächste Spiel. Das letzte Match, die vergangenen Wochen und alles davor ist uninteressant. Unsere Mentalität, unsere Ideologie, unsere Arbeit, das ist wichtig. Das nächste Spiel muss unser bestes sein.

LAOLA1: Kann man davon ausgehen, dass die jungen Österreicher weniger Eiszeit bekommen werden?

Page: Das ist nicht unsere Position, das ist nicht die Ideologie, die Red Bull verfolgt. Wir versuchen es ähnlich zu machen wie die Schweden. Dort will die Liga keine NHL-Lockout-Spieler, damit die jungen heimischen Cracks zum Einsatz kommen. Clarkson und Enström werden natürlich spielen, aber sie werden den jungen Österreichern nicht den Platz wegnehmen. Markus Pöck, Patrick Obrist und Konstantin Komarek werden spielen. Es wird eher einen der älteren Spieler treffen, die Jungen werden ihre Eiszeit bekommen.

LAOLA1: Wird die Mannschaft nochmal verstärkt, falls es weiter so schlecht läuft?

Page: Daran denken wir nicht. In harten Zeiten muss jeder seine allerbeste Leistung abliefern. Vom Manager über den Trainer bis zu den Spielern. Wir müssen das als Gelegenheit wahrnehmen. Ich habe so eine Phase schon einmal in Calgary erlebt. Damals haben wir auch acht Spiele hintereinander verloren und sind dann bis ins Stanley-Cup-Finale gegen die Montreal Canadiens gekommen. Wir müssen uns als Einheit präsentieren, dann wird es wieder besser laufen.

LAOLA1: Sie haben am Dienstag den Tabellenführer Vienna Capitals zu Gast. Was muss sich ändern, damit man dieses Spiel gewinnen kann?

Page: Die Capitals haben 27 Punkte, wir haben 14. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass die Caps schon 27 Autos verkauft haben, wir haben nur 14 an den Mann gebracht. Wir müssen bildlich gesprochen mehr verkaufen und der Gegner muss kaufen. Wien gehört zu den drei besten Mannschaften in unserer Liga. Aber es ist erst Oktober, wenn wir am Ende die beste Mannschaft sein wollen, dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.

Das Gespräch führte Fabian Santner