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"Es ist nicht mehr so wie früher"

Es ist angerichtet.

Das wichtigste Eishockey-Spiel des Jahres geht am Sonntag (LAOLA1 zeigt das Spiel LIVE ab 17:25 Uhr) über die Bühne. Zumindest, wenn es nach den Bewohnern Kärntens geht, ist es das Spiel des Jahres. Die Aufeinandertreffen der Lokalrivalen KAC und VSV im Rahmen des Meisterschaftsbetriebs der Erste Bank Eishockey Liga ziehen das gesamte Bundesland in seinen Bann.

Besondere Brisanz verleiht dem „Bruderduell“ die derzeitige Tabellensituation. Der VSV ist nach 60 Minuten noch ungeschlagen und thront an der Tabellenspitze. Der KAC lauert nur knapp dahinter auf dem dritten Rang. Für Spannung ist also auch abseits der Historie gesorgt.

Nicht mehr so wie früher

Und dennoch gibt es kritische Stimmen, die behaupten, die Derbys seien nicht mehr das, was sie einmal waren.

„Es war für die Spieler immer etwas Besonderes, aber das hat sich ein wenig geändert, da so viele Ausländer bei den Teams unter Vertrag stehen“, gibt der ehemalige KAC-Crack Dieter Kalt gegenüber LAOLA1 Einblick in die Gefühlswelt der Spieler.

„Natürlich bekommen auch die Imports mit, dass diese Begegnungen etwas Außergewöhnliches für Stadt und Land sind, doch sie haben schlicht nicht diese emotionale Bindung zu ihren Vereinen, wie jemand, der in der Stadt aufgewachsen ist“, so der nunmehrige U20-Nationalteam-Coach weiter.

Die Problematik liegt auf der Hand, mittlerweile stehen nur noch acht Spieler in den jeweiligen Kadern, die tatsächlich in Klagenfurt bzw. Villach geboren wurden. Dazu kommen noch Spieler wie zum Beispiel Rafael Herburger auf der einen oder Daniel Nageler auf der anderen Seite. Sie gelten als „eingebürgert“, obwohl sie nicht in der Stadt selbst geboren wurden.

Und dennoch ist der Großteil der Kader im Gegensatz zu früheren Jahren „zugereist“.

„Das war vor 15 bis 20 Jahren noch was anderes. Da hast du deine „Erzfeinde“ die letzten 15 Jahre mitgenommen und seit dem Nachwuchs gekannt. Das Geschäft hat sich verändert“, so Kalt.

Keine Freunde auf dem Eis

„Ich bin mit einigen Spielern aus Villach befreundet. Man muss den Villacher nicht hassen, nur weil er Villacher ist. Ganz im Gegenteil, es gibt sehr viele Cracks, mit welchen ich mich sehr gut verstehe“, erklärt Kalt die Situation aus Sicht der Spieler und relativiert dann doch ein bisschen.

„Am Eis ist das eine andere Geschichte. Aber am Eis habe ich mich mit meinen besten Freunden immer am Ärgsten bekriegt. Da ist schlicht mehr Emotion dabei, wenn du jemanden kennst, als wenn du deinen Gegner das erste Mal siehst. Es geht aber nicht darum jemanden zu verletzten oder weh zu tun, sondern einfach nur den Vergleich zu gewinnen.“

Auch am Sonntag im ersten Kärntner Derby der Saison werden alle Beteiligten wieder alles geben, um den Vergleich mit dem großen Rivalen für sich zu entscheiden. In den 60 Minuten werden sich die beiden Teams keinen Zentimeter Eis schenken. Doch auch wenn Eishockey ein physischer Sport ist und es während der Partie wohl zu der einen oder anderen Handgreiflichkeit kommen wird, ist dies nach der Begegnung vergessen.

„Wenn das Spiel vorbei ist, ist es vorbei. Das wäre schön blöd, wenn man sagen würde, man gehe mit einem Villacher nicht auf ein Bier oder einen Kaffee, nur weil der beim VSV spielt.“

Kein Interesse

Kalt selbst wird sich das Derby nicht ansehen.  „Ich habe schlicht keine Zeit, denn ich mache eine Ausbildung zum Sportmanager und da ist am Wochenende im Burgenland ein Kurs. Da meine Interessen im Moment  aber woanders liegen, interessieren mich die Spiele derzeit ohnehin nicht so.“

Viele Eishockey-Begeisterte Kärntner wird man dieser Tage jedoch nicht finden, die das „Spiel der Spiele“ am Sonntag „kalt“ lässt. Denn normalerweise zieht das Derby das gesamte Bundesland in seinen Bann.

Sebastian Rauch

 

TV-TIPP: Aufgrund der LIVE-Übertragung des Red Bull Stratos auf ServusTV wird die Partie auf LAOLA1.tv (ab 17:25 Uhr) und servustv.com/ebel zu sehen sein. Sollte der Rekordsprung von Felix Baumgartner nicht stattfinden, wird das Kärntner Derby wie geplant in der Servus Hockey Night LIVE zu sehen sein.

NHL-Spieler tun der Liga gut

In der Tat hat sich das „Geschäft Eishockey“ in den letzten Jahrzehnten extrem gewandelt, ein paar Konstanten gibt es aber dennoch.

„An der Fankultur hat sich nichts geändert, auch das Interesse in Kärnten dem Sport gegenüber ist gleich geblieben und das ist auch gut so“, versteht der 38-Jährige auch die emotionale Involvierung von Seiten der Fans.

Diese fiebern dem Duell mit dem Erzrivalen entgegen, besonders auf Seiten des VSV freut man sich auf das Derby. Zum einen steht man nach elf Runden an der Tabellenspitze, zum anderen ist mit Michael Grabner der absolute Publikumsliebling und NHL-Star für ein kurzes Gastspiel in seiner Heimat.

Auch Kalt sieht in der Rückkehr der NHL-Profis nur Positives. Egal, ob es sich um Thomas Vanek in Graz, Andi Nödl in Innsbruck oder eben „Grabsi“, wie ihn Kalt nennt, beim VSV handelt.

„Ich finde das super, dass sie den Weg zurück gefunden haben. Die Öffentlichkeit sieht nun auch, dass die Spieler, die in der EBEL engagiert sind, nicht auf der Nudelsuppe daher geschwommen sind. Große Namen machen einen Unterschied, aber nicht in dem Maße, wie ihn viele erwarten würden. Es muss aber auch gesagt werden, dass die alle aus dem Sommertraining kommen und in den Meisterschaftsbetrieb einsteigen. Hätten die einige NHL-Spiele in den Beinen und würden dann her kommen, wäre der Unterschied sicher größer.“

„Schade, um die Möglichkeit“

Die Tatsache, dass sie zurück sind, ist vor allem für junge Spieler, die sich mit den Stars messen können, eine große Bereicherung. Auch für so manchen alten Hasen dürften Spiele gegen die besten Österreicher ein einmaliges Erlebnis sein. Selbst Kalt kann der Situation einiges abgewinnen.

„Schade, dass ich nicht mehr mitspiele, das hätte auch mir Spaß gemacht“, so der Stürmer, der vom ÖEHV ins Team des Jahrhunderts gewählt wurde.

Der gebürtige Klagenfurter freut sich auch über die Rückkehr des Villachers Grabner, was im ersten Moment doch etwas seltsam anmutet. Für den ehemaligen KAC-Stürmer ist es aber das Normalste der Welt.