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Pewal: "Der Weg stimmt!"

Pewal:

Ein gemütliches Beisammensein, ein Abendessen mit Teamkollegen und Familie, mehr war nicht drinnen, für Marco Pewal und den VSV.

Zwar hätte der souveräne 4:1-Sieg im "Krisen-Derby" gegen den KAC jede Menge Gründe zum Feiern geboten, aber der dichte Terminkalender der Regular Season der Erste Bank Eishockey Liga sieht dafür keine Platzhalter vor.

"Zwei bis drei Spiele pro Woche, dazu jeden Tag Trainingseinheiten, da bleibt keine Zeit zu feiern", erklärt Pewal gegenüber LAOLA1. Zum Essen habe man jedoch mit einem Bier angestoßen, denn ein Sieg gegen den KAC sei nach wie vor etwas Besonderes.

Trotzdem tendiert der EBEL-Veteran nicht dazu, die Leistung überzubewerten. "Gut fürs Selbstvertrauen, aber wir müssen auf dem Boden bleiben."

Der Weg stimmt

Der 36-Jährige weist darauf hin, dass die jüngsten Gegner, Olimpija Ljubljana und eben der KAC, momentan nicht zu den Top-Teams gehören. Weil aber der VSV in der Tabelle als Achter auch nur marginal besser da steht, waren die vier Punkte für Pewal dennoch "ein erster Schritt in die richtige Richtung."

Beim VSV ist man sich bewusst, dass der Weg aus dem Tief – die Adler halten bei sechs Pleiten und nur vier Siegen – ein steiniger und somit nicht von heute auf morgen zu bewältigen ist.

"Jedes Spiel ist eng, die Liga ist auch heuer wieder sehr ausgeglichen. Da entscheiden die Kleinigkeiten", weiß Pewal. Zwar könne der Derby-Sieg ein Turnaround sein, doch ebenso schnell könne die Stimmung wieder umschlagen. Die nächsten Gegner sind mit RB Salzburg (Do, 19:15 Uhr LIVE auf LAOLA1.tv) und den Capitals keine leichten. "Wenn wir beide Spiele verlieren, wird man nicht sagen, dass wir die Krise überwunden haben", kennt der Linkshänder das Geschäft.

Doch davor hat er keine Angst. "Wir sind auf dem richtigen Weg und müssen positiv bleiben, auch wenn die Scheibe im Moment nicht für uns springt."

Ein Spiel dauert 60 Minuten

Pewals Optimismus ist durchaus begründet, denn das Team scheint, trotz des mäßigen Saisonstarts, intakt. Ein Indiz dafür zeigte sich am Sonntag, als KACler Jamie Lundmark den Adlerhorst im 304. Klassiker nach nur 15 Sekunden zum Schweigen brachte und der VSV sich davon nicht beindrucken ließ.

"Ein Spiel dauert immer noch 60 Minuten. Wir haben uns kurz abgeschüttelt, dann hat jeder für den anderen gekämpft", lässt Pewal den "verdienten Sieg der besseren Mannschaft" Revue passieren.

Der Stürmer wird dabei nicht müde, den Charakter des Teams hervorzuheben. "Die Stimmung in der Kabine ist super, obwohl es nicht gut läuft", unterstreicht er den Zusammenhalt.

Viel Lärm um Nichts

Aussagen, die man dem Kärntner abnimmt. Denn wäre alles ganz anders, hätte die Integration der Tryout-Spieler Jason Krog und Darren Haydar nicht derart gut geklappt. Diese fiel jedoch auch aufgrund der Qualität der AHL-erfahrenen Stürmer leicht.

"Beide haben in den besten Ligen Europas und der Welt gespielt", schwärmt Pewal. Weil die Tryout-Verträge der Kanadier am Mittwoch bis Saisonende verlängert wurden, muss nun ein anderer Kaderspieler abgemeldet werden.

Zuletzt war den Medien zu entnehmen, dass es sich dabei um Pewal handeln könnte, was sogar Freund und NHL-Star Michael Grabner auf den Plan rief. "Super, dass sich Grabsi für die Einheimischen einsetzt, aber ich möchte da nichts mehr dazu sagen. Ich glaube dem Verein", ortet der Routinier viel Lärm um nichts. Der VSV machte kürzlich glaubhaft, dass der Lokalmatador nicht zur Diskussion steht.

Kein Schönheitspreis

Fest steht, dass es zwischen Pewal und den Tryouts, die er mit den letztjährigen Leistungsträgern John Hughes und Derek Ryan vergleicht, kein böses Blut gibt: "Sie passen super zum Verein. Und sie helfen uns weiter, vor allem im Powerplay." Womit der gebürtige Villacher auf eine der großen Schwächen des VSV zu sprechen kommt.

Der Playoff-Halbfinalist von 2014 hat in Überzahl, aber auch im Fünf-gegen-Fünf, Probleme, den Puck am gegnerischen Goalie vorbeizubringen. Dabei spielt der VSV recht ansehnlich, aber eben auch sehr ungefährlich.

"Wir haben niemanden vor dem Tor und spielen zu viel außen herum", nimmt sich der Stürmer selbst nicht aus der Verantwortung. "Das sieht zwar alles schön aus, es kommt aber eben nichts dabei raus." Erste Umstellungen ("mehr Schüsse") sollen schon in den kommenden Spielen zum Tragen kommen. "Vielleicht erzwingen wir einmal ein Ugly-Goal!"

Vier gewinnt

Ein weiterer Punkt, der den Adlern Hoffnung auf Besserung gibt, ist das Penalty-Killing. Nur in weniger als acht Prozent der Unterzahl-Situationen muss der VSV einen Gegentreffer hinnehmen – Ligabestwert!

Die jüngsten 19 (!) Unterzahl-Situationen überstanden die Adler. Das Geheimnis? "In Unterzahl wirft sich jeder rein", so Pewal. Auch das zeige den Charakter der Mannschaft. "Verteidiger und Stürmer blocken Schüsse, keiner ist sich zu schade!"

"Salzburg? Immer etwas Besonderes!"

Gerne würde sich Pewal auch am Donnerstag gegen RB Salzburg reinwerfen, jedoch kann er krankheitsbedingt nur am Laptop mitfiebern.

Die Enttäuschung ist ihm anzumerken, denn bei den "Bullen" hat der 1,78m-Mann zwischen 2004 und 2011 den Großteil seiner Karriere verbracht. "Ich hatte eine unglaubliche Zeit in Salzburg, die ich nie vergessen werde. Mit vielen Ex-Kollegen pflege ich bis heute eine gute Freundschaft", erklärt der Villacher, dass es "immer etwas Besonderes" sei, im Volksgarten aufzulaufen - auch als VSVler.

Trotz der unterschiedlichen Ausgangslage glaubt Pewal an einen offenen Schlagabtausch. Berechtigterweise, denn es trifft das zweitbeste Powerplay (RBS) auf das beste Penaltykilling (VSV). Den Unterschied zwischen beiden Teams erwartet er jedenfalls nicht so groß, wie man ihn aufgrund der Tabellen-Konstellation vermuten würde. "Wenn wir unsere Stärken ausspielen, haben wir eine Chance", sagt der zum Zuschauen Verdammte.

Zumindest das Erfolgs-Rezept, Salzburg zu knacken, möchte Marco Pewal seinem VSV aber mitgeben. "Diszipliniert spielen, vor allem im eigenen Drittel und wenig Strafen nehmen."

Nun müssen es seine Kollegen nur noch umsetzen.


Kevin Bell