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"Babsi hat ihr großes Kämpferherz bewiesen"

Nur hauchdünn verpasste Barbara Haas am Dienstag beim 9. Nürnberger Gastein Ladies in der ersten Runde eine Riesen-Sensation.

Die 19-jährige Oberösterreicherin musste sich der rumänischen French-Open-Achtelfinalistin Andreea Mitu erst nach einem harten Kampf nach knapp drei Stunden mit 1:6, 7:6 (5), 6:7 (5) geschlagen geben.

Haas nicht unzufrieden

„Derzeit überwiegt die Enttäuschung, wenn ein bisschen Zeit vergeht, wahrscheinlich die Freude über die Leistung. Ich war auf jeden Fall bereit für dieses Turnier und die Wild Card, die ich bekommen habe“, bilanzierte sie trotz der Niederlage nicht unzufrieden.

Nach einem katastrophalen ersten Satz („Da war ich zu passiv und schüchtern“), in dem die 23-jährige Mitu mit ihren wuchtigen Grundschlägen klar dominierte, fand Haas immer besser ins Spiel.

„Danach habe ich aktiver gespielt. Bei 1:6, 0:2 wollte ich einfach nur versuchen, so lange wie möglich noch am Platz stehen zu dürfen. Ich bin dann zum Glück immer besser reingekommen“, hielt die Weltranglisten-304. dagegen und erhöhte dadurch auch die Fehlerquote ihrer Kontrahentin, die zudem im zweiten Durchgang zwei Matchbälle nicht nutzen konnte.

Break-Orgie

Dabei kam es im Spielverlauf zu einer wahren Break-Orgie: Von 0:1 bis 5:5 im zweiten und von 0:0 auf 2:2 im dritten Satz kam es nur zu Aufschlagverlusten. Spannung pur gab es im Finish: Bei 5:4 und Aufschlag Mitu konnte Haas zwei Matchbällle nicht verwerten.

„Beim ersten Matchball hat sie einen super Longline-Ball gespielt, beim zweiten ist mir leider ein Return-Fehler unterlaufen, der mir nicht passieren sollte“, haderte Haas in dieser Phase etwas mit ihrem Spielglück.

Im folgenden Tiebreak lag sie schnell mit 3:1 voran, leitete dann aber mit einem unerzwungenen Fehler die neuerliche Wende selbst ein („Das war ein weiterer Schlüsselpunkt“).

Mitu, die in Roland Garros heuer unter anderem Karolina Pliskova und Francesca Schiavone eliminierte, machte vier Punkte in Folge auf 5:3 und wurde im Finish für ihr initiativeres Spiel belohnt.

Coach Waber: „Kämpferherz bewiesen“

„Ich wollte das Match ursprünglich eigentlich nur genießen. Wenn man so knapp vor dem Sieg steht, will man es aber natürlich auch gewinnen. Leider habe ich meine Chance nicht genützt“, trauerte Haas dem verpassten großen Wurf nach.

Coach Jürgen Waber war im Gespräch mit LAOLA1 mit seinem Schützling trotz des knappen Spielverlaufs nur teilweise zufrieden: „Ich finde nicht, dass sie besonders gut gespielt hat. Vor allem zu Beginn war sie sehr angespannt, hat sich dann aber gesteigert und eine normale Leistung geboten.“

„Sie hat bewiesen, dass sie ein riesiges Kämpferherz hat und war am Ende der Partie auf Augenhöhe mit der Nummer 72 der Welt – das konnte man nicht unbedingt erwarten. Ich weiß, dass Babsi noch viel besser spielen kann“, ist der ehemalige Betreuer von Sybille Bammer überzeugt.

In zwei bis drei Jahren will Haas, die als Vorbilder Justine Henin und Caroline Wozniacki angibt, den Sprung in die Top 100 schaffen. Vorerst soll einmal der vollständige Wechsel auf die Challenger-Tour gelingen.

„Es ist alles noch ausbaufähig“

„In erster Linie geht es darum, das Tempo des Gegners noch mehr mitzunehmen. Dann wird ihr Grundtempo mit der Zeit immer schneller. Es ist natürlich noch alles ausbaufähig“, zeigt Waber die Baustellen auf.

Dass Haas („In erster Linie bin ich eine Kämpferin und damit eine Defensiv-Spielerin“) über keine besondere Waffe verfügt, sondern vielmehr mit ihrer Kompaktheit punktet, sei laut dem Oberösterreicher nicht so tragisch: „Besondere Stärke braucht sie meiner Meinung nach keine, sondern einfach mehr Tempo und mehr Drall auf beiden Seiten.“

„Aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen wird sie mit ihrem Spiel ihre Kontrahenten immer in längere Rallys verstricken müssen. Sie muss sie ihre Gegner von der Grundlinie spielerisch aufarbeiten“, würde Waber sie am ehesten mit Simona Halep vergleichen.

Erneut gegen Österreicherin?

Die Weltranglisten-72. Mitu könnte es in Bad Gastein im Achtelfinale übrigens erneut mit einer Österreicherin zu tun bekommen.

Die Tirolerin Patrcia Mayr-Achleitner, Finalistin von 2011, trifft allerdings erst am Mittwoch auf die an sieben gesetzte Tschechin Anna Karolina Schmiedlova, die am Sonntag das WTA-Turnier in Bukarest gewann. Die Siegerin dieses Duells spielt gegen Mitu.

Christian Frühwald