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Waber: "Halbfinal-Einzug wäre keine Überraschung"

Waber:

Ganz Tennis-Österreich wird Tamira Paszek am Montag (ab 12:30 Uhr im LAOLA1-Ticker) die Daumen drücken, um wie im Vorjahr den Sprung ins Viertelfinale von Wimbledon zu schaffen.

Die Aufgabe ist durchaus machbar: Die 21-jährige Vorarlbergerin bekommt es mit der an 21 gesetzten Italienerin Roberta Vinci zu tun.

Danach könnte es wie im Vorjahr zum Duell mit Australian-Open-Siegerin Victoria Azarenka kommen.

„Für mich wäre auch ein Halbfinal-Einzug keine Überraschung“, traut ihr Jürgen Waber im LAOLA1-Interview sogar eine Steigerung zu.

„Mit Trainer Andrei Pavel hat sie jetzt einigen ganz schlauen Fuchs an ihrer Seite. Auf Rasen kann sie jeder Gegnerin gefährlich werden“, ist der österreichische Fed-Cup-Kapitän überzeugt.

Außerdem erklärt der ehemalige Coach von Sybille Bammer, welche Rolle der Materialwechsel in Paszeks Höhenflug spielte und welche Parallelen zu Andre Agassi vorhanden sind.

LAOLA1: Was sagst du zu Tamira Paszeks derzeitigem Erfolgslauf?

Jürgen Waber: Der Lauf von Tamira ist natürlich schon ein bisschen überraschend. Auf der anderen Seite hat sie mit 16 Jahren ein WTA-Turnier gewonnen. Es war einfach eine Frage des Selbstvertrauens, wann es für sie wieder richtig laufen wird.

LAOLA1: Trotz des großen Potenzials ist es für Paszek im ersten Halbjahr so gar nicht gelaufen. Wie kann man sich diese extremen Unterschiede erklären?

Waber: Zu Saisonbeginn hat sie bei ihrem Material experimentiert und das ist nicht nach Wunsch gelaufen. Dadurch ist sie in eine Negativ-Spirale bekommen und jeder weiß, dass im Tennis das Selbstvertrauen das Wichtigste ist. In Folge hat sie um Paris herum aber sehr wichtige Entscheidungen in ihrem Umfeld getroffen. Sie hat mit Andrei Pavel einen sehr erfahrenen Trainer geholt, der sicherlich sehr intensiv und geschickt mit ihr gearbeitet hat. Und gute Arbeit zahlt sich einfach aus. Auch körperlich hat sie sich sicherlich weiter verbessert. Wenn dann noch das Selbstvertrauen dazukommt, kann man sein Potenzial in den wichtigen Momenten abrufen. In Wimbledon hat man ja gesehen, dass sie derzeit einfach die Schlüsselpunkte macht. Im Tennis muss man seine Chancen nützen. Eine Riesen-Kämpferin war sie schon früher. Das war immer schon ihre Stärke.

Jürgen Waber traut Tamira Paszek in Wimbledon noch einiges zu

Waber: Als ich mir den Raster zum ersten Mal angeschaut habe, habe ich mir gedacht, dass Marion Bartoli im Achtelfinale die erste große Gegnerin sein wird. Vor der habe ich auf Rasen sehr großen Respekt. Bartoli hat allerdings schon in Runde zwei gegen Lucic verloren und so traue ich ihr jetzt auf alle Fälle das Viertelfinale zu. Für mich wäre es auch keine große Überraschung, sollte sie es ins Semifinale schaffen. Es ist nur die Frage, ob sie weiterhin ihre Chancen in den entscheidenden Momenten nützen kann. Sie wird auf jeden Fall in jedem Match ihre Möglichkeiten bekommen. Wenn sie weiterhin so fulminant agiert, wenn es darauf ankommt, dann wird sie wieder als Siegerin vom Platz gehen.

LAOLA1: Im letzten Jahr stand Paszek bereits im Viertelfinale von Wimbledon. Danach war ihre gute Form aber recht bald wieder verflogen. Wie schätzt du die Chancen ein, dass sie heuer zu mehr Konstanz findet?

Waber: In der letzten Saison hat sie danach noch zwei Turniere ganz gut gespielt. Ich habe jetzt aber wenig Sorgen, dass es nach Wimbledon nicht mehr so gut laufen könnte. So konstant wie jetzt vielleicht nicht, aber ich glaube schon, dass sie sich über kurz oder lang in die Top 20 spielen wird. Solche Turnier-Erfolge sind einfach unglaublich motivierend und geben ihr das nötige Selbstvertrauen. Zudem passt das Umfeld jetzt einfach. Mit Trainer Pavel hat sie einen ganz schlauen Fuchs an ihrer Seite. Ich glaube nicht, dass sie in ein Loch fallen könnte. Mit ihrem Ranking ist sie überall drinnen. Dadurch sollte sie weiterhin genug Punkte sammeln können.

Das Gespräch führte Christian Frühwald

LAOLA1: Um noch einmal zum Materialwechsel zurückzukommen: Rund um den Fed Cup Anfang Februar hat Paszek wieder ihren alten Schläger verwendet. Wie hast du das als Fed-Cup-Kapitän mitbekommen?

Waber: Nach dem Fed Cup hat sie wieder zu ihrem alten Modell gegriffen. Es war für mich offensichtlich, dass mit ihrem alten Schläger ihre Stärken viel besser zur Geltung kommen. Mittlerweile spielt sie aber schon seit längerer Zeit mit ihrem alten Racket. Die jetzigen Erfolge sind also sicherlich noch mehr ihrer konsequenten Arbeit, die sie zuletzt geleistet hat, zu verdanken.

LAOLA1: Schon im vergangenen Jahr zeigte Paszek ihre besten Leistung auf Rasen. Warum taugt ihr dieser Belag so?

Waber: In ihrer bisherigen Karriere feierte sie die größten Erfolge auf schnellen Belägen. Rasen kommt ihrem Spiel sicherlich am meisten entgegen. Ihre Stärken werden am meisten forciert und ihre Schwachstellen am besten kaschiert. Auf Rasen kann sie jeder Gegnerin gefährlich werden.

LAOLA1: Wobei der Aufschlag auf Rasen traditionellerweise nicht so unwichtig ist. Dieser ist aber nicht gerade eine Stärke von Paszek.

Waber: Auf Rasen ist das Tempo beim Aufschlag nicht so entscheidend. Durch den flachen Absprung kann man ihn auch mit viel Schnitt flach halten. Dadurch hat die Return-Spielerin weniger Möglichkeiten zum Attackieren als auf einem anderen Belag. Tamira macht dann eben nicht über den ersten Aufschlag die Punkte, sondern in der Spieleröffnung. Ein Agassi hat es früher auch nicht anders gemacht. Er hat auch erst über den ersten normalen Schlag das Spiel bestimmt.

LAOLA1: Trotz allem hat Paszek bei ihrem Aufschlag aber noch gehöriges Verbesserungspotenzial, oder?

Waber: Natürlich, man kann immer alles verbessern. Auf Rasen kann sie beim Aufschlag aber immerhin neutrale Situationen schaffen, wo sie auf anderen Belägen eher unter Druck kommen kann. In den letzten Monaten konnte sie ihren Aufschlag schon verbessern. Man sieht, dass sie in Wimbledon eine sehr hohe Percentage beim ersten Aufschlag hat. Wenn die Präzision passt und sie gut variiert, dann gewinnt sie auch so viele Punkte als Aufschlägerin. Es ist nicht immer notwendig, dass sie viele direkte Punkte erzielt. Sie ist ja nicht die größte Spielerin. Das Wichtigste ist, dass die Platzierung stimmt und sie danach aggressiv agiert.

LAOLA1: Zudem hat der Aufschlag im Damen-Tennis nicht die große Bedeutung wie bei den Herren.

Waber: Das stimmt natürlich auch. Es gibt nur wenige Ausnahmen wie die Williams-Schwestern oder Lisicki, die mit dem Aufschlag wirklich viele direkte Punkte machen. Aber das ist ein anderer Zugang. Nicht jeder Schlag kann eine besondere Stärke sein.

LAOLA1: Von vielen internationalen Medien wird Tamira Paszek schon als eine der besten Rasen-Spielerinnen auf der Tour bezeichnet. Was traust du ihr in Wimbledon noch zu?