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Das "Wunder von Medjugorje"

Das

Es ist ein Wunder. Davon habe ich mein Leben lang geträumt!" Marin Cilic musste nach seinem unerwarteten Sieg bei den US Open in New York zunächst um Worte ringen.

Der fast zwei Meter große Tennisprofi aus dem bosnischen Marienwallfahrtsort Medjugorje ist nach dem 6:3,6:3,6:3 über den Japaner Kei Nishikori der zweite kroatische Grand-Slam-Sieger nach Goran Ivanisevic.

Kein Topfavorit

Der Wimbledonsieger von 2001 fieberte diesmal als Cilic' Coach auf der Tribüne mit. Seit er seinen Landsmann betreut, geht es mit Cilic wieder stark aufwärts.

Schon im Februar 2010 war der baumlange Kroate die Nummer neun der Welt gewesen.

Als Nummer 16 gesetzt, hatte der 25-Jährige beim letzten Major des Jahres aber bei weitem nicht zu den Topfavoriten gezählt.

Pause tat gut

Auch, weil er im Vorjahr bei einer Dopingprobe mit dem Stimulans Nikethamid hängen geblieben war. Erst nachdem er den CAS überzeugen konnte, dass diese Substanz unbeabsichtigt über in der Apotheke gekaufte Glukosetabletten in seinen Körper geraten war, wurde Cilic' Sperre von neun auf vier Monate reduziert.

Die Pause dürfte sich nachträglich aber sogar positiv ausgewirkt haben. Denn wie Roger Federer (Stefan Edberg), Novak Djokovic (Boris Becker), Andy Murray (lange Zeit mit Ivan Lendl) oder sein New Yorker Finalgegner Kei Nishikori (Michael Chang) sicherte sich der Kroate während der Auszeit die Dienste seines Vorbildes Ivanisevic und kehrte im Oktober in Paris auf die Tour zurück.

2014 gewann er zum bereits vierten Mal den Heim-Event in Zagreb. "Goran hat eine entspannte Atmosphäre und enorme Kenntnis ins Tennis eingebracht", bedankte sich Cilic nach dem US-Open-Finale.

"Er war zu gut"

In dem hatte er dem ersten Asiaten in einem Major-Finale nicht den Funken einer Chance gelassen.

So wie schon davor im Halbfinale dem großen Roger Federer, womit erstmals seit 2005 weder der Schweizer noch Djokovic und der - diesmal aber verletzt fehlende - Spanier Rafael Nadal am Endspiel beteiligt waren.

Gleich fünf Mal nahm der 1,98 m große Aufschlagriese Cilic im Finale der beiden Außenseiter seinem um 20 Zentimeter kleineren Gegner den Aufschlag ab, nach weniger als zwei Stunden servierte er zum insgesamt zwölften Turniersieg aus. Drei Millionen Dollar Preisgeld und die Rückkehr auf Platz neun der Weltrangliste waren der Lohn. "Er war zu gut. Ich hingegen war viel zu nervös", gestand der als Nummer elf gesetzte und ausgelaugt wirkende Nishikori (24), der Japans erster Major-Sieger gewesen wäre.

"Ein Wunder"

Cilic hingegen kam aus dem Jubel kaum noch heraus. "Es ist ein Wunder. Es fühlt sich komplett unrealistisch an", sagte der Mann aus dem jährlich von einer Million Menschen besuchten Pilger-Ort. Auf einem Hügel bei Medjugorje soll 1981 die Gottesmutter sechs Hirtenkindern erschienen sein.

Im Vorjahr war Cilic wegen seiner Sperre nur Zuschauer bei den US Open gewesen. Mit Ivanisevic an seiner Seite gelang ihm nun der erste Titelgewinn bei einem der vier wichtigsten Tennisturniere der Welt.

Cilic ist der erste kroatische Grand-Slam-Champion seit Ivanisevic vor 13 Jahren in Wimbledon triumphierte.

Entspannt zum Sieg

"Jetzt kann ich zurücktreten", scherzte Ivanisevic in New York. "Als Coach zu erleben, wie souverän dein Mann vor 20.000 Zuschauern in einem Grand-Slam-Finale agiert, ist beeindruckend", sagte der einstige Aufschlagkönig.

"Ich habe Marin gesagt, er soll es genießen. Dann ist er aufgetreten, als ob er schon 20 Grand-Slam-Finali gespielt hätte. Er war viel entspannter als Nishikori."

"Das bedeutet mir so viel, es ist das Größte überhaupt", erklärte Cilic, der noch auf dem Platz die ersten Telefonate mit der Heimat führen wollte. "Es ist ein besonderer Tag für mich, aber auch für ganz Kroatien", sagte der Aufschlaghüne und berichtete von "WM-Atmosphäre" in seinem Land. Zum zweiten Mal nach 2001 darf das noch junge Land wieder einen Tennis-Helden feiern.