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Melzer greift nach zweitem 1000er-Halbfinale

Melzer greift nach zweitem 1000er-Halbfinale

Mit dem am Dienstag fixierten Viertelfinal-Einzug in Miami feierte Jürgen Melzer in dieser Woche einen nicht zu unterschätzenden Erfolg.

Bei seinem insgesamt bereits 66. ATP-1000-Turnier schaffte er es zum siebenten Mal unter die letzten acht bzw. zum ersten Mal seit fast zwei Jahren.

Damals stürmte der 31-jährige Deutsch-Wagramer in Monte Carlo mit einem sensationellen Sieg über Roger Federer sogar bis in sein bislang einziges Halbfinale vor.

Für die Wiederholung dieses Erfolgs benötigt Melzer am heutigen Mittwoch (nicht vor 20 Uhr) einen Sieg über David Ferrer.

Der spanische Weltranglisten-Fünfte führt zwar im Head-to-Head mit 6:2, auf Hartplatz ist die Bilanz mit 1:1 aber ausgeglichen.

Besetzung wie bei einem Grand-Slam-Turnier

Die ATP-1000er gehören nach den Grand-Slam-Events immerhin zu den wichtigsten Turnieren auf der Tour. Wie bei den Majors sind hier beinahe immer alle Top-Stars mit von der Partie.

So ist es auch in Miami eher die Ausnahme als die Regel, dass heuer mit Roger Federer und Rafael Nadal zwei prominente Namen fehlen.

Diese Tatsache soll den Erfolgslauf von Melzer allerdings nicht schmälern. Schließlich musste im Achtelfinale auch Novak Djokovic (Niederlage gegen Tommy Haas) anerkennen, dass die Dichte im Herren-Tennis weiterhin extrem groß ist.

Spott und Häme zu Saisonbeginn

Wie eng es auf der Tour zugeht, musste Melzer auch zu Saisonbeginn einige Male am eigenen Leib erfahren.

Mit Erstrunden-Niederlagen gegen eher unbekannte und im Ranking auch deutlich schlechter gereihte Spieler wie Greg Jones Igor Sijsling, Joao Sousa oder Mischa Zverev zog er sich den Spott und die Häme einiger österreichischer Fans zu.

Nach dem 1000er-Event in Miami steht aber fest: So schlecht war die bisherige Saison von Jürgen Melzer wahrlich nicht. 

In einer mit den aktuellen Miami-Ergebnissen aktualisierten Race-Wertung des Jahres liegt der ÖTV-Daviscupper auf dem extrem starken 15. Platz!

In anderen Worten: 2013 gab es nur 14 Spieler auf der ATP-Tour, die erfolgreicher als Melzer agierten.

Hinter dem Deutsch-Wagramer finden sich so prominente Namen wie Janko Tipsarevic, Stanislas Wawrinka, Ernests Gulbis, Bernard Tomic, Nikolay Davydenko, Gael Monfils oder auch das heuer so aufstrebende Talent Grigor Dimitrov.

Bei einem Sieg gegen Ferrer würde er als Elfter oder Zwölfer bereits an den Top 10 kratzen. Klappt es mit dem Endspiel, lockt sogar Platz acht!

"Man kann alles schlecht reden"

Kein Wunder, dass Melzer die in den letzten Wochen oft aufkeimende Kritik nicht ganz nachvollziehen kann.

"Wenn man unbedingt will, dann kann man alles schlecht reden", erklärte er vor ein paar Tagen auf der ÖTV-Homepage. "Man kann halt nicht jede Woche ein Turnier gewinnen."

Im Vergleich zu 2012 erkennt Melzer auf jeden Fall eine Steigerung. "Ich bin nicht mehr so passiv wie früher", erklärt der Niederösterreicher, der mit seinem neuen Coach Alexander Waske weiterhin an diesem Punkt arbeiten will.

Saisonziel "Top 20"

Behält Melzer diesen Weg bei, scheint er auf einem guten Weg, sein Saisonziel "Top 20" zu erreichen. Dies beweist schon der große Unterschied zwischen seinem offziellen ATP-Ranking als 42. und der aktuellen Jahreswertung, in der er eben auf Rang 15 liegt.

Position Spieler Land Punkte Miami Punkte bei HF max. Punkte
1. Novak Djokovic SRB 2990 ausgeschieden
2. David Ferrer ESP 1950 im Bewerb 2130 2770
3. Rafael Nadal ESP 1900 nicht am Start
4. Andy Murray GBR 1810 im Bewerb 1990 2630
5. Tomas Berdych CZE 1550 im Bewerb 1730 2370
6. Juan M. Del Potro ARG 1425 ausgeschieden
7. Roger Federer SUI 1170 nicht am Start
8. Richard Gasquet FRA 1035 im Bewerb 1215 1855
9. Jo-Wilfried Tsonga FRA 920 ausgeschieden
10. Kei Nishikori JPN 905 ausgeschieden
11. Nicolas Almagro ESP 810 ausgeschieden
12. Gilles Simon FRA 810 im Bewerb 990 1630
13. Marin Cilic CRO 780 im Bewerb 960 1600
14. Milos Raonic CAN 645 ausgeschieden
15. Jürgen Melzer AUT 620 im Bewerb 800 1440
16. Tommy Haas GER 610 im Bewerb 790 1430

Bis in den Oktober hat Melzer nur wenig Punkte zu verteidigen. "Am Ende des Jahres habe ich eigentlich nur das Semifinale von Valencia aus dem Vorjahr stehen. Für den Rest der Saison habe ich dadurch keine schlechte Ausgangsposition."

Mit Zahlenspielereien will er allerdings keine große Zeit verschwenden. "Ich kann nur weiter arbeiten und versuchen, meine Matches zu gewinnen."

Ferrer vor Melzer gewarnt

Unter diesem Motto geht Melzer auch in sein Spiel gegen Ferrer, der sich  von dem aktuellen Erfolgslauf von neun Siegen in Serie gewarnt zeigt und den Österreicher nicht unterschätzen wird.

"Ich muss sehr konzentriert spielen. Als Linkshänder ist er mit seinem Aufschlag sehr gefährlich. Es wird viel auf meinen Return ankommen", meint der spanische Weltranglisten-Fünfte, der am 2. April seinen 31. Geburtstag feiert.

Als "Oldie-Duell" geht diese Partie in Miami aber trotzdem nicht durch. Schließlich könnte es der Sieger im Halbfinale mit dem fast 35 Jahre alten Tommy Haas zu tun bekommen.

Angesichts der aktuell reifen Jahrgänge in den vorderen Ranking-Regionen muss sich Tennis-Österreich also noch keine Sorgen machen, bald ohne Top-Spieler auskommen zu müssen.

Christian Frühwald