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Tom Boonen – Jetzt erst recht?

Tom Boonen – Jetzt erst recht?

Fiorenzo Magni, Achiel Buysse, Johan Museeuw, Eric Leman und Tom Boonen – sie alle sind mit jeweils drei Triumphen Rekordsieger bei der Flandern-Rundfahrt.

Mit Tom Boonen ist nur noch einer dieser fünf Herrschaften aktiv. Ein vierter Sieg bei der Ronde würde den Belgier nicht nur in seiner Heimat endgültig in den Kreis der Radsportlegenden hieven.

"Rekorde sind da, um gebrochen zu werden", sagt Boonen selbst. Doch der Titelverteidiger gehört am Ostersonntag nicht zum engsten Favoritenkreis. Einerseits ist dafür Peter Sagan in zu bestechender Form, andererseits schleppt sich Boonen selbst nach dem Traumjahr 2012 bisher mehr schlecht als recht durch die laufende Saison.

OP und Verletzung

Eine Darminfektion im Dezember zwang den 32-Jährigen zum Start-Verzicht beim eigenen Wohltätigkeits-Rennen, aufgrund einer Ellenbogen-OP im Januar musste er seinen Saisonauftakt in den Februar verschieben.

Nach dem passablen siebenten Platz bei E3 Harelbeke folgte wenige Tage später bei Gent-Wevelgem der nächste Rückschlag: Bei einem Sturz knallte der Omega Pharma-QuickStep-Profi mit dem Knie voll auf den Bürgersteig.

Trotz Schwellung startete Boonen bei den Drei Tagen von De Panne. „Ich muss meinen Rhythmus behalten“, spielte der Flame auf seine fehlenden Rennkilometer 2013 an. Dort war er sich dann auch nicht zu schade, für Mark Cavendish den Sprinterzug anzuführen, verließ das Rennen aber trotzdem nach zwei Tagen.

„De Panne war ein gutes Training für mich. Das Knie ist noch nicht bei einhundert Prozent, damit kann ich aber leben“, so der Routinier.

Eine Wundertüte

Bei der Pressekonferenz vor der Flandern-Rundfahrt am Karfreitag wirkte Boonen ruhig. Wohl auch, weil er seine Chancen selbst nicht ganz einschätzen kann.

„Natürlich ist es nicht so wie letztes Jahr, es sind viel mehr Fragezeichen, aber so schlecht sieht es nicht aus. Ich habe in den letzten Wochen viele Fortschritte gemacht. Ich habe auch schon Rennen mit schlechterer Form gewonnen“, legte der Lokalmatador eine gewisse Lockerheit an den Tag.

Und obwohl Boonen sich selbst ein wenig als Wundertüte sieht, ist er sich im Klaren darüber, dass ihn niemand fahren lassen wird. Das Feld ist sich bewusst, dass Erfahrung und Rennintelligenz bei einem Klassiker dieser Größenordnung Gold wert sein können.

Starkes Team

Neben der Erfahrungs-Karte kann Boonen auch auf ein starkes Team setzen. Mit Sylvain Chavanel verfügt Omega Pharma-QuickStep über einen weiteren potenziellen Siegfahrer, Helfer wie Niki Terpstra oder Stijn Vandenbergh hätten andere Rennställe gerne in den Reihen.

Wichtig wird wohl sein, dass das Tempo nicht zu früh angezogen wird, damit Boonen Körner für ein mögliches Finale gegen Fabian Cancellara oder Sagan sparen kann.

Vor dem Slowaken hat der Titelverteidiger zwar sehr viel Respekt, merkte aber an, dass niemand unschlagbar sei.

Máté Esterházy