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Bernhard Eisel: "Über die Tour geht nichts drüber"

Bernhard Eisel:

Wenn am Samstag in Lüttich die 99. Auflage der Tour de France startet, darf ein Mann nicht fehlen: Bernhard Eisel.

Zum bereits neunten Mal ist der Steirer bei der wichtigsten Rundfahrt der Welt am Start – damit ist der Profi vom Team Sky alleiniger österreichischer Rekordhalter.

"Drei verdammt harte Wochen"

Der Tiroler Georg Totschnig war acht Mal beim größten Radrennen der Welt dabei. Während „Totsch“ im Zillertal vor dem Fernseher mitfiebert, warten auf den Road Captain 20 Etappen, davon neun in den Bergen, und insgesamt 3.497 Kilometer.

„Das werden drei verdammt harte Wochen“, lacht Eisel im Gespräch mit LAOLA1, aber er weiß auch um die mögliche Belohnung.

Denn mit Mark Cavendish, der das Grüne Trikot vom Vorjahr verteidigen möchte, und vor allem mit Bradley Wiggins, dem Mann für Gelb, hat man zwei heiße Eisen im Feuer.

„Bradley ist in Topform, er ist unser Mann für den Gesamtsieg – für ihn werde ich mit den anderen Jungs von der Rampe in Lüttich bis zum Ziel in Paris arbeiten“, erklärt der 30-Jährige seine Aufgabe für die nächsten drei Wochen.

Gelbes Trikot geht vor

Aber natürlich hat Eisel auch eine „special mission“ namens Mark Cavendish: „Gelb hat oberste Priorität, dann kommen Etappensiege und wenn sich das Grüne Trikot ausgeht, sagen wir natürlich auch nicht Nein.“

Aber, erzählt Eisel, beim Weltmeister fahren auch schon die Olympischen Spiele im Hinterkopf mit, wofür die Tour de France noch ein letzter Härtetest ist.

Auch für Eisel, der am Montag nach der Schlussetappe mit dem Zug nach London fährt, um sich ein letztes Bild vom Olympia-Kurs („Der könnte mir entgegen kommen!“) zu machen.

Tour steht über Olympia

Müsste er es sich aussuchen, der Vorzeige-Profi und Athletensprecher würde die Tour de France den Olympischen Spielen vorziehen. „Olympia ist wichtig, weil es nur alle vier Jahre ist, aber über die Tour geht einfach nichts drüber, das ist das größte und wichtigste Rennen der Welt.“

Dementsprechend möchte sich Team Sky präsentieren. In Abwesenheit von Mitfavorit Andy Schleck und ohne den wegen Dopings gesperrten Alberto Contador läuft alles auf ein Duell zwischen Titelverteidiger Cadel Evans und eben Wiggins hinaus.

Euskaltel auf der Rechnung

Auch, weil es bei RadioShack intern kracht: „Sie haben Probleme, auch wenn sie natürlich versuchen, die runter zu spielen.“ Orica-GreenEdge um Ex-Kollegen Matthew Goss traut Eisel zu, eine Rolle im Kampf um die Etappensiege zu spiele, auch das baskische Team Euskaltel hat er auf der Rechnung.

„Die waren bei der Tour immer stark und werden es auch heuer sein.“ Und was darf man sich von ihm selbst erwarten? „Realistisch gesehen sind meine Chancen gering, aber die Hoffnung stirbt zuletzt“, wartet Eisel noch auf den Erfolg, „von dem ich später meinen Enkeln erzähle.“

Karriereende bei Podestplatz

Seine Ankündigung, wonach er bei einem großen Triumph sofort aufhört, hat noch immer Gültigkeit, wie er im Gespräch mit LAOLA1 verrät. „Ja, wenn ich bei der Tour aufs Podium fahre, dann höre ich auf!“

Aber auch ohne Etappensieg bleibt die Faszination Tour de France so groß wie vor dem ersten Antreten. „Ich bin auch beim neunten Mal noch so nervös wie vor meiner Premiere.“

 

Stephan Schwabl